Fliegende Blätter (103.1895 (Nr. 2605-2630))

Zwei Gcl>ctc.

35

VMS

iliiif-

uf das Gnadenbild im Walde, nah' an seiner stillen Klause,
Blickt ein Greis in heißem Beten: „Schenk' uns,
Herr, des Friedens Gut!

Lass' verrauchen, lass' verstummen Völkerhaß und
M«. Kampfgebrause;

Rosseshuf zerstampft die Saaten und das Land
ertrinkt in Blut!

Lass' die Schwerter wieder rasten!" — Schon erhört sind seine Bitten,

Friede ist im Land geworden, vor geendet sein Gebet —

Zn dem Gnadenbild im Walde kommt ein Kriegsmann hergeritten,

Der nun auch auf seine Weise fromm zum Gott der Liebe fleht:

„Herr, nun ist der Krieg zu Ende, der mir Brod und Ruhm gegeben,

Meine Wehr' ist ohne Arbeit, seit die Kampftrompete schwieg,

Aus ist's mit dem heldenhaften, freien, kühnen Reiterleben! —

Lieber Gott, Du liebst die Kühnen — schenk' uns einen neuen Krieg!"

Und mit froher Hoffnung ziehen Beide fort auf ihren Wegen:
Der in här'ner Siedlerkutte, der mit Eisenkleid und Schild —

Jeder fühlt in seinem Herzen ahnungsvoll erbet'nen Segen,
Und das Gnadcnbild im Walde lächelt weiter, göttlich mild.
_ vnn Osterwyk.