Penthelischer Marmor.
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Marmorfrage aufgegriffen, die sofort gründlich erledigt werden soll.
Er wünscht durch die in den Brüchen beschäftigten Sachverständigen
bestimmtere Mittheilungen über die dortige Thätigkeit. Der Bruch des
Marmors zu architektonischem Verbrauch muß erst zur Entdeckung
der Ader oder Lagerung des Skulpturmarmors führen, und von
diesem letzteren wünscht er dann Proben jeglicher Art, wie sie etwa
zu einer Istz Fuß hohen Büste oder lieber zu einer 3—4 Fuß hohen
Statue ausreichen. — Da nach Rauch's Anweisung gesucht wird,
findet man lange Zeit nicht das Gewünschte, bis endlich im Jahre
1838 zwei Blöcke unterwegs nach Triest sich befinden, welche Ende
des Jahres in die Werkstatt gelangen. — Voller Freude beginnt er-
den längst wieder fälligen Brief an den Freund mit den nöthigen
Entschuldigungen. Dann fährt er fort: „nun sehen Sie lieber Freund
mich ordentlich an! tief beuge ich im rechten Winkel den breiten
Rücken, beide Arme lothrecht senken sich zum Boden, Lippe und Finger-
kribbeln vor purer Dankbarkeit und nun emporgehoben vernehmen
Sie einen Strom, ja eine Cascade tönender Worte des wärmsten
Dankes — denn zwei Blöcke schönen Marmors des bildheiligen
Pentelikon sind auf Ihren Wink und der großen auszeichneuden
Gnade des Königs Otto in meiner Werkstatt angekommen. Der eine
soll zu einem idealen Kopf verwendet werden, den ich schon in einigen
Tagen beginnen lasse." Für den größeren will er eine Statue 4 Fuß
hoch eigens modelliren. — „Ich bin sehr stolz auf dieses königliche
Geschenk, da es der erste griechisch-atheniensische Bildhauermarmor
ist, welcher nach Jahrhunderten herüber gekommen ist." — Aber dann
will es ihn auch „beunruhigen, Hand daran zu legen. Dieser Marmor
scheint mir andern Lebenssaft in sich zu haben, als der, der in Carrara
bricht." —
Die aus dem kleineren Blocke gearbeitete Büste einer Viktoria
wurde von Rauch im Jahre 1843 dem Könige Friedrich Wilhelm IV.
dargeboteu. Sie trägt die Bezeichnung: Gebrochen 1838 am Pentelikon.
6. R. Ido. 1843 und steht jetzt im Berliner Schlosse im rothseidenen
Salon der Wohnung jenes Königs, neben dem Sternensaal. Der
Kops ist im Wesentlichen des Ausdruckes der zweiten für die Walhalla
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Marmorfrage aufgegriffen, die sofort gründlich erledigt werden soll.
Er wünscht durch die in den Brüchen beschäftigten Sachverständigen
bestimmtere Mittheilungen über die dortige Thätigkeit. Der Bruch des
Marmors zu architektonischem Verbrauch muß erst zur Entdeckung
der Ader oder Lagerung des Skulpturmarmors führen, und von
diesem letzteren wünscht er dann Proben jeglicher Art, wie sie etwa
zu einer Istz Fuß hohen Büste oder lieber zu einer 3—4 Fuß hohen
Statue ausreichen. — Da nach Rauch's Anweisung gesucht wird,
findet man lange Zeit nicht das Gewünschte, bis endlich im Jahre
1838 zwei Blöcke unterwegs nach Triest sich befinden, welche Ende
des Jahres in die Werkstatt gelangen. — Voller Freude beginnt er-
den längst wieder fälligen Brief an den Freund mit den nöthigen
Entschuldigungen. Dann fährt er fort: „nun sehen Sie lieber Freund
mich ordentlich an! tief beuge ich im rechten Winkel den breiten
Rücken, beide Arme lothrecht senken sich zum Boden, Lippe und Finger-
kribbeln vor purer Dankbarkeit und nun emporgehoben vernehmen
Sie einen Strom, ja eine Cascade tönender Worte des wärmsten
Dankes — denn zwei Blöcke schönen Marmors des bildheiligen
Pentelikon sind auf Ihren Wink und der großen auszeichneuden
Gnade des Königs Otto in meiner Werkstatt angekommen. Der eine
soll zu einem idealen Kopf verwendet werden, den ich schon in einigen
Tagen beginnen lasse." Für den größeren will er eine Statue 4 Fuß
hoch eigens modelliren. — „Ich bin sehr stolz auf dieses königliche
Geschenk, da es der erste griechisch-atheniensische Bildhauermarmor
ist, welcher nach Jahrhunderten herüber gekommen ist." — Aber dann
will es ihn auch „beunruhigen, Hand daran zu legen. Dieser Marmor
scheint mir andern Lebenssaft in sich zu haben, als der, der in Carrara
bricht." —
Die aus dem kleineren Blocke gearbeitete Büste einer Viktoria
wurde von Rauch im Jahre 1843 dem Könige Friedrich Wilhelm IV.
dargeboteu. Sie trägt die Bezeichnung: Gebrochen 1838 am Pentelikon.
6. R. Ido. 1843 und steht jetzt im Berliner Schlosse im rothseidenen
Salon der Wohnung jenes Königs, neben dem Sternensaal. Der
Kops ist im Wesentlichen des Ausdruckes der zweiten für die Walhalla