Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 5): Leben und Werke — Berlin, 1891

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.43152#0087
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Diner-Denkmal.

61

der deutschen Porträtplastik. Es ist mit seiner Errichtung znerst in
Deutschland die passive öffentliche Denkmalfähigkeit von Civilpersouen
proklamirt und ferner die denkbar höchste Stnfe für die Darstellung
einer Porträt-Statue erreicht. Die Skizze des Standbildes (Taf. 60)
ist, wie der Augenschein zeigt, erst in der Ausführung (Taf. 61) zur
vollständigen Entwickelung gelangt*). Die reale Erscheinung der Wirk-
lichkeit und die ideale Bedeutung der Persönlichkeit sind in so völliger
gegenseitiger Durchdringung mit den allereinsachsten Mitteln der Stellung
und Haltung, ohne jede Mitwirkung von Aktion oder auch nur Geste
zum Ausdruck gekommen, daß ein Mehr eben nicht möglich ist. Der
geringe attributive Apparat eines Lorbeerblattes, Pinsels und Stiftes
in der herabhängenden Rechten redet in keiner Weise charakterisirend,
sondern nur so zu sagen inschriftlich mit: Dürer, der Maler. Die
Beschreibung alles Aeußereu, der prachtvollen, zeitgemäßen, mit größter
technischer Meisterschaft gearbeiteten Gewandung, des lockenumwallten
Hauptes mit dem frei heraussehendeu Blick, der ruhigen Stellung, der
fast unthätigen Haltung der Arme, denn auch der linke thut nichts
weiter, als daß er den Mantel aufrafft — die genaueste Beschreibung
würde nicht ausreichen, um den inneren Ausdruck der gesummten Er-
scheinung hinlänglich zu charakterisiren, der wie ein unsagbares Etwas
aus jeder Fläche, aus jeder Falte blickt und im Grunde auch nicht
mehr und nicht weniger sagt, als: Dürer, der Maler! Uns aber scheint
damit genug und zugleich das Höchste gesagt, was die Porträt-Plastik
zu sagen hat.
Wir werden nicht irre gehen, wenn wir die ideale Vollendung,
die Rauch in den beiden genannten Porträt-Statuen durch die realsten
Ausdrucksmittel erreichte, dem Umstande zuschreiben, daß während
der Arbeit an diesen Standbildern schon Marmorstaub durch die
Werkstatt flog, der den werdenden Walhalla-Nktorien entspricht. Die
Bestellung geschah, als Ende der zwanziger Jahre die Ausführung
*) Das ursprünglich entworfene Piedestal (Taf. 60) hat der großen Kosten
wegen leider einem einfachen Granilsockcl mit der Inschrift DÜRLt
weichen müssen.
 
Annotationen