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Falkenhausen, Susanne von
KugelbauVisionen: Kulturgeschichte einer Bauform von der Französischen Revolution bis zum Medienzeitalter — Bielefeld, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.20550#0019
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Kugel und Grotte

Boullees Tempel der Vernunft/Natur

Vermutlich 1793, während der jakobinischen Terreur, entwarf Etienne-
Louis Boullee einen Tempel, dem er selbst, soweit überliefert, keinen
Namen gab. Die Forschung schlägt für den Entwurf zwei Bezeichnun-
gen vor, die gegensätzlicher kaum sein können: »Tempel der Vernunft«
und »Tempel der Natur«.11 Dass derart unterschiedliche Interpreta-
tionen überhaupt zur Debatte standen, macht ihn zum idealen Aus-
gangspunkt meiner Überlegungen.12 (Abb. 10)

11 Für die Benennung als Tempel der Natur sind: Helen Rosenau: Boullee & Vi-
sionary Architecture including Boullee's »Architecture, Essay on Art«, London, New
York 1976; Jean-Marie Perouse de Montclos: Etienne-Louis Boullee (1728-1799).
De /'architecture classique ä l'architecture revolutionnaire, Paris 1969; Philippe Ma-
dec: Boullee, Paris 1989; als einziger Deutschsprachiger bislang: Johannes Lan-
gner: Fels und Sphäre. Bilder der Natur in der Architektur um 1789 (dt.-engl, pu-
bliziert, engl. Titel: The Rocks und the Sphere. Architectural Images of Nature
around 1789), in: Daidalos 12, 1984, S. 92-103; für die Vernunft plädieren merk-
würdigerweise v.a. Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum: Klaus Lank-
heit: Unveröffentlichte Zeichnungen von Etienne-Louis Boullee aus den Uffizien, Ba-
sel 1968, 2. Aufl. 1973; Adolf Max Vogt: Boullees Newton-Denkmal, Sakralbau und
Kugelidee, Basel 1969; Bruno Reudenbach: Natur und Geschichte bei Ledoux und
Boullee, in: IDEA. Werke. Theorien. Dokumente. Jahrbuch der Hamburger Kunst-
halle VIII, 1989, S. 31-56; Monika Steinhauser: Etienne-Louis Boullees Architecture.
Essai sur l'art. Zur theoretischen Begründung einer autonomen Architektur, in: IDEA.
Werke. Theorien. Dokumente. Jahrbuch der Hamburger Kunsthalle II, 1983, S. 7-47.

12 Klaus Lankheit hatte 1968 in den Uffizien zwei große Architekturzeichnun-
gen (54 x 90cm und 48x91cm) mit Außenansicht und Schnitt eines Rundbaus
Boullee zugeschrieben, ca. 1793 datiert und als Tempel der Vernunft interpretiert.
Vgl. Lankheit 1973. Bis auf seine Benennung möchte ich seine Ergebnisse überneh-
men. In der zweiten Auflage seines Aufsatzes 1973 lehnte Lankheit die Ergebnisse
von Jean-Marie Perouse de Montclos in seiner Monographie Etienne-Louis Boullee
(1728-1799). De l'architecture classique ä l'architecture revolutionnaire, Paris 1969,
ab. Dieser hatte Quellenevidenz angeführt für eine Benennung des Tempels als
Tempel der Natur. Auch die deutschsprachigen Autor/innen folgen Lankheit.

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