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Max-Joseph-Denkmal in München, 1825 — 1835.

einen Aufschub bis zum April des nächsten Jahres zur Folge, wo
die Reise unter veränderten Dispositionen angetreten ward.
Ranch machte in Berlin eine Skizze der Figur des Königs
Max Joseph in vorgeschriebener Weise, auf dem Throne sitzend, im
Krönungsornat. Er mußte sich sagen, daß es sich in München zu-
nächst doch nur um vorbereitende Schritte handeln könnte und daß
cs besser wäre, die Denkmalsarbeiten bis zur Vollendung des Hülfs-
mvdells in Berlin zu beschaffen, nm dann erst zur Ausführung im
Großen nach München überzusiedeln. Er erbat sich deshalb zu-
nächst nur einen kürzeren Urlaub zu jener Reise, welche er aber bis
Paris auszudehneu gedachte, weil es sich in München auch um
seinen Beirath bei der Einrichtung einer Erzgießerei handelte, für
welchen er die damals leistungsfähigsten Pariser Gießereien kennen
lernen mußte.
Am 25. April traf Ranch mit der Skizze des Sitzbildes in Mün
chen ein. Er ward vom Könige 'wie ein alter Bekannter' empfangen,
und sofort in längerer Unterredung festgehalten; 'man sah es dem
König deutlich au, wie sehr er null in seinem eigentlichen Element
der Thätigkeit sich nach langem Entbehren wohl befand.' Die Skizze
ward in den nächsten Tagen besichtigt nnd genehmigt. Dann ent-
warf Rauch in der Gießerei schleunigst ein Fußgestell, denn der
König wollte auch dieses noch vor seiner Abreise nach der Villa Co-
tombella bei Perugia in Augenschein nehmen, und am 7. Mai konnte
der König in Gegenwart der Königin, der Prinzen nnd Prinzessinnen,
das Gesammtdenkmal in allen seinen Theilen zur Ausführung ge-
nehmigen.
Acht Tage noch verweilte Ranch in München. Der eigentliche
Besteller des Denkmals, der Magistrat, nahm es in Augenschein durch
seine beiden Bürgermeister von Mittcrmayr und von Klar. Die
Ausstellung der Skizze des ersten größeren Standbildes für die
nachher so reichlich mit Bildsäulen gesegnete Stadt ward zu einem
TageS-Ereigniß. Alle in München anwesenden, höheren Herrschaften,
die verwittwete Königin nnd deren Tochter, Prinz Karl, die Groß-
herzogin von Lenchtenberg, Prinzessin Eugenie, die Minister und
 
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