Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0115

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lorscher See. — Wald.

103

Das Vorhandensein eines Schenkhauses in der Nähe des Klosters
mag befremden, läßt sich jedoch sehr leicht aus den Verhältnissen dama-
liger Zeit erklären. Dem Kloster hat die Bergstraße, wenn auch nicht
den Anfang des Weinbaus, welcher bereits unten den merovingischen
Königen bekannt war, so doch die kräftigste Förderung zu verdanken.
Selbst der Hügel, auf welchem das Kloster stand, war mit Reben be-
pslanzt, und man erzählt von einem Mainzer Kurfürsten, daß er, so oft
er sich in Lorsch aufhielt und im Walde dem Waidwerke oblag,
nur edlen Lorscher Rothen auftragen ließ, der ihm besser als der Bur-
gunder mundete. Unter den ersten Schenkungen ans Kloster waren auch
Weinberge, die in der Folge sich sehr mehrten. Es war eine sast noth-
wendige Einrichtung, daß in Deutschland, wo das Reisen mehr als in
andern Gegenden landesüblich auch bei Niedern war und Gasthäuser
nach heutigen Begriffen sich selten fandeu, an den Klöstern Herbergen
und Wirthschaften Lestanden, wodurch dem Kloster Gelegenheit gegeben
war, seinen selbstgezogenen Wein zu verzapfen und durstige Gäste, Hoch-
schüler, Handwerker und andere Reisige einen reiugehaltenen Trunk
für weuige Pfeunige bereit fanden. Das berühniteste Weinland der
Welt, der Nheiugau, verdankt seinen Ruhm zwei Klöstern, Johannis-
berg und Eberbach. Das Beispiel der Mönche wirkte auf die Bewohner
und trieb sie zur Nachahmung an; diese lernten von jenen die müh-
selige Arbeit, aber auch den Nutzen des Weinbaus. Schon des Wein-
baus wegen sind die Vorwürfe ungerecht, daß die geistlichen Herren sich
wenig oder nicht um das leibliche Wohl der Menschen bekümmert. Und
der edle Weinbau war sicher des Klosters geriugster Stolz.

Jn der Nähe Lorschs, da wo jetzt das frühere Filialdorf und der
gegenwärtig nur noch aus einem Wohnhause bestehende Seehof liegt,
befand sich ein nicht unbedeutender See. Wahrscheinlich war der See-
hof ein srühercr Maierhof des Klosters an diesem See gewesen. Da
der See nicht viel Vortheil brachte und man den Boden besser verwer-
then zu könuen glaubte, ließ ihn das Domkapitel zu Mainz im 13. Jahr-
hundert austroäuen. Dies verursachte große Kosten, weßhalb Erz-
bischof Wernher 1265 dem Domkapitel den dritten Thcil des gewon-
neneu Lands schcnkte, ferner den dritten Theil des Zehnten, der Mühl-
und Zollgefälle, sowie jedes Nutzens, welcher sich etwa ergeben möchte.
Da die umliegenden Bauern Nutzen aus der Sache zogen, so mußten
die einzelnen Dörfer zu den Kosten beitragen und Lasten übernehmen.

Was den Besitz an Wäldern und Wildbanu Seitens des Klosters
betrifft, so haben wir unter den einzelnen Aebten das Nähere gehört.
Jn dem großen, vom Neckar bis Erfelden stch erstreckenden Walde hatte
Heinrich II. den Wildbann (Jagdrecht) der Wormser Kirche geschenkt;
 
Annotationen