Die Düsseldorfer Schule.
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der ganzen romantischen Anschauung ihr Widerspiel nicht fehle, tritt
znm ersten Mal in der Malerei mit nachhaltiger Wirkung der Humor
in sein Recht: dem trauernden Jeremias, dem trauernden Königs-
paare stellen sich die betrübten Lohgerber gegenüber, — und die
Schrödter und Hasenelever wirken vielleicht in weitere Schichten
des Volkes hinein, als ihre Gefährten von der zweifellosen Romantik.
Die Leistungen der Schule, welche über ein Vierteljahrhuudert
in den gezeichneten Geleisen blieb, erregten ein damals außer Meu-
schengedenken liegendes Aufsehen. In Berlin vorzüglich. — „Sohn's
Hylas mit den Nymphen*) — bemerkt Rauch 1830 — ist das schönste
neueste Werk, welches ich je gesehen. Zeichnung, Färbung auch die
Komposition ist so harmonisch vollkommen, daß wir uns dem Höchsten
der Kunst nahe zu glauben annehmen müssen. Lessing's Uhland-
schcr König u. s. w. ist in seiner Art ebenso vortrefflich und spricht
durch seine Großartigkeit an, so auch in der Behandlung als Malerei."
Hübner wird angereiht. — „Im Landschaftlichen - sagt er von
der Ausstellung des Jahres 1834 — sind Bilder von Pose aus
Düsseldorf sder bekanntlich mit seinen Landschaftsbildern aus west-
fälischer Heimath den Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit erreichte und
später abwärts ging), auch von Lessing, welche seit Everdingen nicht
gemalt wurden; ebenso ein Genrebild von Schrödter, Don Quixote
im Amadis lesend, welches den schönsten Niederländern zur Seite
steht." — Prinz Christian von Dänemark bestimmte den Konsul
Wagner, den Besitzer der reichsten Schätze aus der Düsseldorfer
Schule, solche zur Ausstellung nach Kopenhagen zu senden. „Ich be-
wundere die Vollendung und technische Fertigkeit dieser Bilder —
schreibt Lund an Rauch — wie sich überhaupt in unseren Tagen ein
Talent für das Machwerk und Auffassung alles Sichtbaren entwickelt."
Endlich auch in Paris fiel das realistische Moment der Schule auf.
Der Kritiker des Salon von 1837, wo Lessing's Hussitenpredigt,
Bendemann's Jeremias und Begas' Heinrich IV. zu Canossa, erschie-
nen, ist der Meinung, daß diese überhaupt nicht die deutsche Schule
*) In der NnlwnaUGnleric in Berlin.
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der ganzen romantischen Anschauung ihr Widerspiel nicht fehle, tritt
znm ersten Mal in der Malerei mit nachhaltiger Wirkung der Humor
in sein Recht: dem trauernden Jeremias, dem trauernden Königs-
paare stellen sich die betrübten Lohgerber gegenüber, — und die
Schrödter und Hasenelever wirken vielleicht in weitere Schichten
des Volkes hinein, als ihre Gefährten von der zweifellosen Romantik.
Die Leistungen der Schule, welche über ein Vierteljahrhuudert
in den gezeichneten Geleisen blieb, erregten ein damals außer Meu-
schengedenken liegendes Aufsehen. In Berlin vorzüglich. — „Sohn's
Hylas mit den Nymphen*) — bemerkt Rauch 1830 — ist das schönste
neueste Werk, welches ich je gesehen. Zeichnung, Färbung auch die
Komposition ist so harmonisch vollkommen, daß wir uns dem Höchsten
der Kunst nahe zu glauben annehmen müssen. Lessing's Uhland-
schcr König u. s. w. ist in seiner Art ebenso vortrefflich und spricht
durch seine Großartigkeit an, so auch in der Behandlung als Malerei."
Hübner wird angereiht. — „Im Landschaftlichen - sagt er von
der Ausstellung des Jahres 1834 — sind Bilder von Pose aus
Düsseldorf sder bekanntlich mit seinen Landschaftsbildern aus west-
fälischer Heimath den Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit erreichte und
später abwärts ging), auch von Lessing, welche seit Everdingen nicht
gemalt wurden; ebenso ein Genrebild von Schrödter, Don Quixote
im Amadis lesend, welches den schönsten Niederländern zur Seite
steht." — Prinz Christian von Dänemark bestimmte den Konsul
Wagner, den Besitzer der reichsten Schätze aus der Düsseldorfer
Schule, solche zur Ausstellung nach Kopenhagen zu senden. „Ich be-
wundere die Vollendung und technische Fertigkeit dieser Bilder —
schreibt Lund an Rauch — wie sich überhaupt in unseren Tagen ein
Talent für das Machwerk und Auffassung alles Sichtbaren entwickelt."
Endlich auch in Paris fiel das realistische Moment der Schule auf.
Der Kritiker des Salon von 1837, wo Lessing's Hussitenpredigt,
Bendemann's Jeremias und Begas' Heinrich IV. zu Canossa, erschie-
nen, ist der Meinung, daß diese überhaupt nicht die deutsche Schule
*) In der NnlwnaUGnleric in Berlin.