ZWEI REZENSIONEN
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und hieraus zu folgern, so verzichte man endlich auf ein
gefestigtes Literarisches.
PAUL ADLER, Nämlich (Hellerauer Verlag, Hellerau
bei Dresden)
Adlers Buch bezeichne ich als ein wichtiges, gründliches Buch,
worin der Verfasser in stracker reinlicher Bemühung ein
Unmittelbares eröffnete. Den in klassizistischer Regel Ver-
deckten mag das Ichmäßige erschrecken und fällen; der
genau Bedachte weiß, daß in so dichtem, nie je durchbroche-
nem Ich das stärkste Impersonnel erlangt ist; ein unmittel-
bar, gänzliches Hinstellen des Gegenständlichen, das nicht
durch zeitlos Malerisches hemmend vertäfelt wird. Adler
ist nur geleitete Hand des Vorgangs. Der feige Archaist mag
sich sträuben; im Wahnsinn des Paolo Sauler, dessen andere
Auslösung Nämlich ist, sei ein billiges Mittel zur Kaprice
und somit zu verstellter Transformation ergattert. Ich kenne
tatsächlich nur wenige Bücher, die so unkapriziös sind, so
einheitlich und thematischen Ablaufs voll, der den zwei-
bödig assoziativen Charakter des romantischen Grotesken
verbietet. Dieses Buch ist grotesk, wie ein jedes heute, worin
die Elemente befragt werden, an denen der Mensch zum
lächelnd Elenden — dem Erdichten zutrotz — sich verstört;
die Elemente, denen der Jetzige keine Form abschrickt, die
er nicht in sich als Grenze, als Gesetz, darum nötig der
Wahnsinn anstelle regulierter Ekstatik erwundern kann.
Diese Welt ist jämmerliche Folie, die Ekstase eben Comble
des Grotesken, wo der Mensch gänzlich Antinomie ist. So
zerstört heute Gott, und der ihm Genäherte greift demütig
und in Geduld zu dem wahnsinnigen Gesicht.
Hierin ist der Verfasser exemplarisch, wie er die Welt ganz
in den Menschen zaubert als dem Wirklichen und Jene des
Sauler gegriffenes Symptom ist.
Dieser dem Klassizist zuwidere Wahnsinn eröffnet des
Dichters Adler Einsicht und Bezweifeln der Sprache, die er
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und hieraus zu folgern, so verzichte man endlich auf ein
gefestigtes Literarisches.
PAUL ADLER, Nämlich (Hellerauer Verlag, Hellerau
bei Dresden)
Adlers Buch bezeichne ich als ein wichtiges, gründliches Buch,
worin der Verfasser in stracker reinlicher Bemühung ein
Unmittelbares eröffnete. Den in klassizistischer Regel Ver-
deckten mag das Ichmäßige erschrecken und fällen; der
genau Bedachte weiß, daß in so dichtem, nie je durchbroche-
nem Ich das stärkste Impersonnel erlangt ist; ein unmittel-
bar, gänzliches Hinstellen des Gegenständlichen, das nicht
durch zeitlos Malerisches hemmend vertäfelt wird. Adler
ist nur geleitete Hand des Vorgangs. Der feige Archaist mag
sich sträuben; im Wahnsinn des Paolo Sauler, dessen andere
Auslösung Nämlich ist, sei ein billiges Mittel zur Kaprice
und somit zu verstellter Transformation ergattert. Ich kenne
tatsächlich nur wenige Bücher, die so unkapriziös sind, so
einheitlich und thematischen Ablaufs voll, der den zwei-
bödig assoziativen Charakter des romantischen Grotesken
verbietet. Dieses Buch ist grotesk, wie ein jedes heute, worin
die Elemente befragt werden, an denen der Mensch zum
lächelnd Elenden — dem Erdichten zutrotz — sich verstört;
die Elemente, denen der Jetzige keine Form abschrickt, die
er nicht in sich als Grenze, als Gesetz, darum nötig der
Wahnsinn anstelle regulierter Ekstatik erwundern kann.
Diese Welt ist jämmerliche Folie, die Ekstase eben Comble
des Grotesken, wo der Mensch gänzlich Antinomie ist. So
zerstört heute Gott, und der ihm Genäherte greift demütig
und in Geduld zu dem wahnsinnigen Gesicht.
Hierin ist der Verfasser exemplarisch, wie er die Welt ganz
in den Menschen zaubert als dem Wirklichen und Jene des
Sauler gegriffenes Symptom ist.
Dieser dem Klassizist zuwidere Wahnsinn eröffnet des
Dichters Adler Einsicht und Bezweifeln der Sprache, die er