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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0030

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Gundeland 766-778.

Geschichte des Klosters stehen. Uebrigens haben vielleicht dennoch die Mönche
in Schrift und Stein das Andenken an ihre Gönner verewigt; aber
tausend Jahre verwischen auch dieses. Zudem war jenes Jahrhundert
eine Zeit des Wirkens und der That, nicht des Schreibens und Auf-
zeichnens. Schon was jene Stifter und Aebte gethan, legt hinlänglich
Zeugniß für ihre treffliche Gesinnung ab; die Geschichte des Klosters allein
istder herrlichste Denkstein, das großartigste Erinnerungszeichen anihr Leben
und Wirken. Ohne es zu wolleu, haben die Stifter und Freunde
des Klosters selbst ihr Andenken auf Hunderte von Jahren gewahrt
und verherrlicht.

Graf Cancor, der edle Mann, starb nach zuverlässigcn Nachrich-
ten^) schon am 28. Februar 771, noch ehe das neüe Gotteshaus vol-
lendet war. An seinem Sterbetage ward seiner Seele alljährig im Ge-
bete und in der heiligen Messe gedacht. Ob er in der Klosterkirche be-
graben wurde, wissen mir nicht ganz sicher; es läßt sich jedoch kaum be-
zweifeln, daß sich Cancor den Ort als Ruhestätte erwählte, an welchem
er im Leben mit so vieler Liebe gehangen. Von seiner frommen Mutter
Williswinda wissen wir nur, daß sie am 30. August den Lohn ihres
Glaubens und ihrer guten Werke von Gott empfing. Cancors Sterbetag
war auch der Sterbetag seiner Gemahlin Angila; das Todesjahr der
letztern ist nicht bekannt. Von den übrigen Gliedern der Familie kcnnen
mir nur die Sterbetage, weil diese in dem noch erhaltenen Todtenbuche
mit Angabe der Wohlthaten aufgezeichnet stehen.

Mehr wissen wir über das Lebensende Chrodegangs von Metz, des
ersten Abts zu Lorscho«). Seiner gehäuften Geschäfte wegen überließ
er die Abtei seinem Bruder Gundeland; es war ihm nicht vergönnt,
noch lange nachher zu leben: der 5. März 766 machte seinem apostoli-
schen Wirken ein Ende. Einstimmig ist das Lob, welches ihm die Ge-
schichtschreiber seiner Zeit zollen; die Kirche zählt ihn zu den Heiligen.
Er sorgte hauptsächlich für eine tüchtige Erziehnng der Geistlichkeit, ent-
warf eigene Regeln für ihre Lebensweise, die lange Zeit in Kraft blieben,
er baute Kirchen und Klöster, als Pflanzstätten des Guten, nahm sich
der Wittwen, Waisen und Krnnken an, saß im Nathe der angesehensten
Fürsten und suchte so Allen Alles zu werden. Neich an Verdiensten
vor Gott, reich an Ehre und Nuhm vor den Menschen, beweint und
gesegnet von Tausenden, für die er eine Hilfe und ein Trost war, gab
er seinen Geist in die Hände dessen, für den er hier so unermüdlich
gearbeitet hatte. Chrodegang wählte sich das Kloster Gorz als Rnhe-
stätte. Lorsch gereicht es zum Ruhme, daß sein erster Abt ein Heili-
ger gewesen; sein Geist und seine Gesinnung lebten noch viele Jahre
im Kloster fort.
 
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