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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0034

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Helmerich 778—784.

ihren Verlust für das Kloster ermachsenden Nachtheilen und Gefahren
vorzubeugen, begab sich Helmerich zu König Karl, damit dieser den Besitz
der seitherigen Schenkungen bestätige. Diesem Begehren entsprach Karl
bereitwillig.

Werfen wir, da wir schon so Manches von dem äußern Bestande
des Klosters vernommen, einen Blick auf das Leben der Mönche im
Kloster. Wie bereits gesagt, lebten die Mönche nach der Regel des h.
Benedict ^), welche allmälig die Regel Columbans in Deutschland ver-
drängt hatte und auf der Neichsversammlung zu Aachen 817 für sämmt-
liche Klöster vorgeschrieben wurde. An der Spitze stand der Abt, dem
jeder Mönch Gehorsam schuldete, weil das Verzichten auf den Eigenwil-
len als eine der Hauptpflichten eines Mönchs galt. Dem Abte zunächst
stand der Probst als Vertreter des Abts und als Unteraufseher, dem auch
die Oekonomie des Hauses anvertraut war. Dem Probste war der
Kellermeister untergeordnet, welcher die Vorräthe, die Speisen und die
heiligen Gefäße zu beaufsichtigen hatte; auch lag ihm die Verpflegung
der Kranken, Besorgung der Armen und Gäste vb. Ein wichtiges Amt
bekleidete der Decan; denn ihm war die.,Disciplin übergeben, und er
mußte gewissenhaft auf Beobachtung der Ordensregel achten. Die Wache
anr Thore versah der Psörtner, der ein alter, gesetzter Mann sein mußte,
doch auch jüngere zu Hilfe nehmen durfte.

Beten und Arbeiten war die Hauptbeschäftigung der Mönche, welche
sich nach den kanonischen Tagzeiten richtete. Schon Nachts um zwei Uhr,
selbst zur Winterszeit, rief die Glocke die Mönche zum Beten der Vigil; bei
Tagesanbruch beteten sie die Matutin, welcher nach Sonnenanfgang
die Prim folgte. Die übrigen Gebete folgten in passenden Zwischen-
räumen. Die nicht fürs Gebet bestimmte Zeit wurde mit Lesen nnd
Arbeit ausgefüllt. Von Ostern bis October soll von 6—10 Uhr ge-
arbeitet, von 10—12 Uhr gelesen werden. Die Mönche waren nämlich
zu allen Dienstleistungen verpflichtet und sorgten selbst für ihren Acker-
bau. Zum Klosterhof gehörten die nöthigen Einrichtungen zum Mah-
len und Backen, ferner Scheuern, Ställe u. s. w. Die Kleidung der Mönche
war einfach; über dcm Hemde trugen sie eine Kutte, darüber einen Ueber-
wurf, welcher zur größeren Leichtigkeit bei der Arbeit über den Hüften
gegürtet wurde. Als Speise gestattete der h. Benedict zwei Schüsseln
Gemüse zur Auswahl, auch Obst und junge Gewächse; mehr Brod als
gewöhnlich erhielten die Mönche bei schmcrer Arbeit; Fleisch war nur
Kranken und Schwachen erlaubt. Die Fehler wurden strengc bestraft, selbst
auf Zuspätekommen im Chore uud bei Tische waren kleinere Strafen gesetzt.

Der Aufnahme ins Kloster ging eine Prüfungszeit voran, während
welcher dem um Anfnahme Bittenden die Schwierigkeit der neuen Le-
 
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