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Facon-Zeitung für Töpfer, Fayence-, Steingut-, Topfwaaren- und Ofen- Fabrikanten: monatliche Mustersammlung der modernsten und geschmackvollsten Formen von Topf- und Fayence-Geschirren, Oefen, Ofentafeln und Ornamenten aller Art — 3.1847

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https://doi.org/10.11588/diglit.27695#0023
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tigte Personal der Modellirer, Dreher, Kapselmachcr,
Massemüller, Maler, Vergoldcr und Polirer enthält meist
übcr 100, in dcn drei eben zucrst crwähntcn Fabriken aber
zwischen 2- und 300 Individuen.

Der sprechendste Beweis von dem rationcllen Betriebe
unsercr Porzellan-Fabrikation und dcr gcwichtigste Belcg
dazu, bis zu welcher Höhe der Erzeugungsfertigkeit es die-
selbe in der verglcichungsweise so kurzcn Aeit ihrer Existenz
gebracht hat, gewährt wohl die Thatsachc, daß das böh-
mische Porzellan, ungeachtet der Mitbewcrbung anderer
österreichischcr und selbst ausländischcr Fabrikcn, besonders
in den Ausschuß- und Mittelsorteu ein Gcgenstand dcs
allgemeinen Gcbrauchs bei den mittlcrn und selbst den un-
tern Klassen dcr Bcvölkerung geworden ist,

Die Erzcugnissc dicser Fabrikcn sind von einer außer-
ordentlichcn Mannichfaltigkcit. Es werden Tafcl-, Kaffce-
und Thee-Service von den verschiedensten Formen, Vascn,
Flacvns, Luxus- und Toiletten - Gegenftände (Figuren,
Thierc), Gcräthschaften für Apotheker, Chcmiker verfertigt,
und was die Schönheit und Gefälligkcit der Formen, den
Glanz der Glasur, die Feucrbeständigkeit der Masse, dann
die Malereicn und Vcrgoldungcn betrifft, so bchauptcn sie
ihren Nang untcr den bcsten Erzeugnissen dieser Art in
Deutschland und selbft in Frankreich; nur haben wir es
dem letztcrn Lande in der Leichtigkcit und glasartigen Durch-
sichtigkeit seiner Porzcllanwaaren noch nicht gleich thun kön-
nen. Jn dieser Beziehung stehcn die Erzeugnisse dcr Hai-
din g er'schen Fabrik dem französischeu Po zellan am näch-
stcn. Auch zeichuen sich die Produkte dieser Fabrik durch
eincn außerordentlichen Rcichthum an Gefäßen in geschweif-
ten und eckigen Formen, durch die angebrachten Kunst- und
Arabcsken-VerzierungeN, wozu ihr besondcrs die sclbst er-
fundene Porzellangießcrei förderlich ift, aus, sowie nicht
minder durch große Prachtstücke und die auf ihren Erzeug-
nissen angebra'chten Kunstgcmälde und Kupferabdrücke. Die
Malerei, die sich beim Porzellan bekanntlich in die Malerei
unter und überder Glasur eintheilt, sindet hier be-
sondcrs in der lctztern Gestalt Anwendung. Es werden da-
bci die gcwöhnlich auch bci der Glasmalcrei gebrauchten
Emailfarbcn*) untcr der Muffel, wie es auch bcim Glase
geschieht, eingebrannt. Die Malerei untcr dcr Glasur pflegt
man hicr nur bei dcn ordinären, mit Kobaltoxydblau ge-
färbten Waaren vorzunehmcn, welche hier besonders billig
erzeugt werden. Der anzubringenden Kupferstiche wegen
bcschäftigt das Etablissement ein eigenes Kupferstecher-Äte-
licr mit 2 Kupfcrstechern. Zn dev letztern Zcit hat diese
Fabrik ihre Betriebsmittcl durch 2 große Etagcn-Brenn-
öfen vermehrt, wo jedesmal in 3 Etagen der Brcnnprozeß
zugleich vor sich geht, und zwar in der unterstcn das
Brennen dcs Porzellans, in der Mitte das Kapscl- und
Ziegelbrenncn, und in der obersten das Vorglühen. Das
jährliche Gesammterzeugniß dieser Fabri? an Waaren von
allen den oben genannten Sorten dürfte sich auf etwa 2500
Centncr im Gcsammtwerthe von 150,000 Fl. C. M. be-
laufen.

Von noch größcrem Umfange, sowohl was die Zahl
der beschäftigten Arbeiter und die Hülfsanstalten betrifft,
als auch in Hinsicht dcs jährlichen Gcsammtcrzcugnisses,
ist das Etablisscmeut von Fischcr und Neichenbach zu
Pirkenhammer. Es bcschäftigt übcr 300 Personen,
har nebst cinem Pochwerke mit 15 Stampfen cine durch

Zu Blau wird hier gcwöhnlich Kobaltoxyd, zu Nolh Eiftnoxyd
und Goldpurpur, zu Grün Chromoxyd, und zu Gelb Uranoxvd
und Antimom'um gebrancht , zu Schwarz gewöhnlich Uranoxydul
(Pechblcndch. BOondcrs zcichnet sich unter den hl'er vorkommen-
den Farbcnnüancen ein wunderschönes Orangengelb und ei'ne Rch-
farbe aus, deren Zusammensetzung aus Uranoxyd und ei'nigcn an-
dern Stoffen ei'n Gcheimniß der Fabrik ist.

drei Stockwcrke gchende Massc- und Glasur-Mühle mü
18 Mahlbottichen, ein cigenes Schlcmmgcbäude und cinc
große Masseküche. Auch beschäftigt es ein eigencs Labo-
ratorium mit Bcrcitung dcr nothwendigcn Schmelzfarbcn,
wie denn auch diese Fabrik, wenn auch nicht durch eigcnt-
liche Kunstgemälde an ihren Produkten, doch durch dii
Schönhcit ihrcr Farben und überhaupt durch Dauerhaftig
kcit und Wohlfeilheit ihrer Erzcugnisse sich cmpfichlt.

Das jährliche Gesammtprodukt bcläuft sich auf weil
über 300,000 Stück von dcr vcrschicdcnstcn Form unl
Größe (daruntcr allcin an 200,000 Tabakspfeifenköpfc)
und dürfte cinen Totalwcrth von 185,000 Fl. C. M. dar-
stellen.

Das Etablissemcnt von Lippert und Haas (i>
Schlack cnwald), die dritte untcr dcn vorzüglichstcn
Porzellan-Fabriken Böhmcns *), hat allc Vorrichtungci
zum Stampsen, Brennen, Mahlcn und Schlemmcn dce
Materials in gleicher Ausdehnung und Vollendung, wii
die bereits erwähnten bciden Fabrikcn; bcsonders ausge-
zcichnct abcr sind dic Ocfen zum Brenncn der Gcschirrc,
deren hier 7 vorhandcn sind, 4 vicreckigc und cin runder
jeder mit 4 Fcucrungcn, dann 2 ncue französischc von drc
Etagcn mit 5 Fcucrungcn. Die Fabrik arbcitct mit 25(
Pcrsoncn, crzeugt cbcnfalls die mannichfaltigftcn Artike
nach Größc und Gcstalt, in einem jäbrlichen Gesammt-
wcrthe von bciläufig 115,000 Fl. C. M. Es wird hiei
vom Gicßcn des Porzellans, bcsondcrs bci Figurcn, Gc
brauch gcmacht. Unter den noch übrigen Etablisiemcnti
dürftcn dic von Smichow bci Prag (Ludwig Kricgcl
und Komp.), dann von Altrohlau (Aug. Nowotny)
von Dallwitz (Wilhelm Lorenz) und von Gießhübl
(Franz Lchncrt) obenan stehen. Dcr jährliche Produk-
tionswerth dürfte sich bei dem erstcrn auf 90)000, bci dcn
zwciten auf 50,000, bci jcdcm der bciden letztcrn auj
35,000 Fl. C. M. bclaufen. In dcn drei crstcrn wirt
nebst Porzcllan auch Steingut crzeugt.

V. Steingut nnd andere Thonarbciten.

Die Steingut-Fabrikation, wclche sich übrigens vor
dcr Porzellanerzeugung durch eine minder sorgfältige Schlem-
mung dcr Porzcllancrde, wcnigcr gcwählte Zubereitung der
Masse und eine bequemere, nur cincn niedrigen Hitzcgrad
erfordcrnde Art dcs Brennens unterscheidet, bctreiben außer
dcn drei oben genanntcn Porzellan-Fabriken und jencr zu
Werschctitz auch noch mchre cigens dazu eingerichtcte
Etablissements, mitunter mit Anwenduug dcr großartigften
Hilfsmittel. Jn dieser Beziehung zcichncn sich unter den
eigentlichen Stcingut-Fabrikcn jcne des Fürsten von Lob-
kowitz zu Teinitz (Bcrauner Kr.), dann jene dee
Herrn Anton Fischcr zu Neumarkt (Klattaucr K r.),
der Herren Schiller und Gerbing zu Bodenbach
und des Hcrrn Vinc. Huffzky zu Hohcnstein, bcide im
Leitmeritzer Kreise, aus. Auch cmpfcblen sich die
Erzeugnissc der beiden crstgenanntcn Steingut-Fabriken,
so wie die Steingutwaarcn von Altrohlau, Dallwitz

Dieft drci Fabrikcn haben cmch bei Gc'egenbeit der Gewer saus
stellungen zu Prag und Wicn wicderholte öffentlichc Anerkennung
durch ertheilte Preißmedaillen erhaltcn, und zwar erhielt jene dei
Gebrüdcr Haidinger bci den Ausstcllungcn in Prag zweimal die
silberne und einmal die goldene, dic dcr Hcrren Fischcr un!
Reichenbach bei den Prager Ausstellungen einmal die bronzene
und zweimal die silberne, und bei dcn Wiener Ausstellungen zu-
erst die bronzene, hierauf die goldene, endlich die Fabrik der Hei ren
Lippert und Haas bei den Ausstellungcn in Wien zwcimal di't
silberne Preismedaille. Die Fabrikcn der Gcbrüder Haidingc,
und von Lippert und Haas haben arch an der allgem. dcut-
schen Gewerbsausstellung zu Berlin (1844) Theil genonimcn und
dabei die Ancrkennung der chcrncn Preismcdaille gefunden.
 
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