Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0089

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gebhard 1104—1106.

77

Könige Heinrich, dem es nicht daran gelegen war, ob würdige oder un-
würdige Diener der Kirche die Bischofs- und Abtsstühle bestiegen. Jn
derselben Zeit hntte Heinrich auf ähnliche Weise Eppo, welcher, dem
Klerus von Goslar angehörend, in das Kloster Lorsch eingetreten war,
auf den bischöflichen Stuhl der Nachbarstadt Worms erhoben. Hugo,
welcher uoch im Jahre seiner Einsetzung abgesetzt wurde haite zum
Nachfolger

G e b h a r d.

Gebhard, ein Graf von Urach in Sckiwaben war von mittlerer
Größe und wohlbcleibt; schwarzes Haar umhüllte sein Haupt, und seiu
freundliches, bcscheidenes Wesen empfahl ihn Allen. Mit vortrcff-
lichen Anlagen verband er großen Fleiß, was ihm bei Hohen und
Niedern Achtung verschaffte. Tiese Borzüge verhalfen ihm zur Ka-
nonikalpräbende im Münster zu Straßburg. Gebhard trat aber, durch
cinen Besuch dcs Klosters Hirsau auf die Vergänglichkeit des Lebens
aufmerksam gcworden, in das genannte Kloster ein, wo er untcr der
Leitung des hciligcn Abts Wilhclm lamelle Fortschritte im ascetischen
Leben machte. Einc schmerzliche Gichtlähmung feffelte ihn cin Jahr lang
ans Krankenlager; durch dic Pflege der Brüder und das Gebet Wilhelms
erhielt er dic Gesundhcit wiedcr, hinkte jedoch zeitlebens an einem Fuße.
Einstimmig wählten ihn seine Mitbrüder zum Abte nack Wilhelms Tode.
Als Heinrich V. im Jabre 1105 cinc Versammlung der Fürsten nach
Negcnsburg berief, ließ er auch Abt Gcbhard zur Berathnng laden.
Gcbhard erschicn und erhielt bei dieser Gelegenheit auf Allcrhciligen
das Bisthum Speper und zugleich die erledigte Abtei Lorsch. Aergcr-
lich darübcr, daß sich ihr Abt nicht mehr mit der seitherigen Würde
begnügte, wähltcn die Hirsauer Mönche in Bruno einen andern Abt.
Gleichwohl konnte Gebhard in Speyer, was seltsani genug ist, die Licbe
der neucn llntcrthancn kaum gewinnen. Auch in Lorsch erntete Geb-
hard nur Verdruß und Kummer. Er wollte nämlich strengere Zucht
und Ordnung einführen und ließ mehrere dnrch Frömmigkeit und hei-
liges Streben ausgezeichnete Benedictincr aus Hirsau kommen. Das
Kloster Hirsnu, au wclchcs sich das Kloster St. Blasien im Schwarz-
walde und das zu Schaffhausen anschloffen, bildete in jenen Zeitcn
großer Zcrrüttung des Ncichs und kläglicher Lage der Kirche in Folgc
politischer llmtriebe und mancher Mißbräuche cineu Sammelpunkt dcr
bcsscrn Elemcnte. Bcsondcrs verstand cs Abt Wilhelm der Selige alle
edlen Krüftc zu einigcn nnd als Damm gegcn tirckenfcindlickie Bcstrcb-
ungen zn benützen. Nicht nur berrickite in seincm Kloüer nnd allen
 
Annotationen