Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
34

Elfknlitbt.

au«, so mild und lau wehete es mich an, da doch rings
umber hoher Schnee auf dem winlerlichen Felde lag. Anfangs
kam es mir vor, als ob ich mich noch in meinem Traume
fortbewegte; aber gar bald gelangte ich zur Ueberzeugung. daß
ich auf die Elfenhöhe geralhen sein müßte. Ihre Musik war
es, die ich im Schlafe vernommen, unter ihrem Reigen war
der Schnee geschmolzen, und keimten die Elfenringe empor.
Voll Schrecken raffte ich mich auf, um die gefeiete Stelle zu
verlassen; aber der Druck eine« weichen Armes hinderte meine
Bewegung. Eine schöne, blaffe Dirne stand vor mir. Mil
einer Stimme, wie Meerftauengesang, bedeutete sie mir, daß
ich ihr und ihren Elfenschwestern mein Leben zu verdanken
Halle. Unfehlbar wäre ich auf meinem eisigen Bette erftoren,
hatte nicht — da sie mich auf ihrer nächtlichen Wanderung
gewahrten — ihr Tanz und ihr Zauberlied einen Frühling '
! um mich aus dem Schnee hervorgelockt. So sprach die blonde
. Maid zu mir, und ihre Worte klangen alle so lockend, daß
, sie mir unwiderstehlich die Seele einnahmen. Ueber kurz —
so setzte sie sich zu mir nieder unter den Fichtenbaum, legte
ihre Hände in die meinen, sang mir liebliche Mährchen vor,
und vom Gezweige herab flüsterte und klang es dazu wie
Amselschlag. Das bewegte mein tiefstes Herz, und als ich ihr
Valet sagte, fügte ich das Versprechen bei, des anderen Tages
wieder zu kommen. Ich hielt auch, was ich zusagte. Von
nun an verging keine Nacht, die ich nicht bei schön' Adel in
verttäumte. Meine Liebe wuchs wie die Alpenblumen in den
Tagen des Hochsommers, und die ihre ward nicht schwächer
mit der Zeit. Wollte mich hie und da ein unheimliches Ge- !
fühl übermannen, daß meine Liebe jenen geisterhaften Wesen
gehörte, mit denen wir Menschenkinder nichts gemein haben
sollten, die sich nicht selten unhold und feindselig gegen uns
! zeigten, so wußte schön' Adel in derlei Gedanken durch ihre
Liebkosungen gar wohl aus meinem Herzen zu verdrängen.

So gab ich mich ihr hin mit Leib und Seele. Den Plan,

' meine Hütte zu verlassen, ließ ich fallen, und der Ohm in
Ouickjock mochte sich um einen andern Knecht umsehen.

Um dieselbe Zeit wollte sein Sohn Hochzeit halten mit
deiner Muhme. Auch mich ließ er laden zum Halnigdansen
auf den Freitag »ach Pfingsten, und ich konnte meine Zusage
I nicht verweigern. Als ich aber schön' Adelin mein Vorhaben
! kund lhat, da ward sie bettübt, als dränge sich ihr ein
ahnendes Gefühl an'S Herz. Je näher der Tag rückte, da ich
zur Hochzeit wandern sollte, desto drängender und flehender
wurden ihre Bitten, daß ick bei ihr bleiben möchte nur dieses j
Mal; dabei standen ihr die Thränen in den blaßblauen Augen.

Doch hatte ich keinen Grund, von meinem Versprechen abzu-
gehen , um so mehr, als ich binnen drei Tagen wieder zurück-
kehren wollte. Sv nahm ich denn Abschied von ihr, zehnmal
wieder umkehrend und sie besänftigend, und als ich mich endlich
losgeriffen hatte aus ihren Armen, und meiner Hütte zuging, j
da war mir's selber so schmerzlich zu Muthe, daß ich fast be-
schloß, daheim zu bleiben. Doch — dem Himmel sei Dank —
ich überwand mein rhörichtes Gefühl!

'

DeS anderen TageS zu guter Zeit machte ich mich auf
den Weg nach Ouickjock. Der Helle, svnnige Morgen, dessen
erster Sttahl die Firnen beschien, machte mich heiter und fröh-
lich gestimmt. Ich wäre ein glücklicher Junge gewesen, hätte
sich nicht die Erinnerung an schön' Adel in so oft ttübselig
in mein Herz eingeschlichen. — Nachgerade mußte ich über den
Zustand meines Gemüthes Nachdenken, und je fteudiger die
Sonne in den Tag hinein schien, desto unheimlicher kam mir
die Liebe zu dem Elfenmädchen vor. So schnell eilte ich noch
nie den Fußsteig längs deö Seegcstades und durch den Föhren-
wald hin, wie dieses Mal. Immer däuchte es mir, als er-
lauschte Adelin meine geheimen Gedanken, und blicke ge-
spensterhaft drohend hinter jedem Föhrcnstamme, hinter jeder
Felsenkuppe vor, die mir am Wege aufstieß. Mir war erst
wieder wohl um's Herz, als es Thal abwärts ging, und der
Kirchthurm des Fleckens mir so sonntäglich entgegenblickte.

Freundlich empfing mich die Muhme und ihr Sohn mit
dem wackeren Bräutlein. Sie wurde nicht müde mit Vor-
würfen, daß ich so lange gesäumt, sie heimzusuchen. Wie
ging mir die Seele auf, als ich mich wieder unter rothwangi-
gen, lebensftohen Menschen bewegte! Als ich mit der Muhme
Töchterlein am Arme hinter den Brautleuten in die Kirche
wanderte, nach langer Zeit wieder der fromme Klang der
Orgel an mein Ohr schlug, und die schöne» , segnenden Worte
des Pastors; da erfaßte mich ein tief inniger Schmerz über
meine Verirrung und über die sündhafte Neigung zur Elfen-
dirne, und ich gelobte mir selber, abzulaffen von dem bösen
Wahne, der meine Sinne umstrickt hielt. So wendete ich mich
an den ftommen Mann, der über den Vetter und seine junge
Braut den Segen ausgesprochen, schüttete ihm mein Herz aus,
und erzählte ihm von der bösen Neigung, die sich meiner be-
mächtigt hatte. Dtt redete zu mir warnend, ttöstend und
rathend. so daß ich fest ward in meinen. Plane. Gerne gab |
ich den Bitten der Muhme und ihrer Tochter, der schlanken
Mary, nach, die mir's nicht gestattete», als ich mich nach
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen