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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0072

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Hnmbert 1033-1037.

ten und bis dahin sorgfältig gehüteten Schatz der Kirchc. Seinen Ver-
wandten nnd Gnnstlingen gab er den Besitz der Kirche Preis; viele,
sehr beträchtliche Bssitzungen, welche seithcr wegcn des täglichen Bedarfs
fnr das Kloster vom Kloster selbst verwaltet nnd bebant wurden, gab
er als Lehen in fremde Hände, so die Güter in Hahnheim, Kriftel,
Gronan, Laudenbach, Sachsenheim n. s. w., deßglcichen auch die Wein-
bcrge von Dosienheim, welche für die besteit des Klosters galten nnd
deren Wein von Alters her für die heilige Messe bestimmt war. Er
ließ sogar den großen, mit Gold dnrchwirkten Pnrpnrteppich, welcher
den ganzen Chor bedeckte, ins Feuer wcrfen, nm das in großer Menge
vorhandene Gold auszuschmelzen. Glücklicher Weise rettete ein Kloster-
bruder, wie ein „Phineas von Eifer" entbrannt, ein bcdcutendes Stück
des Teppichs, melches noch gegen Ende des l 2. Jahrhunderts im Kloster
zu sehcn war. Die Mönche selbst, für die er wie ein liebevoller Vater
hätte besorgt sein miissen, mußten viel von seiner Härte erdulden
und erhielten nicht einmal die zum Leben nöthige Kost. Mit dem Abte
gingen die Klostervögtc Hand in Hand; sie bcnutzten ihr Schntzamt, um
das Klvster zu knechten. Als der Abt wiederum einen der Klosterhöfe
als Lehen an einen Frennd weggeben wollte, dnrch welche Verleihung
daS Klostcr den größtcn Nachtheil erlitten hätte, wandten sich die Mönche
in ihrer Angst an Erzbischof Bardo in Mainz mit der Bitte, bei König
Heinrichs III. Mutter, der übelberathene» Kniserin Gisela, dahin zn
wirken, daß dieser Plan ihres Abts hintertrieben würde. Schlechte
Rathgeber hatten nämlich am Hofe des Königs dicsem und seiner Mut-
ter die vorgeschlagene Belehnung nls für das Kloster vorthcilhaft dar-
gestellt, worauf beioe den Abt drängteu, sein Vorhaben anszuführen.
Die Mönche hofften, dennoch die Sache hintertreiben zu köunen nnd
glaubten um so eher an Erfolg, meil Bardo mit der Kaiserin Gisela
verwandt mar; zuglcich drangcn sie mit Bitteu in den Erzbischof, den
Abt zu ersuchen, dieser mögc ihnen doch die nöthige Nahrnng nicht vorent-
haltcn. Ob das Schreiben Erfolg hatte, wissen wir nicht.

„Wie (so sagt der Lorschcr Chronist), diesen Miethling die
Rache Gottes für seinc Frevelthaten ereilte, auch das mollen
wir nach den Benchten unserer Vorfahren erzähle», damit alle, welche
seinem Beispiele folgen, durch sein jämmerlichcs Ende sich abgeschreckt
fühlen. An demselben Tage, wo cr dcn Teppich einschmelzen ließ, er-
griff ihn stechender Schmerz in den Eingcweiden und nnerträgliche Hitze
im ganzen Körper: in der folgenden Racht erwnchte er plötzlich, dnrch
Lichtglanz erschreckt, nnd sah vor sieh eine chrwürdige Gestalt mit zür-
ncnden Blickcn, zerrissencm Gcwande, eine mit Wein gesüllte Schale in
Händen haltend. Auf die Frage, ob er von Durst geguält werde, ent-
 
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