Rcligionswirren.
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sondern von Friedrich selbst"?). Das war der erste Eingriff in die Rechte
des Klosters. Friedrichs Plon führte der für Luthers Lehre entschieden
eingenonunene Otto Heinrich aus, welcher lö56 Herr aller pfälzischen
Lande wurde. An der gänzlichen Ausführung des Plans hinderte ihn
her Tod.
Wie es dem Kloster Lorsch und seinen Bewohnern während dieser
Schwankungen erging, wissen wir aus einigen spärlichen Nachrichten.
Schon im Jahre 1555 kam dem Klostervorsteher von Seiten der Re-
gierung die Verordnung zu, es dürfte kein Novize zu Ablegung der
Profeß zugelassen werden. Dieser Befehl war ein neuer gewaltiger Ein-
griff und das Vorspiel der in baldige Aussicht gestellten gänzlichen Auf-
hebung. Sämmtliche Einkünfte und Gefälle wurden dem Fiscus zuge-
wiesen, den Klosterbewohnern spärliche Kost und zwar durch einen welt-
lichen Vcrwalter verabreicht. Otto Heinrichs Nachfolger, Friedrich III.,
welcher im Lande bereits Lutheraner und Calvinisten vorfand,
war anfangs unentschlossen, zu welcher Partei er sich schlagen
sollte, wandte sich aber schließlich dem Calvinismus zu. Die Lehre Cal-
vins wurde sofort eingeführt. Das Jahr der beginnenden Einführung
ist nicht ganz sicher, doch war die Calvinisirung bis 1566 vollendet.
Alle noch übrig gebliebenen Stifte und Klöster fanden ihren Untergang,
darunter Lorsch, nachdem es 800 Jahre den Stürmen innerer Zerrüt-
tung und äußerer Angriffe widerstanden. Die Mönche in Lorsch wur-
den verjugt, ihnen auf Lebzeit eine Sustentatioi^bestimmt, nach ihrem
Tode alles Vermögen und aller Besitz eingezogen und zu milden Stift-
ungen bestinnnt. An die Stelle des feierlichen Gottesdienstes trat ein
kalter, nüchterner; die Marien- und Heiligcnfeste wurden abgeschafft;
Altäre, Bilder u. dgl. verschwanden aus den Kirchen. Wie auderwärts
so erging es auch in Kirche und Kloster zu Lorsch. Sehr wahrscheinlich
wurden bei dieser Gelegenheit die Gebeine des h. Nazarius verschleudert;
sie sind seitdcm der Vergessenheit anheim gefallen. Jm Jühre 1566
war schon ein reformirter Pfarrer zu Lorsch angestellt.
Friedrichs Nachfolger (seit 1576) war sein ältester Sohn Lud-
wig VI., der aber der lntherischen Lehre sehr ergeben war. Die
kaum eingesetzten calvinischen Prediger wnrde» bei seinem Negierungs-
antritte verjagt und Luthers Lehre von Neuem eingesührt. Ludwigs
Nachfolger Friedrich IV. (seit 1583) war ein Freund der reformirteu
Kirche, und so mußte das arme geplagte Volk das calvinische Lehr-
spstem wieder annehmen. So ging man mit dem Gewiffen der Lcute um.
Die Bergstraße blieb reformirt, bis sie wieder mainzisch wnrde. Hier-
von im folgenden Abschnitte.
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sondern von Friedrich selbst"?). Das war der erste Eingriff in die Rechte
des Klosters. Friedrichs Plon führte der für Luthers Lehre entschieden
eingenonunene Otto Heinrich aus, welcher lö56 Herr aller pfälzischen
Lande wurde. An der gänzlichen Ausführung des Plans hinderte ihn
her Tod.
Wie es dem Kloster Lorsch und seinen Bewohnern während dieser
Schwankungen erging, wissen wir aus einigen spärlichen Nachrichten.
Schon im Jahre 1555 kam dem Klostervorsteher von Seiten der Re-
gierung die Verordnung zu, es dürfte kein Novize zu Ablegung der
Profeß zugelassen werden. Dieser Befehl war ein neuer gewaltiger Ein-
griff und das Vorspiel der in baldige Aussicht gestellten gänzlichen Auf-
hebung. Sämmtliche Einkünfte und Gefälle wurden dem Fiscus zuge-
wiesen, den Klosterbewohnern spärliche Kost und zwar durch einen welt-
lichen Vcrwalter verabreicht. Otto Heinrichs Nachfolger, Friedrich III.,
welcher im Lande bereits Lutheraner und Calvinisten vorfand,
war anfangs unentschlossen, zu welcher Partei er sich schlagen
sollte, wandte sich aber schließlich dem Calvinismus zu. Die Lehre Cal-
vins wurde sofort eingeführt. Das Jahr der beginnenden Einführung
ist nicht ganz sicher, doch war die Calvinisirung bis 1566 vollendet.
Alle noch übrig gebliebenen Stifte und Klöster fanden ihren Untergang,
darunter Lorsch, nachdem es 800 Jahre den Stürmen innerer Zerrüt-
tung und äußerer Angriffe widerstanden. Die Mönche in Lorsch wur-
den verjugt, ihnen auf Lebzeit eine Sustentatioi^bestimmt, nach ihrem
Tode alles Vermögen und aller Besitz eingezogen und zu milden Stift-
ungen bestinnnt. An die Stelle des feierlichen Gottesdienstes trat ein
kalter, nüchterner; die Marien- und Heiligcnfeste wurden abgeschafft;
Altäre, Bilder u. dgl. verschwanden aus den Kirchen. Wie auderwärts
so erging es auch in Kirche und Kloster zu Lorsch. Sehr wahrscheinlich
wurden bei dieser Gelegenheit die Gebeine des h. Nazarius verschleudert;
sie sind seitdcm der Vergessenheit anheim gefallen. Jm Jühre 1566
war schon ein reformirter Pfarrer zu Lorsch angestellt.
Friedrichs Nachfolger (seit 1576) war sein ältester Sohn Lud-
wig VI., der aber der lntherischen Lehre sehr ergeben war. Die
kaum eingesetzten calvinischen Prediger wnrde» bei seinem Negierungs-
antritte verjagt und Luthers Lehre von Neuem eingesührt. Ludwigs
Nachfolger Friedrich IV. (seit 1583) war ein Freund der reformirteu
Kirche, und so mußte das arme geplagte Volk das calvinische Lehr-
spstem wieder annehmen. So ging man mit dem Gewiffen der Lcute um.
Die Bergstraße blieb reformirt, bis sie wieder mainzisch wnrde. Hier-
von im folgenden Abschnitte.