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Redaktion: Casp Braun und Friedr. Schneider. — München, Verlag von Braun & Schneider.

Äqf. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Dr. C. Wolf & Sohn in München.

Monumente.

Dem Erfinder der RebrrS

, Wer kennt nicht den süßen Zauber des Verhüllten, Geheimnißvollen ?
— nicht den Zauber des verschleierten Antlitzes, „nd des verschleierten
AugeS ? — nicht den Reiz eines noch geschlossenen Briefes — einer an-
kommenden Depesche — eines durchreisenden Couricr's?

Wie natürlich daher der unendliche Reiz der R e b u s, wie natürlich
ihre grenzenlose Verbreitung in und außer dem Vaterlande!— In Ge-
sellschaft fragt die Frau vom Hause dich als eingcführteii Fremden nicht
mehr um deine Familie, sie fragt nicht mehr nach deinem Leumund, Paß
oder Steckbrief — um dein Wohl oder Weh, um Wetter oder Theater;
sondern süß lispelnd mit hofsnungdslrahleudem, sehnendem Auge fragt sie:
„Sie bringen uns jcwiß doch man einen neuen Rebus mit? Wie?" —und
bringst du einen neuen, guten — Triumph! dann bist du immer willkom-
men, für immer geladen!- Bringst du keine», Unglücklicher! — dann stehle
dich weinend fort u. s.w. oder grolle mit Gott, wie der Herr von Herwegh.

Und fort, vom Salon in's Vorzimmer, in die Küche bis auf die
Straße, in alle Häuser hoch und nieder ranket der Rebus fort — unauf-
haltsam — allum und überall Rebus — alles — alles kniet und huldigt
dir, »göttlicher Rebus! Aber wem danken wir das alles ? schreit die Welt,
wie heißt der Große, der Held, der Unüberlresiliche — der Löwe des Tages,
der Unmensch? (d. h. mehr als Mensch.)

Umsonst waren alle Anfragen von unserer Seite bei den tresilichsten
Polizeiämtcrn — umsonst mühte sich unser thätiger Polizei-Rath
Taucher für uns seit 3 Jahren ab — sogar die Frau Professorin*!
in München, die sonst doch alles weiß, wußte es nicht.

Da las man am 17. Jänner l 845 im Ouedlinburger Wochenanzeiger
unter den Gestorbenen:

„HerrWil h. GotthelfHeinrichKorkba u m, genannt 8ubor,
Schriftsteller und O c c i d e n t al i st, VOIahre alt, an Gehirnvertrocknung."
Darunter war vermuthlich von einem guten Freunde des Verblichenen
folgende kurze biographische Notiz:

„Korkbaum (8ubor) war geboren 1795 in der Mark, der Sohn
„eines Landschullehrers; kam mit 20 Jahren nach Berlin, und wurde
„Ausgeher in der Paßvogel'schen Ofsizin daselbst. Der Hang zum
„Geheimnißvollen, noch mehr aufgeregt durch das Umhertragen der
„versiegelten Pallete, Briefe und unaufgeschnittenen Exemplare; der tiefe
„Sinn, den er in den Druckfehlern der Correeturbögen fand, z.B. uno
„ statt und, oder Wasser statt W a s s e r u. dgl. mehr, die er alle sich in
„ein eignes Buch eintrug, veranlaßte unsern K o r k b a u m zu Anfang
„des Jahres 37 unter dem latinisirten Namen 8uber (nach Art: der
„Bauer in Agricola rc sc.) sich mit Herausgabe eines periodisch
„crjcheinenden Werkes zu befassen, unter dem Titel: „„Sammlung
„aller seit Erfindung der Buchdruckerkunst in deutschen Büchern befind-
„lichen Druckfehler, mit raisonnirendem Texte"" was aber leider
„keinen Verleger fand. Auch SB*** wies es zurück. Der 2. Band
„von Fritsch'sHieroglyphen, der noch im selben Jahre sich zu-
„ fällig in seine Hände und in seine beiden Dachstübchen, seinwirkli-
„ches und geistiges verirrte, brachte ihn auf die glückliche Idee, Hiero-
„glyphen (die »ach seiner Meinung nichts sind als ägyptische Rebus)
„auch im Deutschen anzuwenden, und er ließ zuerst etliche im Qued-
„linburgerWochenblatte eindiucken zu großer Freude vonJung und
„Alt, und setzte seinen Schriftstellernamen verkehrt als Autor darunter;
„daher der Name Rebus." u. s. f.

Wie seitdem die Lust amRebus die höchsten Sprossen erstiegen,
welchen grenzenlosen Enthusiaßmus .die Welt dafür zeigt, ist überflüßig
hier noch näher zu erörtern; beiläufig aber wollen wir nur auf den un-
geheuer» Nutzen derselben aufmerksam machen, der dadurch der Ortho-
graphie zufließt, z. B. „Jener—ahl—zeig—m—eis—t—er s—
uniform" ob. „jud—er—Hayn—er—ich-kanone-Thür-nicht—löwen,"rc.

DieMonumentzeichnung anlangend, glaubenwir, daß es vomKünstler.
sehr schön gedacht war, Herrn 8uber nachläßig lehnend an einem Obe-
lisken. dem Symbol des Geheimnißvollen, und mit einem gemüthlichen
Blicke darzustellen, der sich in der großen Gesellschaft der Menschheit um-
schaut, wer seinen Rebus löst ... .

Ehre dem Ehre gebührt! Friede seiner Asche!

Im Namen des Vereines für projectirte Monumente, stellen wir
an alle Rebusfreunde die Ausiorderung, den aus dem Relief befind-
lichen Rebus zu lösen. Das Portrait des glücklichen Auflösenden
soll an dem Monumente jedenfalls Platz finden.

Die Redaclion der fliegenden Blätter.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Monumente"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
"Dem Erfinder des Rebus"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Spitzweg, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Denkmal <Motiv>
Bilderrätsel
Karikatur
Erfinder <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 1.1845, Nr.13, S.104
 
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