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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0083

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Wnther 1077—1088.

71

trat, geht aus dcr Wahl dcs Abts Adalbert hervor. Durch Udalrichs
Tod war der Abtsstuhl crledigt; die Möuche und Ritter des Stifts
hatten einstimmig ihren seitherigcn Probst, dcr zudem iu Folge treuer
Dienste mit dem Könige auf gutem Fuße stand, als Nachfolger Udal-
richs gewählt. Wie es damalS Gcbrauch war, begaben sich die Wähler
an den Hof des in Bamberg weilenden Königs, um die Zustimmung
des Fürsten zu ihrer getroffencn Wahl einzuholen E). Sie dachten
nicht anders, als daß dcr König ihre Wahl gut hieße, besonders wcil
dcr Gewählte dcm Könige wohl bckannl war. Toch siehe, der König
nimmt cinen ganz unbckanntcn, mit Andern nach Bamberg gekommenen
Lorscher Mönch, Namens Adalbert, der selbst über die Neuheit der Sache
ganz erstaunt war, aus der Mitte heraus und übergibt ihm, dem Nicht-
gewähltcn, den Abtsstab. Hiermit zeigte er den Lorschern, was ihm ihre
Nechte galten. Ebenfo vcrfuhr er mit den Fulder Mönchen, die der
Nenwahl wcgen anch zu Hofc gefahren waren. Welchen Segen dicses
Verfahren des KönigS der Kirche brachte, sehen wir an Adalbert. Nach
zwci Jahren mußte er abgefetzt werdcn. Mehr wisien wir von ihm
nicht. Scin Sterbetag war der 30. Juli; das Lterbejahr ist unbe-
kannt.

Endlich ivarcn die deutschen Reichsfürsten der clendcn Negierung
Hcinrichs müdc geworden und hatten zu Forchheim im März 1077
einen Gcgenkaiscr in Herzog Nudolf von Schwaben aufgestellt: so hoff-
tcn sie der tranrigen Lage deS PaterlandS ein Ende macheu zu könncn.
Nudolf zog über Bamberg, Würzburg nach Mainz, wo cr sich krönen
licß. Doch nuch Rudolf konnte sich nichr die Herzen der Völker gewin-
nen nnd der Empfang des KönigSzugS seitens dcr Städtc am Rhcine
war mehr feindlich als sreundlich. Die Wormser öffneten dem Zuge
ihre Thore nicht, und so sah sich Rudolf und fcin Hof genöthigt nach
Tribur zu ziehen; von da begab er sich nach Lorsch und über Eßlingen
nach Ulm. Rudolf sand in der Lchlachl bei Grona an der Elster seinen
Tod !080.

W i II t h e r.

An des abgesetzten Adalbert Stelle war leider kein besierer Abt
getreten. Winther entstammte dem Geschlechte der Grafen von Saar-
brückcn und war Oheim des Erzbifchofs Adalbert 1. von Mainz
und dcs Bischofs Bruno von Speyer. Die bcstcn Güter des Klosters
gab er als Lehcn in fremde .vändc, so Brum.it, eine der fchönstcn Lor-
scher Besitzungcn, an scincn Bruder Ligchard. Nicht bloß habsüchtig
nach irdischen Gütern, sondern auch nach höhern Würdcn, wußte er sich auf
 
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