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Danaide und kleinere Arbeiten, 1830—1840.
Völlig aufgelöst ist und lang gewellt über den Rücken fließt. Einen
Gipsabguß dieser letzteren Arbeit hat das Rauchmuseum; einen Abguß
der ersteren sahen wir im gelben Saal der Orangerie in Neu-
Strelitz.
Als im Sommer 1840 der Kaiser von Rußland „in den trüben
Sterbetagen des hvchseligen Königs in Berlin angekommen war" —
so schreibt Rauch an Lund — hatte er das Original auf dem Kronen-
Dampfboot Herkules in Swinemünde gerade für Petersburg einfchiffen
lassen. „Der Kaiser wiederholte die seit zehn Jahren oft wiederholte
Einladung mit möglichster Freundlichkeit und küßte und herzte mich,
als ich ihm den Besuch mittelst oben erwähnten Dampfbootes Herkules
zusagte." — Am 30. Juli, als Rauch schon längeren, fernerhin noch zu
erwähnenden Aufenthalt in Petersburg genommen hatte, konnte er selbst
im schönen Landhause Znaminsky am äußersten Ende von Petershof
(das Katharina II. für Potemkin von Rostrelli erbauen ließ, und die
Kaiserin Alexandra Feoderowna neu ausgebaut hatte) die Danaiden-
statue im oberen, gegen das Meer belegenen Saal aufstellen an einem
Platze, der vom Kaiser selbst bezeichnet war.
Rauch erntete wiederum die herzlichsten Dankesäußerungen des
Kaisers, der demnächst seine Zufriedenheit noch dadurch bezeugte, daß
er dem Honorare von 5000 Thalern die Insignien des Wladimir-
ordens IV. Klasse, sowie den Auftrag einer zweiten weiblichen Statue
gleicher Größe hinzufügte. - Auf diesen Auftrag mag sich die spätere
Tagebuchnotiz vom 8. April 1842 beziehen: „Die Skizze zu einer für
den Kaiser von Rußland ausgeführten Danaide zu einer bachischen
Nymphe mit dem jungen Bachus auf dem Knie umgeündert." Diese
im Rauchmuseum vorhandene Skizze zeigt, wie mit ganz geringen
Abänderungen der Schein einer durchweg neuen Komposition zu er-
reichen ist. Haltung und Stellung des Körpers und der Beine ist
der Nymphe ganz so verblieben, wie die Danaide zeigt. Statt des
Kruges auf dem rechten Oberschenkel ruht, hintenüber gelehnt, der
junge Baechus, in bewegter kindlicher Lust mit Armen und Beinen um
sich schlagend und strampelnd; in der Linken hält er eine Traube.
Die Haltung der Arme ist bei der Nymphe gerade nur so weit ver-
Danaide und kleinere Arbeiten, 1830—1840.
Völlig aufgelöst ist und lang gewellt über den Rücken fließt. Einen
Gipsabguß dieser letzteren Arbeit hat das Rauchmuseum; einen Abguß
der ersteren sahen wir im gelben Saal der Orangerie in Neu-
Strelitz.
Als im Sommer 1840 der Kaiser von Rußland „in den trüben
Sterbetagen des hvchseligen Königs in Berlin angekommen war" —
so schreibt Rauch an Lund — hatte er das Original auf dem Kronen-
Dampfboot Herkules in Swinemünde gerade für Petersburg einfchiffen
lassen. „Der Kaiser wiederholte die seit zehn Jahren oft wiederholte
Einladung mit möglichster Freundlichkeit und küßte und herzte mich,
als ich ihm den Besuch mittelst oben erwähnten Dampfbootes Herkules
zusagte." — Am 30. Juli, als Rauch schon längeren, fernerhin noch zu
erwähnenden Aufenthalt in Petersburg genommen hatte, konnte er selbst
im schönen Landhause Znaminsky am äußersten Ende von Petershof
(das Katharina II. für Potemkin von Rostrelli erbauen ließ, und die
Kaiserin Alexandra Feoderowna neu ausgebaut hatte) die Danaiden-
statue im oberen, gegen das Meer belegenen Saal aufstellen an einem
Platze, der vom Kaiser selbst bezeichnet war.
Rauch erntete wiederum die herzlichsten Dankesäußerungen des
Kaisers, der demnächst seine Zufriedenheit noch dadurch bezeugte, daß
er dem Honorare von 5000 Thalern die Insignien des Wladimir-
ordens IV. Klasse, sowie den Auftrag einer zweiten weiblichen Statue
gleicher Größe hinzufügte. - Auf diesen Auftrag mag sich die spätere
Tagebuchnotiz vom 8. April 1842 beziehen: „Die Skizze zu einer für
den Kaiser von Rußland ausgeführten Danaide zu einer bachischen
Nymphe mit dem jungen Bachus auf dem Knie umgeündert." Diese
im Rauchmuseum vorhandene Skizze zeigt, wie mit ganz geringen
Abänderungen der Schein einer durchweg neuen Komposition zu er-
reichen ist. Haltung und Stellung des Körpers und der Beine ist
der Nymphe ganz so verblieben, wie die Danaide zeigt. Statt des
Kruges auf dem rechten Oberschenkel ruht, hintenüber gelehnt, der
junge Baechus, in bewegter kindlicher Lust mit Armen und Beinen um
sich schlagend und strampelnd; in der Linken hält er eine Traube.
Die Haltung der Arme ist bei der Nymphe gerade nur so weit ver-