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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0063

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Gcrbod 951—972.

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mit einem großen, goldenen Kelche und vier silbernen Lampen. Das Para-
dies (Halle vor der Kirche) ließ er mit eincm Bleidache decken und
Treppen vor dem Eingange desielben anbringen. Der Speisesaal wurde
erwcitert, der Schlafsaal erneuert und andere bedeutende Bauten aufge-
führt. Gerbod war in der That ein für das Kloster und seine Zierde
rastlos besorgter Mann. Es war gut, ja nothwendig, daß das durch
innern und äußern Schaden nicht mehr in der ursprünglichen Blüthe
stehende Kloster einen Mann erhielt, der, nicht wie Adalbero, Hatto
und Bruno durch zahllosc Geschäste abgehalten, seine ganze Mannes-
kraft der Hebung und Kräftigung dcs Klosters und seiner Bewohner
zuwcnden konnte. Jn Gerbod war dieser Mann gefunden; eine zwan-
zigjährige Regierung machte es ihm möglich, seine großen Pläne durch-
zuführen. Getreulich half ihm der Gönner des Klosters, Otto, welcher
die bereits von den Kaisern und Königen gewährten Zreiheiten zu sichern
und zu vermehren gelobte. Für das nahe gelegene Bensheim erwirkte
er 956 durch Vermittlung der Gemahlin Httos, Adelheidens, an welcher
Gerbod eine treue Fürsprecherin hatte, die Abhaltung jährlicher öffent-
licher MLrkte; dasselbc Rccht erlangte er 965 auch durch Adelheide für
Wiesloch (im badischen Unter-Rheinlreise). Alle Vortheile aus diesen
Märkten, wie Marktzoll, gehörtcn dem Kloster. Nach Karl dem Großen
und Ludwig dem Deutschen war es unter den Fürsten zunächst Otto
der Große, welchcr so große Vorliebe und Verehrung zu Lorsch in
sich trug. Zweimal bcehrte dcr mächtige Fürst das Kloster mit seinem
Besnchc, im Februar 956 und, wieder von Franksurt kommend, im März
desielbcn Jahrcs. Diese Besuche waren für Gerbod crwünschte Gelegen-
heiten, sein geliebteS Kloster wo möglich nach allen Seiten hin sicher zu
stellen; ja der Abt schcnte im Jahre 963 die weite Neise nach Jtalien
nicht, wo sich damals dcr zum Kaiser gekrönte Otto aushielt, um von
ihm nochmals eine Bestätigung dcr schon mehrfach bekräftigtcn Kloster-
freiheiten zu crlangen. Es hatlen zu Gerbods Zeit manche Große,
gcistlichen und weltlichcn Standcs, ihre Hände übcr anderc Klöster aus-
zustreckeu versucht und so, ohne es vielleicht zu wollen, die Entwickelung
der Klöster und der ans ihnen hervorgehenden Segnungen gehindert.
Dieser anch dcm Kloster Lorsch nach seinem Tode drohenden Gefahr
wollte Gerbod durch öfterc Erneuerung der Klosterfreiheitcii vorbeugen.
Die Ehronik lobt den Abt gerade wegen seiner unermüdlichen Sorgfalt
in Wiederherstellung des frühcrn Bestandes dcs Klosters. Dic Zahl
der im Kloster lebenden Mönchc war untcr Gerbod auf 48 gestiegen;
darnnter waren t4 Priestcr, 12 Tiakonen und 8 Subdiakonen ^).

Wic sehr Gerbod das Vertranen des Kaisers besaß, erhcllt daraus,
daß er den Auftrag erhielt, an eincr aus acht Bischösen und zwei Aed-

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