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Zeit-, Kultur- und Kunstgeschichtliches, 1830 -1840.
Illusion des Lebens wieder zu geben; wenn sie die Form materiali-
sirt, ist sie le irmllwur äagmarröot^xö,*) und sie würde in den be-
tlagenswerthesten Verfall gerathen, wenn die roalmtws tripiers fwas
wir mit dem Ausdruck des nacktesten Naturalismus bezeichueu würden)
zur Herrschaft gelangten.
Freilich Naturalismus, Idealismus, Realismus — die Schlag-
wörter sind bequem und deshalb geläufig, aber unfruchtbar für das
Verstäudniß, wenn die Verständigung über die Bedeutung fehlt. Hat
man doch schon den Vorschlag gemacht, diese Begriffe als ästhetische
Maßstäbe fallen zu lassen, da sie unhaltbar geworden durch die
wandelbare Bedeutung, z. B. wenn der Realismus der Düsseldorfer
Schule aus den Dreißiger-Jahren heutzutage im Lichte des Idealis-
mus erscheinen würde gegenüber einem Menzel. Aber so schlimm
ist es nicht mit der Wandelbarkeit des Begriffs selbst. Man würde
auch Menzel höchstes Unrecht thun, wenn man ihm die Idealität ab-
sprechen wollte. Sie ist bei ihm nur an ganz anderer Stelle zu
suchen als in der äußeren Form der Erscheinung. Es ist hier nicht
der Ort auf die Analyse jener Begriffe näher einzugehen. Aber an
Einiges mag der Verständigung halber erinnert sein.
Der Realismus kann sich schon sehr alter Anerkennung als des
Prinzips der Kunst rühmeu. Nicht Geringere als Plato und Aristo-
teles setzten das Wesentliche der Kunst in die Nachahmung. Den
ästhetischen Werth des Prinzips lassen wir hier ans sich beruhen; es
intercssirt nur der Inhalt des Begriffs. Dafür ist die Nachahmung
das Bestimmende: in wie fern und so weit in einer Kunstschöpfnng
etwas nachgeahmt ist, wird sie realistisch; so weitaus der schaffenden
*) Der Biograph David's Henry Ionin (David ei'4.n§6r8, sa vis, 8on
osnvrs, 868 sorits st 868 eontsnrporains. — Daris 1878.) hat Taschenbuch-Notizen
und sonstige schriftliche Aeußerungen Daoid's über Aesthetik und Kunstgeschichte
systematisch zusammengestellt. In welche Zeit die einzelnen Aufzeichnungen fallen,
ist nicht angegeben. Es Ivar vielleicht nicht möglich. Die Erwähnung des Daguer-
reotyps in der oben citirten Aeußerung beweist, daß sie einer Zeit angehört, in
welcher David in den eigenen Arbeiten dem Naturalismus schon die größten Rechte
eiugeräumt hatte. Der scheinbare Widerspruch wird sich weiterhin aufklnreu.
Zeit-, Kultur- und Kunstgeschichtliches, 1830 -1840.
Illusion des Lebens wieder zu geben; wenn sie die Form materiali-
sirt, ist sie le irmllwur äagmarröot^xö,*) und sie würde in den be-
tlagenswerthesten Verfall gerathen, wenn die roalmtws tripiers fwas
wir mit dem Ausdruck des nacktesten Naturalismus bezeichueu würden)
zur Herrschaft gelangten.
Freilich Naturalismus, Idealismus, Realismus — die Schlag-
wörter sind bequem und deshalb geläufig, aber unfruchtbar für das
Verstäudniß, wenn die Verständigung über die Bedeutung fehlt. Hat
man doch schon den Vorschlag gemacht, diese Begriffe als ästhetische
Maßstäbe fallen zu lassen, da sie unhaltbar geworden durch die
wandelbare Bedeutung, z. B. wenn der Realismus der Düsseldorfer
Schule aus den Dreißiger-Jahren heutzutage im Lichte des Idealis-
mus erscheinen würde gegenüber einem Menzel. Aber so schlimm
ist es nicht mit der Wandelbarkeit des Begriffs selbst. Man würde
auch Menzel höchstes Unrecht thun, wenn man ihm die Idealität ab-
sprechen wollte. Sie ist bei ihm nur an ganz anderer Stelle zu
suchen als in der äußeren Form der Erscheinung. Es ist hier nicht
der Ort auf die Analyse jener Begriffe näher einzugehen. Aber an
Einiges mag der Verständigung halber erinnert sein.
Der Realismus kann sich schon sehr alter Anerkennung als des
Prinzips der Kunst rühmeu. Nicht Geringere als Plato und Aristo-
teles setzten das Wesentliche der Kunst in die Nachahmung. Den
ästhetischen Werth des Prinzips lassen wir hier ans sich beruhen; es
intercssirt nur der Inhalt des Begriffs. Dafür ist die Nachahmung
das Bestimmende: in wie fern und so weit in einer Kunstschöpfnng
etwas nachgeahmt ist, wird sie realistisch; so weitaus der schaffenden
*) Der Biograph David's Henry Ionin (David ei'4.n§6r8, sa vis, 8on
osnvrs, 868 sorits st 868 eontsnrporains. — Daris 1878.) hat Taschenbuch-Notizen
und sonstige schriftliche Aeußerungen Daoid's über Aesthetik und Kunstgeschichte
systematisch zusammengestellt. In welche Zeit die einzelnen Aufzeichnungen fallen,
ist nicht angegeben. Es Ivar vielleicht nicht möglich. Die Erwähnung des Daguer-
reotyps in der oben citirten Aeußerung beweist, daß sie einer Zeit angehört, in
welcher David in den eigenen Arbeiten dem Naturalismus schon die größten Rechte
eiugeräumt hatte. Der scheinbare Widerspruch wird sich weiterhin aufklnreu.