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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0018

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GunÄclnnd 766—778.

ließ sie der Kaiser vor sich führen, um sie nochnials znm Abfalle zn
bewegen. Die Helden verspotteten aber die Götzen sclbst in des
Kaisers Gegemvart. Da fallte der Kaiser das Todcsurtheil nber sie.
Sie wurden am 12. Juni an dcr Aurclischen Straße niit dem Sä)werte
hingerichtet, ihre Leiber den ivilden Thieren vorgeworfen. Diese be-
rührten jedoch die Leiber nicht, welche später von den Christen wegge-
nommen und feierlich bestattet wurden. Der Leib des einen, des h.
Nazarins, war der von Chrodegang für Lorsch bestinimte.

Schnell war von Gorz aus die Kunde in dem Kloster und der Um-
gegend von Lorsch eingetroffen, daß ihr neuer Pntron angekommen imd
nächstens an seinen BestimmungSort übertragen wcrden sollte. Wir
vermögen uns keine Vorstellnng zn machen von der dadurch hervorge-
rufenen Freude. Der Tag der Ankunst des Heiligen war cin Fest für
die ganze Gegend. Von weit und breit strömten zahlreiche Schaaren
herbei, Hohe nnd Niedere, Kinder und Greise; selbst aus der Gegend
der Vogesen, aus dem heutigen Pfalz-Bayern waren die Leute, wie nm
die Wette, herzngeeilt, um dem feierlichen Einzuge beiwohnen und jener
Gnaden theilhaft werden zu können, welche bei der Uebertragnng und
Beisetzung des Heiligen zn hoffen waren. Zwei Grafen, Cancor und Wari-
nus o), welch letzterer übcr dcn benachbarten Lobdengan gesetzt war, nebst
anderen Edlen der Gegend hielten es nicht für entehrend, die Lade
mit dem theuren Jnhalte in Empfang zu nehmen und an Ort nnd
Stelle zn tragen. Wo die Fürsten mit solchem Beispiele vorangingen,
da blieb das Volk in der Verehrung nicht zurück. Unter Gebet und
Gesang zog das Volk, die Geistlichkeit ihm voran, uach Empfang des
heiligen Schatzes in die Kirche auf der Jnsel; nach vollendetem Hoch-
amte ward der heilige Leib in schönem Verschlnsse bcigesetzt. Das Fest
der Ankunst und Beisetzung fiel auf den l l. Jnli 705 und sollte von
nnn an jährlich zur Erinner»ng kirchlich gefeicrt werden DaS Kloster
selbst crhielt nun statt des NamenS „Peterskloster" die Benennnng
„Nazariuskloster""); nach Vollendung des zweiten KlostcrS in Lorsch
bekam das crstere den Nainen „Altenmüiister" — üloiwLtei'lom vetus.

Noch ist nns eine kurze Nachricht erhalten^), wclche in dichteri-
schen Worten die üußere Erscheiniing des h. Nmzarius bcschreibt: er war
meiß wie der Schnee; seine Augen helle und gläuzend wie die Flnmme
des Feuers; er trug einen länglichen, aber dünnen Bart, und sein
Körper war von mittlerer Größe.
 
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