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Das Haus und die Freunde, 1830—1840.
von Dörnberg, daß Rauch deren Miste nach Todtenmaske und Bild-
niß anfertigte. Die Modellirung geschah in den Jahren 1837—1841.
Eine zweimalige Marmorausführung folgte in den Jahren 1844 und
1845. Sic ist in schlafender Stellung dargestcllt, fast bis zur Seiten
ansicht nach rechts gewendet; das Gewand ist so weit über das Haupt
gezogen, daß nur wenig Haar hervorsieht.*)
Sodann ist die Büste des Herzogs Karl von Mecklenburg zu
erwähnen. Es ist uns dieser tüchtige preußische General von zugleich
staatsmännischer Gewandtheit auch schon als geistvoller Interpret
dramatischer Kunst begegnet, bei jener Faustaufführnng im Hause des
Fürsten Radziwil (II. 42. 43). Wenn er den Hof zu Strelitz be-
suchte, war er die Seele eines rastlosen geselligen Verkehrs, dem die
Knust wie die schöne Natur dienstbar werden mußte. „Es fehlte
nicht an Motion und Unterhaltung," bemerkt Rauch, da er auch den
Herzog bei jenem ersten Besuch als Gast des Hofes nnführt. Wcnu
dieser Abcuds iu der Gesellschaft den Torquato Tasso „musterhaft"
vorgelescu hatte, begab er sich später noch auf Rauch's Zimmer, um
ihm eigene Gedichte vorzutragen, auf den Raub des Hylas nach dem
bekannten Gemälde von Sohn und andere, zn welchen die Anschauung
von Kunstwerken ihn angeregt hatte. Ferner wurden Ausflüge ge-
macht zu Wasser uud zu Laude iu die wunderschöne wald- und
wasserreiche Gegend, welche sich zwischen Neu-Strclitz und Neubran-
denburg breitet, nach der prachtvoll belcgenen ehemaligen Comtnrei
Nemervw, nach Prillwitz, nach der zwischen diesen beiden Orten liegenden
Stätte des sagenhaften Rhetra**), nach Neubrandenburg mit feiner
rcstaurirtcu Marienkirche, seinen malerischen Thoren und Umgängen
des Stadtwallcs, dem am Tollcnserscc ans grünem Laubwaldc ragen-
den Belvedere, vor Allem noch Hohenzieritz mit seinem stillen erinne-
rnngsvollen Schloßgarten. Auch die unmittelbare Umgebung der
Stadt gestattete in üppig grünen Wäldern zn schwelgen, wo Rauch
die schöueu altcu Bäume „fast ebenso liebte als Roms Knnstschätze."
Gipsabguß nn Rauch-Museum Nr. 179.
**) So uahm mau damals au, wahrend neuere Forschungen das alte Rhetra
in der Nähe des Dorfes Broda bei Neubrandenburg finden wollen.
Das Haus und die Freunde, 1830—1840.
von Dörnberg, daß Rauch deren Miste nach Todtenmaske und Bild-
niß anfertigte. Die Modellirung geschah in den Jahren 1837—1841.
Eine zweimalige Marmorausführung folgte in den Jahren 1844 und
1845. Sic ist in schlafender Stellung dargestcllt, fast bis zur Seiten
ansicht nach rechts gewendet; das Gewand ist so weit über das Haupt
gezogen, daß nur wenig Haar hervorsieht.*)
Sodann ist die Büste des Herzogs Karl von Mecklenburg zu
erwähnen. Es ist uns dieser tüchtige preußische General von zugleich
staatsmännischer Gewandtheit auch schon als geistvoller Interpret
dramatischer Kunst begegnet, bei jener Faustaufführnng im Hause des
Fürsten Radziwil (II. 42. 43). Wenn er den Hof zu Strelitz be-
suchte, war er die Seele eines rastlosen geselligen Verkehrs, dem die
Knust wie die schöne Natur dienstbar werden mußte. „Es fehlte
nicht an Motion und Unterhaltung," bemerkt Rauch, da er auch den
Herzog bei jenem ersten Besuch als Gast des Hofes nnführt. Wcnu
dieser Abcuds iu der Gesellschaft den Torquato Tasso „musterhaft"
vorgelescu hatte, begab er sich später noch auf Rauch's Zimmer, um
ihm eigene Gedichte vorzutragen, auf den Raub des Hylas nach dem
bekannten Gemälde von Sohn und andere, zn welchen die Anschauung
von Kunstwerken ihn angeregt hatte. Ferner wurden Ausflüge ge-
macht zu Wasser uud zu Laude iu die wunderschöne wald- und
wasserreiche Gegend, welche sich zwischen Neu-Strclitz und Neubran-
denburg breitet, nach der prachtvoll belcgenen ehemaligen Comtnrei
Nemervw, nach Prillwitz, nach der zwischen diesen beiden Orten liegenden
Stätte des sagenhaften Rhetra**), nach Neubrandenburg mit feiner
rcstaurirtcu Marienkirche, seinen malerischen Thoren und Umgängen
des Stadtwallcs, dem am Tollcnserscc ans grünem Laubwaldc ragen-
den Belvedere, vor Allem noch Hohenzieritz mit seinem stillen erinne-
rnngsvollen Schloßgarten. Auch die unmittelbare Umgebung der
Stadt gestattete in üppig grünen Wäldern zn schwelgen, wo Rauch
die schöueu altcu Bäume „fast ebenso liebte als Roms Knnstschätze."
Gipsabguß nn Rauch-Museum Nr. 179.
**) So uahm mau damals au, wahrend neuere Forschungen das alte Rhetra
in der Nähe des Dorfes Broda bei Neubrandenburg finden wollen.