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Einstein, Carl; Nef, Ernst [Hrsg.]
Gesammelte Werke — Wiesbaden: Limes-Verl., 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.53151#0242
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DICHTUNGEN

Er fand eine unbenutzte Stelle, zögerte jedoch noch, das
Grab aufzuwerfen; dann ging er daran mit heftiger Wut.
Wie er einigermaßen ein Loch zustande gebracht hatte, war
die übrige Amtshandlung zu Ende. Er grub weiter, stellte
sich als Monument hinter die Grube, des öfteren den Grab-
spruch sagend:
„Weinet inniglich und seid gebückt!“
Die Sonne ging auf und funkelte auf ihn, der als Gekreuzig-
ter dastand.
Allmählich ging diese Stellung in ein geregeltes Freiturnen
über.
„Stofflosigkeit, Stofflosigkeit“, knirschte er vor Wut und
begab sich zum Grab einer gewissen Josefine Peters, gebo-
rene Dewitz, um heiße Tränen zu vergießen.
Und faltete die Hände über die Brust.
Neunzehntes Kapitel
Belicht der letzten drei Nächte.
Erste Nacht. — Bebuquin lag ruhig in den weißen Kissen,
lang ausgestreckt, lange ein Loch in die Decke stierend,
welche sich nicht hob. Kurze Zeit meinte er im Schlamm zu
schwimmen; dann fieberte er, sich den Kopf mit den Fingern
umfassend; ziemlich ängstlich versteckte er sich vor dem
offenen Fenster. Er war nicht fähig zu sprechen. Nach einer
Stunde redete er sehr beherrscht.
Zweite Nacht. — Bebuquin vermied es einzuschlafen, wohl
die Träume fürchtend. Es sei Gefahr, meinte er, daß er zu
sehr ins Träumen gerate. Er spricht sehr erregt und spürt um
sich dunkle Vögel flattern. Dann erstarren die Kiefer.
Dritte Nacht. — Bebuquin schlief ruhig ein, fuhr im Schlaf
einigemal mit den Händen empor; sein Gesicht lag allmäh-
lich wie im Krampf, die Haut faltete sich und umrunzelte
den ganzen Schädel. Ruckweise öffneten sich auf Sekunden
 
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