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Zur Geschichte der Riegelhäubche«.
Im Britischen Museum befindet sich ein merkwürdiges
Fragment, welches aus den Ruinen des Jsistempels in Tentyra
stammt, mit einer bildlichen Darstellung, wovon wir oben eine
getreue Abbildung geben. In der „Galery of Antiquities
selected from the British Museum“, von F. Arundale und
J. Bonomi herausgegeben und mit Beschreibungen von 8. Birch
versehen, findet sich hierüber Folgendes: Die drei Figuren schei-
nen weibliche zu sein, die vielleicht einer Göttin Huldigung und
Opfer darbringen; vor der Ersten ist etwas, was beinahe einem
Kandelaber ähnlich sieht, und eine Lotusblume; die Zweite trägt
den Nilschüssel und einen Nilmesser in den Händen; die Dritte
möchte auf die Hathor oder die ägyptische Venus, die an einem
Sperber- oder Falkenkopfe kenntlich war, hindeuten, wofür zu-
gleich die graziöse Haltung und das edelschöne Antlitz sprechen.
Freilich waren auch Osiris, Phtha und andere altägyptische
Gottheiten mit solchen sperberähnlichen Köpfen versehen. Die
Kappe oder Kapuze dieser Personen ist die gewöhnliche Calan-
tica. Merkwürdig aber sind die auf diesen Kappen befindlichen
Aufsätze oder die nach rückwärts gekrümmten zwei Lappen, die
unter andern auch Osiris trug, und welche offenbar die Urform
für die weltberühmten Riegelhäubchen der Münchener Bürger-
mädchcn abgegeben haben. Man darf sich jene Kopfläppchen
nur noch mehr nach hinten verlängert denken, so daß sie eine
Art Dach bilden, woran der Regen ungehindert ablaufcn kann*).
Wie nun jene altägyptischen Kopfläppchen nach München ver-
pflanzt worden sind, das bedarf freilich noch genauerer Unter-
suchung, dürfte aber zu sehr wichtigen Aufschlüffen über die
Wanderschaft, Abstammung und Verbindung der Völker führen.
Wir übcrlaffen es den deutschen Archäologen, der von dem eng-
lischen Forscher aufgefundenen Spur weiter nachzugehen. Welche
Ueberraschung, wenn nachgewiese». würde, daß die schönen
Münchnerinnen ihre Ur-Verwandtschaften unter den ägyptischen
Mumien zu suchen hätten! — Man vergleiche gefälligst mit
den obigen anmuthigen Alt-Acgypterinnen die folgende Abbildung
eines Münchener Bürgermüdchens mit ihrem Riegelhäubchen.
*) Es läßt sich überhaupt Nachweisen, daß alles Moderne uralt
ist. Man betracht^ z. B. die Sperberfcder auf dem Haupte
der dritten Figur nach obiger Abbildung. Solche etwas nach
rückwärls gekrümmte Sperbersedern trugen unter andern auch
Osiris und Djom oder Gom, der ägyptische Herkules. Wer
denkt hierbei nicht unwillkürlich an den Federkopfputz unserer
modernen Damen oder an die Federskntze aus den Czakos un-
serer Bürgergarde?
Archäologische Sectio» der Redaction der
fliegenden Blätter.
Zur Geschichte der Riegelhäubche«.
Im Britischen Museum befindet sich ein merkwürdiges
Fragment, welches aus den Ruinen des Jsistempels in Tentyra
stammt, mit einer bildlichen Darstellung, wovon wir oben eine
getreue Abbildung geben. In der „Galery of Antiquities
selected from the British Museum“, von F. Arundale und
J. Bonomi herausgegeben und mit Beschreibungen von 8. Birch
versehen, findet sich hierüber Folgendes: Die drei Figuren schei-
nen weibliche zu sein, die vielleicht einer Göttin Huldigung und
Opfer darbringen; vor der Ersten ist etwas, was beinahe einem
Kandelaber ähnlich sieht, und eine Lotusblume; die Zweite trägt
den Nilschüssel und einen Nilmesser in den Händen; die Dritte
möchte auf die Hathor oder die ägyptische Venus, die an einem
Sperber- oder Falkenkopfe kenntlich war, hindeuten, wofür zu-
gleich die graziöse Haltung und das edelschöne Antlitz sprechen.
Freilich waren auch Osiris, Phtha und andere altägyptische
Gottheiten mit solchen sperberähnlichen Köpfen versehen. Die
Kappe oder Kapuze dieser Personen ist die gewöhnliche Calan-
tica. Merkwürdig aber sind die auf diesen Kappen befindlichen
Aufsätze oder die nach rückwärts gekrümmten zwei Lappen, die
unter andern auch Osiris trug, und welche offenbar die Urform
für die weltberühmten Riegelhäubchen der Münchener Bürger-
mädchcn abgegeben haben. Man darf sich jene Kopfläppchen
nur noch mehr nach hinten verlängert denken, so daß sie eine
Art Dach bilden, woran der Regen ungehindert ablaufcn kann*).
Wie nun jene altägyptischen Kopfläppchen nach München ver-
pflanzt worden sind, das bedarf freilich noch genauerer Unter-
suchung, dürfte aber zu sehr wichtigen Aufschlüffen über die
Wanderschaft, Abstammung und Verbindung der Völker führen.
Wir übcrlaffen es den deutschen Archäologen, der von dem eng-
lischen Forscher aufgefundenen Spur weiter nachzugehen. Welche
Ueberraschung, wenn nachgewiese». würde, daß die schönen
Münchnerinnen ihre Ur-Verwandtschaften unter den ägyptischen
Mumien zu suchen hätten! — Man vergleiche gefälligst mit
den obigen anmuthigen Alt-Acgypterinnen die folgende Abbildung
eines Münchener Bürgermüdchens mit ihrem Riegelhäubchen.
*) Es läßt sich überhaupt Nachweisen, daß alles Moderne uralt
ist. Man betracht^ z. B. die Sperberfcder auf dem Haupte
der dritten Figur nach obiger Abbildung. Solche etwas nach
rückwärls gekrümmte Sperbersedern trugen unter andern auch
Osiris und Djom oder Gom, der ägyptische Herkules. Wer
denkt hierbei nicht unwillkürlich an den Federkopfputz unserer
modernen Damen oder an die Federskntze aus den Czakos un-
serer Bürgergarde?
Archäologische Sectio» der Redaction der
fliegenden Blätter.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zur Geschichte der Riegelhäubchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 1.1845, Nr.20, S.159
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg