Rauch wieder in München.
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dies, daß man wünscht, daß die Güsse so gelangen, damit keine
Punzen oder Feilen des Ciseleurs die Oberfläche zu berühren brauch-
ten.- Es bleibt ihm unerklärlich, ob es au der Ungeschicklichkeit der
Arbeiter, oder an der Sprödigkeit des Materials liegt, daß die end-
lichen Bronze-Ausführungen noch immer so viel zu wünschen übrig
lassen und sich nicht messen können mit der Ausdrucksergiebigkeit des
Marmors.
Wahrend der Festwoche lockte die Thercsienwiese nur noch durch
die volksthümlicheu Gebräuche: das Radfahren der Wagner, das Rin-
gen der Bäcker. Größere Anziehungskraft übte das rege Kunstschaffen
der Hauptstadt. Klenze führte den Besuch durch die prächtigen
Räume des eben von ihm oolleudeten Königsbaues. 'Cornelius'
künstlerische Wiedergeburt' bewunderte Rauch im Karton des jüngsten
Gerichts, welches für das Hauptchor der Ludwigskirche eben in Nom
geschaffen war; zugleich sah er daneben den bereits 1833 gezeichneten
Karton zur Geburt Christi (für das nördliche Seitenchor der Lndwigs-
kirche bestimmt): 'ein Bild der formlosesten Erschlaffung, welches so
Gott will, den Gedankenstrich nach dem letzten Bilde der Glyptothek,
denn Untergange Trojas, bezeichnen mag?
Dann traf Nietschel, der inzwischen als Professor an der Aka-
demie zu Dresden einen eigenen Hausstand gegründet hatte, mit dem
Onkel seiner Gattin, dem Prediger Trautsehold zur Beiwohnung
der Enthüllnngsfeier ein und nahm Antheil an den Wanderungen
zu den Künstlern und ihren Werken. Stieler, Zimmermann, die
beiden Heß, Foltz, Kaulbach wareu iu fruchtbarster Krafteutfaltung.
Des letzteren Hunnenschlacht reißt die Besucher zu höchster Vewunde-
ruug hin. — Ein ander Mal erfreute man sich der Aukirehe, welche
ihr Erbauer Ohlmüller ihneu zeigte; danu auch der für die Kirche
bestimmten Glasfenster oon großer Schönheit, und auf dem Wege
dahin sahen sie das gerade enthüllte Freskogemälde Neher's am
Jsarthorc, den Einzug Kaiser Ludwigs des Vaieru nach der Schlacht
bei Mühldorf, das 'zu den trefflichsten Produktionen Münchens die-
ser Art zu gehören' schien. — Tags darauf ging man zur Grund
steintegung der Basilika. — Es sproßten eben Tag für Tag aus
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dies, daß man wünscht, daß die Güsse so gelangen, damit keine
Punzen oder Feilen des Ciseleurs die Oberfläche zu berühren brauch-
ten.- Es bleibt ihm unerklärlich, ob es au der Ungeschicklichkeit der
Arbeiter, oder an der Sprödigkeit des Materials liegt, daß die end-
lichen Bronze-Ausführungen noch immer so viel zu wünschen übrig
lassen und sich nicht messen können mit der Ausdrucksergiebigkeit des
Marmors.
Wahrend der Festwoche lockte die Thercsienwiese nur noch durch
die volksthümlicheu Gebräuche: das Radfahren der Wagner, das Rin-
gen der Bäcker. Größere Anziehungskraft übte das rege Kunstschaffen
der Hauptstadt. Klenze führte den Besuch durch die prächtigen
Räume des eben von ihm oolleudeten Königsbaues. 'Cornelius'
künstlerische Wiedergeburt' bewunderte Rauch im Karton des jüngsten
Gerichts, welches für das Hauptchor der Ludwigskirche eben in Nom
geschaffen war; zugleich sah er daneben den bereits 1833 gezeichneten
Karton zur Geburt Christi (für das nördliche Seitenchor der Lndwigs-
kirche bestimmt): 'ein Bild der formlosesten Erschlaffung, welches so
Gott will, den Gedankenstrich nach dem letzten Bilde der Glyptothek,
denn Untergange Trojas, bezeichnen mag?
Dann traf Nietschel, der inzwischen als Professor an der Aka-
demie zu Dresden einen eigenen Hausstand gegründet hatte, mit dem
Onkel seiner Gattin, dem Prediger Trautsehold zur Beiwohnung
der Enthüllnngsfeier ein und nahm Antheil an den Wanderungen
zu den Künstlern und ihren Werken. Stieler, Zimmermann, die
beiden Heß, Foltz, Kaulbach wareu iu fruchtbarster Krafteutfaltung.
Des letzteren Hunnenschlacht reißt die Besucher zu höchster Vewunde-
ruug hin. — Ein ander Mal erfreute man sich der Aukirehe, welche
ihr Erbauer Ohlmüller ihneu zeigte; danu auch der für die Kirche
bestimmten Glasfenster oon großer Schönheit, und auf dem Wege
dahin sahen sie das gerade enthüllte Freskogemälde Neher's am
Jsarthorc, den Einzug Kaiser Ludwigs des Vaieru nach der Schlacht
bei Mühldorf, das 'zu den trefflichsten Produktionen Münchens die-
ser Art zu gehören' schien. — Tags darauf ging man zur Grund
steintegung der Basilika. — Es sproßten eben Tag für Tag aus