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ZEICHENUNTERRICHT.

Grössere Schwierigkeiten waren zu überwinden in der Durchführung
einer rationellen Inspection des Zeichenunterrichtes und in der Ein-
führung allgemeiner Zeichenschulen.

Im ersteren Falle lagen die Schwierigkeiten in der Einrichtung der
zu Recht bestehenden allgemeinen Inspection der Schulen.

Die Errichtung allgemeiner Zeichenschulen ist eine Frage
der Zeit und wesentlich abhängig von den Mitteln , welche der Reichs-
rath der Regierung für diesen Zweck zur Verfügung stellt.

Um eine rationelle Inspection, so weit eben die vorhandenen Ge-
setze eine solche gestatten, möglich zu machen, hat sich die Regierung
entschlossen, eine ausserordentliche Ministerial-Commission einzusetzen,
welche den Zeichenunterricht zu inspiciren hatte. Die Wahl fiel auf
einige ganz hervorragende Schulmänner, welche schon bei der Her-
stellung von Lehrplänen und Instructionen für den Zeichenunterricht
mitgewirkt haben. Diese ausserordentliche Inspection ist in voller Thätig-
keit. Es wurde mit der Inspection der Lehrerbildungsanstalten begonnen
und hiernach die Inspicirung auch auf die Mittelschulen ausgedehnt.
In der nächsten Zeit wird die Regierung zur fachmännischen Inspection
der Volks- und Bürgerschulen Anstalt treffen.

Was nun die allgemeinen Zeichenschulen betrifft, so wurden solche
vorerst in grösseren Städten eingeführt, um jenem Theile der Bevöl-
kerung, welcher einen höheren Grad von Zeichenfertigkeit anstrebt,
als in den Mittelschulen verlangt werden kann', Gelegenheit zur weiteren
Ausbildung zu geben.

Gegenwärtig existiren vier solche Schulen in Wien, und zwar
drei für das männliche (geleitet von den Professoren Grandauer und
Machold und Herrn Hörwarter) und eine für das weibliche Geschlecht
(geleitet vom Bildhauer Professor Pönninger), eine männliche und eine
weibliche allgemeine Zeichenschule in Brunn (erstere geleitet von Pro-
fessor Laizner, die andere von Professor Roller), eine in Prag (geleitet
von Professor Reynier), eine in Lemberg (geleitet von Professor
Tschirschnitz) und eine Zeichen- und Modellirschule in Innsbruck,
mit den Professoren Architekt Deininger (als Leiter), dem Historien-
maler Roux und dem Bildhauer Fuss.

Der steigende Besuch in diesen Schulen ist ein weiteres Motiv,
um das Svstem der allgemeinen Zeichenschulen in allen grösseren
Städten der Monarchie durchzuführen.

Die in Wien errichteten allgemeinen Zeichenschulen wurden pro-
visorisch der unmittelbaren Beaufsichtigung des Aufsichtsrathes der
Kunstgewcrbeschule unterstellt, welcher über die Zulassung von Zeichen-
vorlagen für die Volks-, Mittel- und Gewerbeschulen, über die für
Zeichenlehrer an diesen Anstalten zu erlassenden Instructionen, sowie
 
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