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Ertz, Klaus; Nitze-Ertz, Christa; Kessel, Jan van [Ill.]; Kessel, Jan van [Ill.]; Kessel, Jan van [Ill.]
Jan van Kessel der Ältere, 1626 - 1679: Jan van Kessel der Jüngere, 1654 - 1708; Jan van Kessel der "Andere", ca. 1620 - ca. 1661; kritische Kataloge der Gemälde — Lingen: Luca Verl., 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.73485#0045
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Jan van Kessel der ,Andere'
Von 35 uns bekannten, dem Anderen Jan van Kessel zu-
zuschreibenden Gemälden sind 25 signiert oder mono-
grammiert, 10 davon auch datiert und nur 10 sind nicht
bezeichnet.
Die Signaturen in schwungvoller Groß und Klein-
schreibweise (Kat. 2, 3) sehen denen von JVK I zum Ver-
wechseln ähnlich. Da JVK I in den 50er-Jahren des 17. Jh.
mit Sicherheit fest etabliert war - bis zum Jahr 1661, dem
Zeitpunkt, an dem die Produktion des Anderen van Kessel
aus welchen Gründen auch immer abbricht, sind ca. 100
signierte Gemälde von JVK I, die meisten mit der baro-
cken schwungvollen Signatur, ausgestattet - ist zu fragen,
ob da ein Maler absichtlich unter fremdem Namen ,se-
geln' will. An Zufälle mag man da nicht so recht glauben.


Kat. 2


Kat. 3

Hier gilt es innezuhalten und einige grundsätzliche Über-
legungen zur Künstlersignatur im 17. Jh. anzustellen: Das
Signieren von Kunstwerken, schon gebräuchlich in der
antiken Vasenmalerei sowie in der mittelalterlichen Kunst,
bedeutet für den Künstler zuerst einmal, dass er mit der
Arbeit an dem Werk fertig ist, dass er es als seine eigene
handwerkliche Arbeit kennzeichnet - selbst wenn es Ko-
pie oder Capriccio sein sollte -, dass das Werk das Atelier
verlassen kann, um vermarktet zu werden. Eine Signatur
macht den Namen eines Künstlers unsterblich. Karin Glu-
dovatz hat sich in ihrem 2011 erschienenen Buch mit den
Künstlersignaturen des italienischen 16. und des hollän-
dischen 17. Jh. beschäftigt und dazu bemerkt: „... Die
Setzung des auktorialen Namenszugs manifestiert mit je-
dem Mal die unüberwindliche Differenz von Moment
und Dauerhaftigkeit, indem die Zeitlichkeit der histo-
rischen Person mit der Überzeitlichkeit ihres Werks kon-
frontiert wird. Jede Signatur ist somit auch ein Versuch,
dem Verschwinden entgegenzuwirken, und birgt im Ge-
lingen zugleich das Scheitern: Denn in der Sichtbarkeit
des Schriftzugs wird zwar eine ehemalige Anwesenheit,
aber im Gegenzug um nichts weniger die nunmehrige
Abwesenheit sichtbar. ... In der kunsthistorischen For-
schung stellt die Signatur einen lange marginalisierten
Gegenstand dar. Zumeist gilt sie als - nicht unbedingt ver-
lässliches - Zuschreibungskriterium, in manchen Fällen
auch als Datierungshilfe... Frühe Untersuchungen ... ten-
dieren in erster Linie dazu, eine geschichtliche Entwick-
lung aufzuzeigen bzw. in Einzelstudien Veränderungen
der jeweiligen Schriftbilder festzumachen, um solcherart
Unterstützung in Datierungsfragen zu erhalten. ... Exem-
plarisch sei hier nur auf die Forschung zu Rembrandt ver-
wiesen, die sein im Lauf der Jahre sich veränderndes
Schriftbild wiederholt als Grundlage für die zeitliche Ein-
ordnung heranzieht..."20
Schon Willy Laureyssens machte 1980 darauf aufmerk-
sam, dass JVK I auf zwei verschiedene Weisen signierte:
„en cursive et en caracteres romains"21. Das entspricht
unserer Beobachtung, wobei wir das „cursive" mit den
schwungvollen in Schreibschrift gemalten Signaturen
gleichsetzen können (z. B. Kat. 105), die „caracteres ro-
mains" mit unseren Signaturen, gebildet aus Großbuch-
staben (Versalien, z. B. Kat. 123). Weder ist es zulässig,
wegen der so verschiedenen Signaturen auf zwei Maler
zu schließen - wie schon von Laureyssens zutreffend be-
obachtet -, noch geben die Signaturen einen Hinweis auf
Format oder Sujet eines Gemäldes. Mit welcher Zielset-
zung der Maler eine bestimmte Signatur bei einem be-
stimmten Werk einsetzte, lässt sich heute nicht mehr er-
kennen, wenigstens ist es uns nicht gelungen, aus dem
(ausreichend) vorhandenen Material eine auf Allgemein-

Die Signaturen der Jan van Kessels

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