Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fernerweitigere Nachricht, oder Extract-Schreiben aus Berlin vom 16ten Sept. worinnen die nähern Umstände der unterm 25. Aug. vorgefallenen Bataille, zwischen der Rußisch-Kayserlichen und Königl. Preußischen Armee noch weiters erläutert werden — [Deutschland]: [Verlag nicht ermittelbar], 1758 [VD18 90852893]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.57779#0007
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
man den in der Hamburgischen Zeitung befindlichen Brief, vor nichts, als ein untergescho-
denes Stück, halten. So ungereimt und widersprechend nun die Nachrichten find, durch
welche die Russen sich den Sieg vom r;sten Augusti zueignen wollen; so ist cs noch lächer-
kicher, wenn sie vorgeben, daß den 2ten Tag nach der erfolgten Canonade, die Preussen
sich nach Groß Camin retirirt hatten, da ein jeder der Gegend kundiger weiß, daß Ca-
min zwischen Zorndorf, als dem Orte der Schlacht, und Landsberg liegt, folglich die
Preussen dadurch avaucirer, aber sich nicht rekiriret haben müssen. Wenn endlich die Fol»
gm einer Schlacht, nach dem Urtheil der ganzen vernünftigen Welt von dem Siege die
beste Entscheidung geben; so kan die Rußische Armee sich selbigen wohl ohnmöglich zu-
eignen, da sie ihrem eigenen Geständniß nach, sich nach Camin, und wie sie nnnmehr»
wohl nicht läugnen wird, dew ;>sten bis Landsberg, s Meilen vom Schlachtfeld retiri-
rek, und von der Preußischen verfolget worden. Daß aber Se. Röm'gl. Mas. Ihren
Sieg nicht weiter verfolgen können, solches rühret bekanntlich von nichts anders her,
als weil die Umstände sie genöthiget, nut einem grossen Theil der Armee nach Sachse»
zu eilen. Was den Preußischen Verlust anlanget, so wird in der Warschauer Zeitung
gesagt, daß die Russen auf dem wieder eroberten Schlachtfelds, ; ovo« Tobte und Bles-
firte Preussen, gefunden hätten, welches die Preussen, als eine Meile davon stehend, nicht
so genau hätten wissen können. Ist es möglich, so unverschämt zu lügen? Wäre dieses
wahr, woher kommen denn die Armeen, deren eine aunoch 40000 Russen bey Landsberg,
und die andere 6oooo Oesterrcichcr hey Stolpe, im Respect halten. Es ist ja oben aus
dem Munde des Generals Hermor gezeigct worden, daß die Preussen den Wahlplatz behal-
ten, und selbige sind noch jetzo mit Degrabung der Russischen Todten beschäftiget, folg-
lich find sic auch im Stande, von dem Verlust der Russen, diese aber nicht von dem Ver-
lust der Preussen, zu urkheilen. Daß die Russen r6 Preußische Canonen erobert habe»
sollen, ist gänzlich erdichtet: sie haben deren nicht mehr wie ,z. Es ist auch höchst falsch,
was von dem Betragen eines Preußischen Officiers, gegen den General Braun vorgegeben
wird, vielmehr ist wahr, daß dieser General den ihm ungebetenen Pardon nicht anneh-
men wollen, sondern beständig geschimpfet, und dadurch sich die Blessuren zugezogen.
Schwerlich wird man in denen Geschichten ein Exempcl finden, daß man jemahls des Pu-
blici auf eine so freche Art gespottet, und so viele Unwahrheiten erdichtet habe, um eine
so grosse Begebenheit zu vcrdunckeln; allein, es wird ihnen solches bey der vernünftige!»
Welt nicht gelingen. Die Stellung der beyderseitigen Armeen nach dem Tage vom r;stey,
die Renrate der Russen nach Landsbcrg, die Anzahl von Gefangenen, und die Menge
von Sieges-Zeichen, deren man noch von keiner Battaille in allen Geschichten, als der
von Leuchen, so viele aufweisen kan, und endlich das eigene Geständniß des feindlicher
commandircnden Generals, find so viele Beweise, welche bey unbefangenen Gemütherzr
keinen Zweifel übrig lassen. Indessen kann man dem Gegentheil die Freude lassen, daß
er die Siege, so er im Felde nicht erhalten kann, durch seine Zeitungs-Schreiber zu erfech-
ten, und dem gemeinen VolÄ damit einen blauen Dunst, zu machen suche. Dieses schei-
net der einzige Endzweck der Tage-Lücher von der Oestcrreichischen, und Reichs-Armee,
zu seyn, die fast mit nichts als Erdichtungen, angefüllet sind. Man müste Bücher schrei-
ben, wenn man alle darinn enthaltene Unwahrheiten widerlegen wolte Noch kürtzlich
haben sie die beydcn Preußischen Regimenter Kreutz und Kursei, nebst soo Hussaren auf
ihren Marsch denen Russen in die Hande faken lassen, da doch diese bcyde Regimenter
vor der Schlacht vom 2;sten, keinen Russen gesehen haben.
Schreiben des Russischen commandirLirdett Generals en <Lhef, Grafen
von Fermor, an den Herrn General Lieutenant;/ Grafen
vdn Dohna.
Nach der heutigen Bataille, sind von beyden Seiten Tobte zu begraben, und die
Sleßirten zu verbinden; als habe Ew. Excellen; ersuchen wollen, ob es nicht beliebig,
wenn auf r. bis ; Tage ein Waffen-Stillstaud, zu machen. Und da unter deneü Bleßir-
ken sich des Herrn Generals en Chef von Broun Exeellen; sehr schwach befinden, und we,
gen besserer Verpflegung nothwendig eine Stube und übrige Bequemlichkeit gebrauchet.
Er lasset dahero Se. Rönigl. Mas. ganz unterthanigst bitten, Ihm, und seiner bey sich
habenden Suite und Bedienten, einen freyen Paß nach einem gewissen Ort zuschicken zu
^ssen. Im Lager den August, 1758. Lomre cle kermor.
Amwor«
 
Annotationen