Fliegende Blätter (102.1895 (Nr. 2579-2604))

28 Am Mummelsee in der Mondennacht.

Sie kraut ihm kosend den strähnigen Bart,

Er läßt sich's schmunzelnd gefallen.

Sie flüstert ihm zu: „Ich liebe Dich
Seit meinen Kindertagen;

Dein edles Wesen bezaubert mich —

Ich muß es endlich Dir sagen."

Er grins't beglückt, der blonde Greis,

Er kann nicht widerstehen;

Wie wird nm's alte Herz ihm so heiß!

Das ist ihm lang nicht geschehen.

Der Mond, der Liebende gern belauscht,

Er spitzt begierig die Ohren

Und hat, da nirgends ein Blättlein rauscht,

Kein einziges Wort verloren.

Da schreit ein Käuzchen aus seinem Versteck,

Als ob ein Kobold riefe;

Das Nixchen kichert: „Du eitler Geck!"

Und gleitet — husch! in die Tiefe.

Georg Scherer.

Zu streng.

„Sieh' nur, Tante, das entzückende Vergißmeinnicht-
Sträußchen, das mir der Herr Lieutenant gegeben!" — „Was —

Ihr dutzt Euch schon?!

Profitable Rolle.

Schauspielerin (eines kleinen Vorstadttheaters, zu ihren Kindern): „Freut Euch, Buben, heute tritt der

Vater als „Hamlet" auf — da gibt's am Abend Aepfelstrudel!"