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Der Teufel und sein Liebchen.

Pedal — Verehrter! — ist nämlich, wie Sie bemerken werden, —
zum Tanzen nicht eingerichtet, denn ich hinke etwas, und freue
mich, darin eine angenehme Aehnlichkeit mit Ihnen zu haben,
da Ihr linkes liebes Bein auch ein wenig zu kurz ist; also muß
ich mir die Zeit, indeß Andere sich lustig herum tummeln, auf
andere Art zu vertreiben suchen, und zwar für diesmal, da die
Lhombre-Partien voll sind — mit den Würfeln, die ja auch
eine Passion von Ew. Hochedeln sind. Zwar gings Ihnen ein
Mal damit schlecht, als Sie mit einem Heiligen — ich weiß
nicht gleich mit welchem — um eine arme Seele knöchelten. Ew.
Hvchedlen warfen achtzehn und lächelten schon recht lieblich
über den sichern Gewinn, aber der Heilige warf neunzehn und
das ging ganz natürlich zu. Denn durch Gottes wunderbare
Schickung war der eine Würfel gesprungen und auf der Tafel
lagen nun drei Sechsen und eine Eins. Ihre damaligen
Empfindungen ließen sich am besten aus dem Gerüche beur-
theilen, den Sie zurückzulassen beliebten, als Sie mit Grimm
und leeren Händen zum Fenster hinausfuhren; aber ich schweige
von dergleichen ärgerlichen Geschichten, und wenn Sie mir
gütigst eben den Segen über den Pasch sprechen wollten, daß
ich nicht anders als: gut stehn sie! würfe, so würde ich auch
ein Uebriges thun und in einer philosophisch-kritischen Schrift
beweisen, daß die ganze Historie, wie es Ihnen in Katzweiler
ergangen, nichts weiter sei als eine schnöde Fabel, und daß
Sie in Ihrem Leben kein dummer Teufel gewesen, ja daß es
eigentlich gar keinen dummen Teufel gibt. Dieß würde un-
streitig Ihrem etwas gesunkenen Kredite wieder auf die Beine
helfen, und Ihnen besonders jetzt, bei Ihrer etwa vorhabenden
Ergötzlichkeit, höchst ersprießliche Dienste leisten." Der Künstler
sah mich mit einem spitzigen Paviangesichte an und wackelte mit
den langen empor gestreckten Ohren, dabei fuhr der Diskantist
mit einem gellenden Läufer hinauf bis ins ck und der Serpent

harpegirte Rohrdonimelbäsie. „O inkommodiren Sie sich nicht,
meine Herren!" — rief ich — „ich bin sattsam überzeugt.
Sie, der Sie so angenehm quinkeliren — Sie Loser! Sie sind
ja weiland der Herr Stadtschreiber Hinzelmann, eigentlich frei-
lich der alten Barbara Leibkatze, und Sic, dort mit dem groben
Organe — Hi, hi, hi, hi! kicherte der Fremde mit dumpfer,
inwendiger Bauchstimmc — denn Mund und Nase stacken wieder
im Kinn, dabei wies sein langer dürrer Zeigefinger auf seine
Stirn, als ob es da bei ihm oder bei mir nicht recht richtig
sei. Hoeilu — ln — lu lu! johlten die Andern in hohnlachen-
den Gurgeltönen, und herum wie ein Kreisel drehte sich der
Grimasseur, daß die langen Westenschöße ein weites Rad schlu-
gen, und wirbelnd, pfeifend und gurgelnd walzten die drei Ent-
setzlichen zum Zimmer hinaus, ich aber floh schaudernd hinauf
in die Ballsäle; Trompeten und Pauken schmetterten mir ent-
gegen und die Pickelflöte schnitt in meine Seele. Vom unheim-
lichen Spuck ergriffen, grauete mir vor dem Würfeltisch; ich
vergrub mich in die Tabakwolken der Trinker, und fand erst
nach langer Zeit, im heitern Geschwätz meiner Freunde und im
perlenden Nektar von Epernay, Zersteuung und Erholung.

Am Morgen darauf waren die drei Lustigmacher aus
dem Städtchen verschwunden, Niemand wußte, wo sie einge-
kchrt, übernachtet und wo sie hingekomnien. Daß aber mir
die Sache von Haus aus nicht anders als bedenklich und
gespenstig, ja daß sie mir sogar als etwas bekanntes erschei-
nen mußte, davon wirst du — mein neugieriger Leser —
dich überzeugen, wenn ich dir das zwanzigste Kapitel aus der
Stadtchronik von Katzweiler, die in meinem Bücherschreine
unter den Kuriosiö steht, zum Besten gebe. Es lautet aber
besagtes Kapitel, mit Hinweglassung und Veränderung der
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Teufel und sein Liebchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 1.1845, Nr. 9, S. 66
 
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