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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0123

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Versuch der Herstellung des Klosters.

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eine bessere Zukunft vor. Der Kurfürst von Mainz hatte die Bergstraße an
die Pfalz verpfändet mit dem Rechte der Wiedereinlösung. Während
nun die Bayern in der Bergstraße glückliche Fortschritte in ihren Kriegs-
unternehmungen machten, dachte der Kurfürst Johann Schweickart
(1604—1626) ernstlich daran, die Bergstraße einzulösen. Wohl mag
hierbei den frommen Fürsten der Gedanle geleitet haben, daß er diesem
ehemals so blühenden Land zu seinem alten katholischen Glauben verhel-
fen könnte. Jnzwischen war Knrfürst Friedrich in die Reichsacht er-
klärt worden (12. Jan. 1621). Der Erzbischof ließ deßhalb am 20.
Januar 1621 den Aufkündigungsbrief ausfertigen. Jn demselben ward
der 3. Februar 1622 als Zeitpunkt, die Städte Speyer, Worms und
Frankfurt als die Orte zur Entgegennahme des Pfandschillings be-
stimmt; doch erschien von Seiten der pfälzischen Regierung Niemand
in den genannten Städten, um das Geld in Empfang zu nehmen, weß-
halb sich Schweikart an den Kaiser wandte. Dieser entschied, daß die
Pfandschaft dem Kurfürsten von Mainz und dessen Erzstift der Gebühr
nach eingeräumt werden müsse. Mit Hilfe spanischer Truppen und mit
kaiserlicher Bevollmächtigung nahm die Mainzer Regierung im Jahre
1623 von der Bergstraße Besitz. Die Huldigung der Bergstraße geschah
noch in demselben Jahre vom 25. bis 27. October^). Jn Lcwsch
leisteten 124 Bürger dem Kurfürsten Huldigung, in Klein-Hausen 26,
in Biblis 81, in Bürstadt 66, in Bensheim 334, in Heppenheim 204
Bürger. Rechnen mir anf den Bürger eine Familie von 7 Gliedern,
so ergibt sich für Lorsch cine Bevölkerung von 800 bis 900 Seelen.
Nun wurde nuch für Einführung des katbolischen Glaubens gesorgt.
Aus Mangel an Geistlichen versahcn die Jesuiten die Pfarrei Lorsch
und im Jahre 1627 auch die zu Laudenbach, wofür sie 175 Gulden
Geld, 11 Ohm Wein und 28 Malter Korn erhielten.

Hundert Jahre waren vcrflossen, seit der Orden der Prämonstra-
tenser das Kloster Lorsch verloren hatte. So lange das Kloster in den
Händen Fremder, dazu noch Andersgläubiger war, konnte nicht die
Rede davon sein, dasselbe herzustellen. Die Länge der Zeit war
nicht im Stande, den Prämonstratensern die Erinnerung an ihr frühe-
res Kloster ausznlöschcn. Mit Frcudcn mußte es begrüßt werden, daß
die Bergstraße wieder in Mainzer Besitz kam; denn damit war die Hoff-
nung erwacht, das Kloster selbst wieder herzustellen. Die Prämonstra-
tenser gaben sich sofort alle erdenkliche Mühe ^v)^ dcis Kloster wieder zu
gewinnen; ihre Bemühungen waren redlich, und sie verdienen unsere
Achtung. Der damalige Generalvikar und Visitator des Prämonstra-
tenserordens, Johann David von Ninau, bestellte bereits 1629 einen
neuen Probst für Lorsch in der Person des Johann Splvius, vorher
 
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