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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0119

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Verwüstung.

107

bischof von Mainz zum Herrn gehabt, zum erstenmale in die Hände
eine» weltlichen Fürsten gekommen, worin es bis znm Anfange des
17. Jahrhunderts blieb.

Wie es dem Kloster unter der Pfälzer Oberherrschaft erging, da-
rüber haben wir keine Nachrichten. Das Kloster bestand immer noch
fort; denn an dem Pfandgegenstande durfte Nichts geändert werden.
Pfalzgraf Friedrich erhielt 1463 eine neue von dem Domkapitel bestä-
tigte Versicherung über die schon von Diether verpfändete Bergstraße.
Da Friedrich von dem Pabste gebannt worden war und von dem Banne
gar gerne losgesprochen sein wollte, so wandte er sich an den Erzbischof
Diether mit der Bitte, sich beim Pabste um die Lossprechung vom Banne
zu verwenden. Jm Falle des Gelingens wollte der Pfalzgraf Fried-
rich 20,000 Gulden an dem Pfandschilling für die Bergstraße bei der
Auslösung nachlasfen. Das Versprechen bestätigte Friedrich durch eine
eigene Urkunde (Nov. 1463). Die Lossprechung erfolgte wirklich.

Leider begann das 16. Jahrhundert mit großen Schrecknissen für
die Bergstraße, unter welchen, wie wir bestimmt wissen, das Kloster zu
Lorsch viel zu leiden hatte. Wir haben überhaupt von jetzt an nichts
mehr Erfreuliches von Lorsch zu melden. Jm Jahre 1504 nämlich war
die pfalz-baperische Fehde ausgebrochen. Der Pfälzische Kurprinz
Ruprecht suchte, gestützt auf ein Testament seines Schwieger-
vaters, Georgs von Bayern, in dessen Landshut'schem Antheil
als Herr zu folgen. Die Baperischen Herzoge Münchener Linie
jedoch glaubten niehr Recht auf diesen Ländertheil zu haben, worin sie
Kaiser Maximilian unterstützte. Weil Ruprecht und sein Vater Philipp
mit Gewalt die beanspruchte Erbschaft behaupten wollten, so erklärte sie
der Kaiser 1504 in die Reichsacht, deren Vollzug er unter Andern auf
den benachbarteu Landgrafen Wilhelm von Hessen übertrug. Dieser
brach mit den Herzögen von Braunschweig und Mecklenbnrg vou Mar-
burg aus in die pfälzischen Lande, wozu die Bergstraße (als Pfaud)
gehörte. Wilhelm rückte in den Odeuwald, nahm die Orte Umstadt,
Otzberg und Habitzheim weg und rückte hierauf in die von Kriegswesen
so oft heimgesuchte Bergstraße. Bensheim belagerte er vergebens, plün-
derte und verwüstete die Umgegend, wnndte sich dann gegen Lorsch, wo
er sich gütlich that. Das Kloster wurde gehörig geplüudert; was er an
Früchteu und Weinvorräthen fand, ließ er in die befestigten Plätze des
Gerauer Ländchens abführen. Das Kloster mußte sich durch eine Geld-
summe vou dem Gräuel der Einäscherung loskaufen Das im
Walde gelegene sehr schöne Schloß Friedrichsburg tjetzt Neuschloß) legte
er in Asche, brannte Taupertheim nieder und nahm die kleine Feste
(Zullen-) Stein am Ausfluß der Weschnitz. Der Landgraf überschritt
 
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