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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0077

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Udalrich 1056—1075.

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Manche seiner Vorgänger hatten mehr wie er gethan, aber so viel wie
er hattc Kciner vor ihm gelitten und gekämpst für das Kloster. Hören
wir, wie es unter ihm dem Kloster erging.

Heinrich III. hatte bei seinem Todc ein sechsjähriges Söhnlein
hinterlassen, welches natürlich die Reichsverwaltung nicht antreten konnte.
Das Kind, gleichen Namens wie sein Vater, crhiclt Erzieher und un-
ter ihnen den bcrühmten Erzbischof Anno von Köln. Adelbert aber,
Bischof von Bremcn, ein geschmeidiger, ehrgeiziger und habsüchtiger
Mann, wußte sich dem jungen Fürsten gleichfalls als Erzieher aufzu-
drängen und hatte bald das Herz des Jünglings für sich gewonnen.
Die Gunst, deren sich Adelbert bei dem Fürsten zu erfreuen hatte,
benutzte er, um seine Absichten durchzusetzen. Zwei reiche Abteien, die
zu Lorsch und die zu Corvey, waren es vorzüglich, die dem Habsüch-
tigen in die Augen ftelen, und die er gar gerne seinem Sprengel ein-
verleibt hätte. Er drang deßhalb in den König, ihni beide Abteien
als Lohn fiir seine Verdienste um Krone und Neich zu überlassen. So
leicht er den König umzustimmen wußte, so schwer schien es ihm,
die ihm nicht gewogenen Fürsten auf seine Seite zu ziehen. Doch auch
dafür glaubte er Abhilfe finden zu können, indem er dem Erzbischofe
Anno von Köln zu den Abteicn Malmedy und Corneli-Münster bei
Aachen, dem Erzbischof Sigefrid von Main; zur Abtei Seligenstadt, dem
Herzog Otto von Bayern zur Abtei Altaich und dem Schwabenherzoge
Nudolf zur Abtei Kempten zu verhelfen versprach. Schon war Adel-
bert daran, sein erstcs Ziel, Corveys Bcsitz, zu erreichen; doch gelang
es dcr Klngheit der Gegner, der Ränkesucht des Bischofs ein Endc
zu machen. Bezüglich Lorschs jedoch schwebte Avelbert, scine Pläne
verbergcnd, zwischen Furcht und Hoffnung, da er den sich täglich mehr
steigenden Haß seiner Fcindc voraussah. Doch fand sich bald eine pas-
sende Gelegcnheit für Adelbert, sein Vorhaben durchzuführen. Eines
Tags lud der Bischof ohne eigentliche Veranlassung König Heinrich,
der zu Worms dic Ostern feiern wollte, ein, wie im Vorbeigehen einmnl
Lorsch zu besuchen. Wie billig, zogen Abt und Convent, nichts
Argcs ahnend, dem hohen Besuche in seierlichem Zuge entgegen. Adel-
bert benahm sich sehr lcutselig gcgen den Abt, ließ es auch an Ver-
sprcchungen nicht fehlen und sagte in schmeichelhasten Worten dcm
Klostcr seincn Schutz und seine Fürsprache am Hofe des Königs zu.
Der Abt ermangelte seinerseits nicht, wie billig, dem Bischofe sein Ent-
gegenlommcn und seine Dienstleistungen anzubieten. Zugleich weihte
Adelbert, um Nichts unversucht zu lafsen, einen „Juden oder viclmehr
eincn Judas," der des Bischofs Geld in Händen hatte, in seine Plüne
ein nnd empfahl denselben, wie auf des Königs Geheiß, dringend dcm

Falk, Geschichtc veö Klosters Vvrsch. i)
 
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