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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Editor]; Eggers, Karl [Editor]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0027
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Politische Zeitlage, 1830.

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Begeisterung ausgenommen-, aber die entsprechende Handlung erhält
deutschen Charakter. Die Gewaltthat ist dem innersten Gefühl ebenso
unsympathisch, wie sie dem Sinne der romanischen Nachbarvölker gemäß
ist. Der Kanonendonner, die Gewehrsalven der Juli-Revolution, das
Wuthgeschrei zum Kampfe aufrufender Weiber ward vom deutschen
Echo gewandelt in die Reden, die Lieder, die schmetternden Märsche,
unter deren Klängen man zum Hambacher Maifest auszog, um es
zu begehen am segensreichen Rheinstrom, ermuntert durch den Bei-
fallsruf deutscher Frauen und Jungfrauen. Freilich waren die nun
erwachsenden Kämpfe minder blutig, aber nicht weniger erbittert und
verbitternd; denn das vieldeutige Wort kam auf die Waage, hinge-
worfen in geselliger Berauschung für unreife politische Ideen im Ueber-
muthe jugendlicher Schwärmerei, aufgefangen und gewogen von der
Reizbarkeit eines absterbenden und uni sein Dasein kämpfenden Ab-
solutismus. — Fritz Reuter, Auerbach, Typen der Harmlosigkeit
und echt deutschen Gemüthes, büßten den Gebrauch ihres Rechtes,
den Träumen jugendlicher Phantasie nichts weiter als ihr Ohr zu
leihen, mit langer Festungshaft.
Die politischen Zustände und Ereignisse fanden ihr Spiegelbild
in der nationalen Literatur, wie sie andrerseits schon in ihr ihre Vor-
bereitung gefunden hatten. Wir brauchen nur Chateaubriand zu
nennen, den Schriftsteller der Restauration, dessen angestammte Treue
gegen das Haus der Bourboneu einen Ausgleich zu finden suchte mit
den in Amerika gewonnenen Volksfreiheits-Ideen. Nachdrücklicher
aber weisen wir auf die üppige Fruchtbarkeit der Roman-Schrift-
steller des Juli-Königthums — die Viktor Hugo, George Sand,
Dumas, Sue, welche zum Theil in ihren Erstlingswerken, Dramen
und lyrischen Dichtungen, noch der Restaurationszeit angehörend, die
kommenden Umwälzungen vordeuten.
Das gleichzeitige quantitative Wachsthum der deutschen Literatur
nahm seinen Anstoß eben von Frankreich her; auch schon vorbereitet
und direkt vermittelt durch Börne's vorjulische Thätigkeit in Paris.
Aber wenn der ronmnewr seine eigene Persönlichkeit in der sicheren
Zeichnung seines Volks und seiner Zeit völlig uutergehen ließ und
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