Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Falkenhausen, Susanne von
KugelbauVisionen: Kulturgeschichte einer Bauform von der Französischen Revolution bis zum Medienzeitalter — Bielefeld, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20550#0014
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kugelbauvisionen

Die Bezeichnung »Lichtdom« nimmt kirchliche Architektur als Refe-
renz für die Kultarchitektur des Nationalsozialismus. Die aufstreben-
de, steile Bauform gotischer Dome, aber auch die überkuppelte Vie-
rung von Kirchen der Renaissance wie dem Petersdom in Rom wurden
hier aufgerufen. Albert Speers Entwurf für eine Kuppelhalle (Abb. 2)
hingegen, der wenig später für die von Hitler geplante Berliner Nord-
Süd-Achse entstand, berief sich vor allem auf die Kuppelbautraditi-
on, sollte die jeweils größten Kuppelbauten der kirchlichen wie der
politischen Machtzentren - die Peterskirche in Rom (Abb. 3) und das
Capitol in Washington (Abb. 4) - in ihren Dimensionen übertreffen.
Mit den aufstrebenden Rippen, die sie außen gliedern, ließe sie sich
als eine gebaute Variante des »Lichtdoms« ansehen; wie dieser war
sie daraufhin angelegt, den »Volkskörper« (150 000-180 000 Steh-
plätze waren geplant) zu umschließen und zu sakralisieren.4

Im Sommer 1939 , als die Planung der Berliner Kuppelhalle fertigges-
tellt war,5 wurde in New York am 150. Jahrestag der Wahl George Was-
hingtons zum ersten Präsidenten der USA, kurz vor dem Einmarsch
Hitlers in Polen, die Weltausstellung eröffnet.

Neben einem dreiseitigen Obelisken wurde ein radikalsphärischer Ku-
gelbau mit glatter Außenhaut ihr zentrales Monument. (Abb. 5) Im
Inneren dieser Kugel konnten die Besucher das Modell einer zukünf-
tigen Stadt des Maschinenzeitalters bestaunen, eingebettet in einen

12
 
Annotationen