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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0040

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Mchbod 764—804.

sagt von Lorsch, doffen Abbildung er auch gibt: „Es serind in diesem
Closter mächtige Fnrsten und auch darunter Hertzog Tassel in Bai)ern be-
graben worden, welcher wider Kayser Carolum M. sich anffgelehnet, aber
von ihme überwunden, gefangen und in dieses Closter zur Straff einge-
steckt, darinn er auch gestorben und sein Grabstein zu unseren Zeiten ein
Säntrog, wie berichtet mird, worden".

Jn Folgendem ist die Sage von Tassilos nächtlicher Erscheinung
und dessen Tod im Kloster poetisch behandelt.

Tassilo in Lorlch.

A. L. Grimm.

Der große Heldenkaiser kam
Von weiten Fahrten hergezogen.

Nach Lorsch cr scine Straße nahm;

Dem Kloster dort war er gewogen,

Jm Münster hat cr manche Nacht
Dort im Gcbet einst zugebracht.

„Dich grüß' ich stilles Gotteshaus!

Gott grüß euchall', ihrfrvmmen Brüder!
Gern ruh' ich wieder bei euch aus.

Von weiter Wegfahrt müd, dcch müder
Von vielen Sorgen, groß und klein,
Sprech' ich alS Pilger bci euch ein."

„Da draußen stürmt es in der Welt,

Da geht der Mensch sich sclbst verlvrcn.
Dic Kirchc hicr, die mir gefällt,

Hab' ich zur Andacht mir erkoren.

Laßt hier mich bci dcr Lampe Schein
Mit niir und meincni Gott allein."

Der Abt und sciner Mönche Chor
Heißt seinen Äaiser hoch willkoninien.
Mit Ehrsurcht ist er, wie zuvor,

So heut' auch wieder aufgenommen;

Und Alles ist zur Dienstbarkeit
Dcm fronnnen Herrscher gern bereit.

Doch als in stiller Mitternacht
Der Kaiser ernst und andachttrunkcn
Allein noch in dem Münstcr wacht,

Am Fuß' des Altars hingesunkcn,

Sein Herz von Sorgen viel beschwert,
Ganz seincm Gottc zngekehrt;

Da horch! da wird cs plöhlich laut:

Die Hallc tönt von ManncStritten;

Und als der Kaiser um sich schaut,
Kommt still cin Mönch herangeschritten.
Unsicher durch den langen Gang
Zum Chore wandelt er entlang.

Und hehr im Lichtglanz, wunderbar,

Wer ist's, der mit ihm nüher schreitet?
Ein Engcl Gottcs ist's sürwahr,

Der sanft des Altcn Schritte leitet.

Karl sieht den Vlindcn an und spricht:
„Wo sah' ich schon dieß Angesicht?"

Und von Nltärcn zu Altar

Des Blinden Schritte sorgsam lcnkend,

Stcllt ihn der Engcl Allen dar;

Und cr, dic fromme Pflicht bedenkend,
Spricht hicr und dort cin still Gebet,
Und dann zurück zum Klvster gcht.

Nm Morgen aber kommt zum Abt
Der Kaiser mit hochcrnsten Miencn.
„Sagt, welchcn Heiligen ihr habt,

Dcm hicr schon Gottcs Engel dicnen?"
Dcr Abt verstcht dic Frage kaum.

„Euch täuscht, mein Kaiscr, wohl ein
Traum?"

Mich täuscht kein Traum. Jch sah es klar.
Es ivar kein Bild crregter Siniien:

Ein lichter Engel bracht' ihn dar,

Und führt' ihn still dnrauf von hinne».
Laßt uns in nächster Nacht vcreint
Seh'n, ob er wieder dort crscheint."

Dcr Abt ist scinem Herrn bereit.

Sie stch'n im Münstcr voll Vcrlangen.
Wie gestern, um dieselbc Zcit,
 
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