Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0125

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kriegsbedrängmsse.

leisteten die Kapuziner. Sie ivurden zwar vielfach mißhandelt und öf-
ters verjagt, kehrten jedoch immer mit neuem Eifer zurück. Jm Jahre
1642 hatten sie zu Heppeuheim und Bensheim festen Fuß gefaßt. Eine
im Jahre 1635 ausgebrochene Pest mehrte das ohnehin schon große
Elend. So zogen feindliche und freundliche Horten durch die Berg-
straße, nie waren die Einwohner sicher. Jm Jahre 1644 schlugen sich
Bayern und Franzosen in der Bergstraße herum; 1615 kam Turenne
mit den Franzosen von Worms ins Land und nahm Heppenheim und
Bensheim weg; 1647 erschien Turenne nochmals, aus Schwaben her-
rückend. Endlich brachte das Jahr 1648 das Ende des Kriegs durch
den westphälischen Frieden, an desien Zustandekommen der Kurfürst Jo-
hann Philipp von Mainz den größten Antheil hatte. Unter diesen
Friedensbestimmungen war eine, welche ftir die Bergstraße von beson-
derni Jnteresse ist, wonach dem Kurfürsten die Wiedereinlösung der Berg-
straße gestattet wurde. Mainz zahlte zur bestimmten Zeit in Frankfurt den
Psandschilling aus. Weil wiederum Niemand zu desien Entgcgennahme
erschien, wurde das Geld einstwcilen in sichere Hände gelegt. Eudlich
verglichen sich Pfalz und Mainz. Jn dem durch Vermittlung Hesiens
und Schwedens 1650 entstandeuen Bergsträßer Vertrag und Bergsträßer
Rcceß gestand Pfalz dem Kurfürsten das Eigenthum des Klosters Lorsch
und dessen Appertinenzien zu. Kurmainz erhielt gegen Erlegung des
Pfandschilliugs von 100,000 Gulden die iu der Starkeuburg'schen Pfaud-
verschreibung enthaltencn Stücke: Schloß Starkenburg, Heppenheim,
Beusheim rmd Mörlenbach mit allen Dörfern, Leuten u. s. w., und be-
sonders die Vogtei über das Kloster Lorsch und desien Zugehör.

Für die Bergstraße hatten ubrigens die Drangsale uicht aufgehört.
Eine neuc in den Jahren 1666 und 1667 wüthende Pest raffte viele
Menschen hinweg. Ebenso unheilvoll war der zwischen Frankrcich und
Deutschland ausgebrochene Krieg (1672—1679). Vou den Niederlan-
den her wälzte sich der Krieg bis in die Rheingegend und die Berg-
straße. Das französische Heer unter Turenne schlug die Kaiserlichen
bei Sinsheim, nahm von der Pfalz Besitz und ereilte die Kaiserlichen
bei Zwingenberg. Nach der gänzlichen Flucht der Deutschen war Tu-
renne Meister im Landc, in welchem er einen Monat verblieb und alle
Lebensmittel aufzehrte. Erst im Jahre 1679 machte der Friede von
Nymwegen diesem Kricge ein Ende. Doch es schien, als ob die Rhein-
gegend nicht genng heimgesucht sei. Ein neuer 1689 zwischen Frank-
reich und der Pfalz entstandener Krieg versetzte die Pfalz, welche sich
kaum erholt hatte, in das entsetzlichste Elend. Unerhört sind die Gräuel,
deren sich die Franzoseu in unserm Vaterlande schuldig machten. Nichts
entging dem Feuer. Speyer und Worms verschwauden fast gänzlich

8 r> Ik, üicschichte bes MestcrS Lorich. 8
 
Annotationen