Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Hrsg.]; Eggers, Karl [Hrsg.]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0096
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
72

Das Haus und die Freunde, 1830—1840.

gearbeiteten Viktoria entnommen. Der Blick des Anges erinnert im
Profil an die Strenge des Apoll von Belvedere; über dem gewellten
Scheitel des Haares liegt ein blattloser Lorbcerzweig mit Früchten.
Das Gewand läßt beide Schultern frei, über denen es zusammcnge-
nestelt ist. Der feinkörnige Marmor hat einen leicht gelblichen Ton,
nnter der rechten Brust einen gelben Fleck, ans der linken Schulter
graugrünes Geäder, lichtere kanm sichtbare gelbgraue Fleckchen am
Halse. Rauch rühmt die gute Bearbeitungsfähigkeit, und wie das
lebendige Korn auch für die Form günstig wirkt.
Inzwischen ging der briefliche Verkehr unter wiederholten Ver-
fehlungen persönlichen Zusammentreffens und damit wachsender Sehn-
sucht uach einem endlichen Wiedersehen seinen festen regelmäßigen
Gang. Es war allmülich ein eigenthümliches Verhältniß geworden.
Die Wärme der freundschaftlichen Empfindung nahm stetig zu: nicht
sowohl durch die äußeren Freundschaftsbezeugungen, welche getauscht
wurden, als vielmehr durch die eigcnthümliche Weise ihres Verkehres.
Jeue bestanden von Seiten Rauch's in Abbildungen seiner Werke
und Gipsabgüssen. Die Statuetten der beiden Humboldt's und
Rauch's, ein großes Relief vom Max-Josephdcnkmal, Marmor als
Briefbeschwerer, Rauch's Medaille, die Kupferstiche des Dürcrdenkmals
und Rauch's Porträt: — Alles erhielt im Arbeitszimmer des Freundes,
auf dem Schreibtisch, an den Wänden den bevorzugten Platz. „So
lebe nicht ich allein — schreibt er — auch meine Kinder und meine
Freunde mit Ihnen und wer mich lieb hat, liebt auch Sic und ver-
ehrt Sie." — Der gegenseitige Verkehr aber war in der Hinsicht ein
ganz eigenartiger, als jeder das Leben des andern in allem Detail
mit durchlebte in der ausschließlichsten Schriftlichkeit, welche anhub
nach einem so langen Zeitverkauf seit der persönlichen Bekanntschaft,
so daß jeder von ihnen der ihm bekannten Persönlichkeit eine durch
das Leben vielfach verändert gedachte substituiren mußte. — Deun
zwischen dem jugendlichen Zusammenleben in Rom und der Gegen-
wart lag nun schon über ein volles Menschenalter. Rennenkampf
führt bei dem Beginn des Briefwechsels den Freund in ein glücklichstes
Familienleben ein. Dann tritt das ernste Geschick in diesen Kreis.
 
Annotationen