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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 3,2) — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.43150#0041
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Wissenschaft und Kunst.

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Franz Kugler gab 1841 zuerst sein Epoche machendes „Handbuch
der Kunstgeschichte" heraus und vom Jahre 1843 an erschien das
tiefsinnige Werk Schnaase's, welches die „Geschichte der bildenden
Künste" in ihrem nothwendigen Zusammenhänge mit der Kultur-
geschichte erschloß. —
Und nun auf dem Gebiete der ausübenden Künste: daß Cornelius
dem künftigen Campo-Santo der preußischen Könige den malerischen
Schmuck verleihen sollte, Menzel mit der Illustration der Werke
des großen Friedrich betraut und Kaulbach beauftragt wurde, die
Darstellung der kultur-historischen Brennpunkte in der Universal-
geschichte des Menschengeschlechts auf farbigen Blattern zu entrollen
— und zwar diese drei in fast gleichzeitiger Arbeit — dies alles
war doch nur möglich bei jener geistigen Biegsamkeit des Königs,
die nicht von vorne herein der Kunstübung die Richtung ihres Weges
nach eigener Empfindung vorschreiben wollte, sondern, wofern eine
Vermittelung unmöglich war, doch einer jeden ihr eigenes Recht zu-
erkannte in unanfechtbarem Schiedsspruch. Man versuche eben nur
bei den genannten drei Aufträgen irgend eine andere Verkeilung der
Rollen: Hätte Cornelius, Hütte der „Historienmaler" Kaulbach Friedrich
den Großen und seine Zeit zu illustriren vermocht? — Hütte Menzel
sich hingezogen fühlen können zu einer Darstellung des himmlischen
Jerusalems?-
Diese drei, in deren Werken die Hauptrichtungen der seit Anfang
unseres Jahrhunderts neu begonnenen Entwickelung der Malerei zur
Erscheinung kommen, konnten damals eine allgemeine unbefangene
Würdigung und Anerkennung finden, trotz der mannigfachen schroffen
Gegensätze, in welche sic gegeneinander zu bringen sind. In gewissem
Sinne darf man Kaulbach füglich eine vermittelnde Stellung anweisen,
wenn man in landläufiger Weise Cornelius und Menzel zu den
Flügelmännern macht auf Seiten des Idealismus oder aber des
Realismus; denn trotz der idealistischen Kompositionswcisc in
Kaulbachs Hauptwerke und trotz der typischen und allmählig immer
typischer werdenden Gestaltung der Einzelheiten, insbesondere der Pose
und des Gesichtsausdrncks, geht durch seine Schöpfungen doch ein
 
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