Fliegende Blätter (102.1895 (Nr. 2579-2604))

Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
25. Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.

Preis des Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei directem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich 4 Art
7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins 8.—
Einzelne Nummer 60 4-

Summaris ch.

Eine P o l e m i k.

hingeklebt am Stamm der Weide
In ihrem grauen Flügelkleide
Saß eine Motte, die vollkommen
Des Baumes Farbe angenommen;

Kein Auge hätte leicht entdeckt,

Was moosige Rinde, was Insekt. —
Einst kani dem Thierchen eine Mücke
— Zn ihrem höchsten Stolz und Glücke
Bewehrt mit kühnem Stachel-Degen —
Im Fluge nah und sprach verwegen:
„Wie arm hat dich Natur geschaffen!
Dir fehlen Wehr und scharfe Waffen;
Vom Feind entdeckt/ mußt du dein Leben
Auf Gnad' und Ungnad' ihm ergeben."
Die Motte drauf: „Du sprichst nicht
schlecht;

Doch die Natur hat immer recht,

Denn grad, weil wirklich dem so ist,
Hat sie mit weiser Kunst und List
Mich so bemalt, gezackt, gebaut,

Daß mich der Feind nur schwer erschaut:
Dir gab sie Waffen, ihm zu steh'n,

Mir gab sie Wehr, ihm zu entgeh'n."

Alois Wolstmntli

(Alle Rechte für sämmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)

Modern.

1. Kritiker: „. . . Kennen Sie den
Dichter des Dramas, das morgen zur
Aufführung kommt? Ein unaussteh-
licher Mensch! Wenn ich nur wüßte,
wie ich ihm 'mal ein's anhängen könnte."

2. Kritiker: „Schreiben Sie über
sein Drama, es sei ein ernstes, po e tisch
schönes Werk — und kein Mensch
wird in's Theater gehen!"

Kaufmann: „..Ich möchte gern mit Ihrem Hause in Verbindung treten!"
Fabrikant: „Baumwolle, Schafwolle oder Tochter?"

*5