Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0047

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Adalung 805—838.

35

men. Jn der Vaticansbibliothek zu Nom liegt noch das Bücherverzeich-
niß des Klosters aus dem 12. Jahrhunderte; darnach zeichnete sich die Samm-
lung injeder Hinsicht aus, sowohl durch die Menge der Werke, als auch deren
Seltenheit, kostbare Schrift und werthvolle Einbände. Besonders wa-
ren die Meßbücher und Evangelienbücher durch prächtige Ausstattung
bemerklich; die Deckel trugen Bilder von Elfenbein und Gold; Edel-
steine und andere Verzierungen vollendeten den reichen Schmuck. Ein
solch kostbares Evangelienbuch ziert uoch die Vaticansbibliothek iu Nom.
Wiederum waren es Mönche, welche in bcionderen Schreibsäälen die müh-
same Arbeit des Bücherabschreibens übernahmen und so sür Erhaltung
und Vermehrung der Bücher sorgten. Die Mönche theilten sich ihre
Arbeiten ab: die Einen bereiteten die Pergamente, Andere schrieben nur
ab; während die Einen die Anfangsbuchftaben malten, banden Audere
das Vollendete ein oo). Was seit der erst vor 400 Jahren erfundenen
Buchdruckerkunst so leicht und so schnell erreicht wird, war vordem die
Frucht vielcr Mühen, vieler Opfer an Zeit und Geld. Einen Beweis
des Werthcs der Bücher erhalten wir aus der Zeit des Abts Diemo,
welcher, als er die durch eine kleine Fehde eutstandeuen Kosten nicht
decken konnte, drei Bücher versetzte und mit dem Erlöse seine Gläubigcr
zufrieden stellte. Es versteht sich von selbst, daß diese Büchersamnilung
erst im Laufe der Zcit zu solcher Bedeutung anwuchs. Von der Lor-
scher Bibliothek sagt Münster, Professor in Heidelberg, in seiner 1564
erschicnenen Weltbeschrcibung: „Das Kloster Lorsch hatte eine gar altc
Libercy (Büchersammlungs gehabt, dergleichcn nian im ganzen Deutschland
nicht gefnnden hat, aber die alten Bücher sind zu mehreren Theilen daraus
verzilcket worden. Jch habc Bücher darin gcsehen, die soll Virgilius (rö-
mischer Dichter, gest. im 19. I. vor Ehrisius) mit eigener Hand geschrieben
haben." Diese von den Gelehrten so hochgeschätzte Bibliothek erlebte
Schicksalc, wie andcre Bibliotheken. Ein Theil ging durch Brand, Verkauf
und Vcrschleuderung zu Grunde; die nicht unbedeutenden Reste kamen
später (o. 1482) nach Ladenburg am Neckar. An letzterm Ort wurde sie
dnrch werthvolle anderc Werke vermehrt, dann nach Heidelberg verbracht
nnd der Heidelberger Bibliothek einverleibt, deren kostbarsteu Theil sie bil-
dete. Als im Jahre 1622 dcr Feldherr Tillp die Stadt Heidelberg er-
obcrte, erbentete er diese werthvollen Bibliothekeu und übersandte
sie dem damaligen Pabste zum Gcschenke. Sie befinden sich jetzt
noch i» Nom unter dem Namen dcr sogenannten Pfälzer Bi-
l'liothek.

Andere Wcrke und Schriftstücke aus der Lorscher Bibliothek kamen
nach Darmstadt, Heidelberg, Würzburg, Wien und Paris. So fauden
diese Bücher ihrcn Weg in die verschiedensten Gegenden, ivo sie Zeug-
 
Annotationen