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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0053

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Babo 875—881.

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Jnhalte ist vorhanden. Traurig ist es, daß ipütere Geschlcchter die
Stätten nicht kennen, wo die Vorfahren ihre Fürsten begruben^).

Seit einigen Jahren geht man mit deni Gedanken um, die Schuld
der Vorfahren abzutragen mw durch ein Erinnerungszeichen dic Grab-
stätte Ludwigs des Deutschen dem Vergessen zu entreißeu. Anregungen,
auch Sammlungen haben stattgefunden. Der Gedanke ist löblich, aber
seine Durchfnhrung, sowie sie dermalen vor sich geht, ohne AuSsicht
auf Erfolg. Der rührige historische Verein für Hessen iu Darmstadt
ließ in anerkennenswerther Weise Nachgrabungen an Ort und Stelle
vornehmen und dachte so das Jnteresse für die Sache zu wecken.
Vieles ist noch zu thun übrig; sicher kaun eine Gemeinde oder ein Ver-
ein nicht leisten, was Sache eines ganzen Landes ist.

Von den Bauwerken aus der ersten Zeit des Klosters ist nichts mehr
übrig, als die jetzige sogenannte Michaelskapelle und cinige kleiuere Alter-
thümer. Beini Eintritt in das Torf von Bensheim her gewahren wir
links einen alterthümlichen Bau, welcher jetzt zu einer Kapelle hergerich-
tet und dem h. Erzengel Michael geweiht ist. Ursprünglich war dieß
eine Durchgangshalle, welche zum Jnnern des von langen Mauern
umgebenen Klosterhofs führte. Wegen ihres Alterthums und ihrer
Schönhcit hielten sic Vicle sür die bunte Kirche, was sie, hauptsächlich
wegen ihres geringen Umfangs, nicht sein kann. Wir können aus der
Schönheit dicses kleinen Baues aus die volleudete Schönheit des ganzen
Klosterraums mit seincn Kirchen und Kapellen, Wohnungcn für den
Abt, die Klosterbrüdcr, Krankeu, Schülcr, Arbcitsleute, Oekouomiege-
bäude u. s. w. schließen. Nicht bloß ist dieser Bau ein sprechcudes
Zeugniß für die vergangene Größe Lorschs, sondern cr ist auch cines dcr äl-
tcsten, schönstcn Baudenkmäler unscrs engern Vaterlandes, ja fast ganz
Dcutschlands. Wann und von wem diese .öalle aufgeführt worden,
wissen wir nicht. Jm Jahre 1697 ward die Halle von Erzbischof Lo-
thar Franz hergestellt, wie eine Jiisäiriit auf dem Speicher sagt; ver-
muthlich wurde sie bei diescr Gelegenheit in einc Kapelle umgewandelt.
Dem wichtigen Denkmale drohte im Jahre 1807 der Untergang. Die
Nachbargemeinde Klcin-Hausen nümiich hatte die Kapelle, weil sie Nie-
mand mehr benutzte, von der vormaligen Kurmainzer Hofkammer an sich
gckauft, um die Stciue zum Baue einer Kapelle zu verwenden. Als
der neue Laudesfürst, Lubwig von Heffcn, dieses vernahm, ließ er den
Kiinf rückgängig machcn. Jhm verdanken wir also dic Rcttung des
wichtigeu Kiinstdeukmals. stn dcr Kapelle stehen gegenwärtig zwci
uralte Steiusärge; der eine, viereckig, ist schön gearbeitet; dcr audere,
unsern Holzsärgcn ähnlich, iand stch bci Nachgrabungen in jener Gegend,
wo das erstc Klostcr stand. Sie haben beide cin Alter von 1000 Jah-
 
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