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Max-Joseph-Denkmal in München, 1825—1835.

erfreut. Mau sieht recht daraus, daß Alles, was die Leute über
das Vorherrschen der Idee uud Empfindung im Künstler sagen, eine
reine Abgeschmacktheit ist. Idee oder vielmehr Genie muß freilich
da sein, ohne die Hand aber ist beides ganz unwirksam oder schwäch-
lich nud langsam, und die Hand braucht Uebung wo sie selbst wirkt,
uud Sicherheit der Anordnung, wo sie sich fremde Hülfe nimmt, was
Alles ohne viel Mechanisches nicht abgeht. Wenn bei dem Künstler
nicht Sehen, Empfinden und Machen wie in einem Guß daliegen,
so ist es doch nur ein halbes Wesen mit ihm? -
So schnell, wie Rauch gehofft hatte, war ihm die Vollendung der
Arbeit freilich nicht vergönnt. Nicht daß die wiederholten mehrtägigen
Ausflüge mit Klenze nach Starnberg, Andechs und über den Starn-
berger See, oder ein anderes Mal nach Tegernsee zum Besuch der ver-
wittweten Königin, und von dort nach Kreuth und auf den Schilden
steiner Kogel, auch nicht, daß der sonstige Verkehr mit den Münchener
Künstlern, mit Hofrath Thierseh, Schelling und Oken zu weit
greifenden Arbeitsstörnngen wurden; aber eine heftige Erkältung, welche
Ranch sich bei Besichtigung der Fresken unter den Arkaden des Hof
gartens zuzog, brachte ihm noch kurz vor der Vollendung seiner Ar-
beit einen schmerzlich empfundenen Zeitverlust vou vollen drei Wocheu.
Jene Fresken waren gerade in Arbeit; die Hallen von feuchtem Kalk-
dunst ungefüllt; dazu Münchener Sommerwekter von kalten Regen-
schauern angefrischt.
Ranch ward von diesen Erstlingsfrüchten der wiederbelebten
Freskomalerei auf deutschem Boden hinlänglich in Anspruch genommen,
um später seine kritischen Bemerkungen ins Tagebuch nokiren zu
können über das, Unis bis dahin fertig war: eine Anzahl der histo
rischen Bilder ans der bairischen Geschichte, unter welchen ihm die
von Foltz, Stilke und Monten am meisten znsagten, während er
Stürmer's Komposition nur roh fand. — Die Rottmann'schen
Landschaften und die Bilder ans dem griechischen Befreinngskampfe
waren damals noch nicht in Angriff genommen. - Zwei Tage später
aber begann ein schmerzhaftes Krankenlager mit gänzlicher Unbeweg
lichkeit des Rückens. Blntentziehnngen und Bäder zunächst im Kranken-
 
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