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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0094

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Diemo N28—1139.

unmittelbaren Besitz des Klosters zu bringen, und Kaiser Lothar darauf
drang, dem Herzoge Welf zwei davöu zu überlassen, gab Diemo unbe-
greiflicher Weise seine Zustimmung, das; sämmtliche freigewordeneu
Lehen von Neuem dem Herzoge gegeben wurdcn, natürlich zum größ-
ten Schaden des Klosters. „Was immer (so sprach sich Diemo Welf
gegenüber aus) Pfalzgraf Godefried an Leheusgütern bei seiuem Tode
inne gehabt, damit belehnen wir auch euch." Dieses Vergeben der
Klostergüter als Lehen brachte das Kloster so sehr herab, dnß es sich
seit dieser Zeit nie mehr recht erholen kounte. Nur mit Gcwnlt uud
nur nach vielem Drängen gelang es Diemo, drei Höfe an sich zu bringeu,
wovon die Einkünfte des einen nn das Spital kamen, die zu Wciblingen
und Ottingheim für anderweitige Zwecke ausgemorfen wurden. Otting-
heim ließ der Abt, ehe er 1139 anf das Eoncil im Lateran reiste, als
Pfand für eine gewisse Summe in den Häuden des Glnubigers, dem
es später als Lehen zufiel.

Wir habeu schon früher gehört, daß sich einige hochgestellte Pcr-
sonen nach Lorsch begaben und hier eine Zuflucht suchteu. So Editha,
die Gemahlin Ottos I., und Bertha, die Gattin Hcinrichs IV. Jm
Jahre 1121 starb in Lorsch Abt Burchard "^) aus dem Kloster dcs h.
Petrus zu Erfnrt. Er hatte uämlich seine Stelle niedergelegt und glanbte
seine letzten Lebenstage iu den stilleu Näumeu des Nazariusstifts nm
besten zubriugen zu können. Einige Jahre darnuf (1129) zog sich Ver-
thold, Abt des Klosters Gossek bei Naumbnrg u»d frnher Abt des
Georgenklosters in Naumburg, gleichfalls uach Lorsch zurück. Die über-
müthige Gräfin Eilica hatte ihn nämlich auf verschiedenc Art gekrünkt
und verfolgt; sie wußte ihn auch bei Allcn verhaßt zu macheu nud be-
wirkte endlich seine Verjagung, worauf Bcrthold, müde der Bcdränguissc
und alle Hoffuung auf eine Nückkehr aufgebeud, nach Lorsch slüchtetc.
Er starb uach wenigen Jahren plötzlich um Mitternacht, vom Schlage
getroffen.

Seit dem Klosterbrande waren über vierzig Jahre vcrflossen; die
schwierigen Zeitverhültnisse und die geringeu Gcldmittel hatten es un-
möglich gemacht, dcu Neubau der Kirche eher zu vollenden. Dem Nbte
Diemo war es vcrgönnt, cudlich dcn Bau fertig zu scheu und I l llO die
Weihe vornchmen zu könneiG"'). Der Abt lud Erzbischof Adelbcrt von
Mainz, Bischof Bugo von Worms, Bruno von Straßbnrg, Ndalrich
von Constanz und Konrad von Chnr zur Fesllichkeit ein. So feierte
also Lorsch seit langen Jnhren wieder ein schönes Fest, freilich uicht so,
wie bei der Weihe des Jahres 774, wo Karl der Große zngegeu war
und das Kloster seine höchste Blüthe zu cutfalten began». Auch so
prachtvoll wie die alte Kirche war dic ueugewcihtc nicht, mag letzterc
 
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