118 Jäger-Lied.
Sprech' ich von Herzeleid,
Sprech' ich von Treu'.
Einsam atu Waldrand noch
Stehet mein Haus,
Balde gibt's drinnen doch
Hochzeit und Schmarls!
Mar Watlrns.
Zarte Andeutung.
Bürgermeister (eines kleinen Städtchens, in welchem
sechs weißgekleidete Jungfrauen den Landesherrn empfangen sollen):
. Und dann, meine Herrn, bitte ich Sie, dafür zu sorgen, daß
die Damen recht weiß gekleidet erscheinen!"
Der arme Dichter!
„Himmel, jetzt war ich
schon beinahe fertig mit inei-
ncm Gedicht: „Unglück-
liche Liebe!" und nun —
erhört sie mich!"
Der Gespenster-Be re in.
Eine schaurige Geschichte aus Sachsen.
eer'n Se, säh'n Se, ja nee — sagte der
Herr Oekonom Paul Schnssig, als es an,
Stammtisch im Gasthaus zum Kaffeeblüm-
chen zu Großenhain wieder 'mal Mitter-
nacht geworden war — also: da war ich
Sie so um Uhrer finfe von Herrnskretschen
fortgemacht. Wie ich nu ns des eene Raub-
schloß komme, wo mer bloß mit de Letter
'nein kann — weeß der Gugguk, da werd
Sie's doch beinahe scho Nacht. Nu, säh'n
Se ja, alles was Recht is, aber hee'rn Se nee: gemiedlich war
Sie das nu g'rade nich. „Ei mei Giugerlitzchen", denk' ich so in
meine Gedanken, „rundenum nischt wie Beeme un Steene: Schuss'g,
wo werschte denn zu Bette machen?" Nu nadierlich, da geht Sie
ooch noch e Gewitter los — un was der ordinäre Mensch war, der
Skatbruder von de Bastei, der war mer doch dags zevor mit meinen
Scherme dorchgcbrennt! „Mach du nor hibsch hier ohm in'n Kahn,
mei Baul", meent 'ch über mich, „nämlich, wenn de een'n hast,
nämlich" — denn ich war Sie doch ganz witz'g geworden, so falsch
war 'ch.
Back' 'ch mer also mei Plaid aus, flätze mer hin, leg' mer
meine Bädeckertasche unner'n Gopp un schimpfe Sie nu so dußemang
so vor mich hin, weil's doch ähm Alles nischt half. Nu, warm
war's je, un so nach Stundener zweee Heerte Sie och der Regen
so bee a bee*) uf. Werd' 'ch Sie also meine Bemmchen mit Galbs-
braten essen un mer derzu 'en kleenen Haftmann uf de Lampe
gießen un noch eenen un denn noch e' baar, denn uf'n Hastmann,
uf'n echten aus Berne, da laß' 'ch nischt kommen, weil mer's doch
ooch oft emal ni hibsch in'n Leibe is. Ferchterlich bin ich nu rm
Geringsten niche, das warn Se mer zugähm. Aber weeß der
Pippich, wie ich da ganz alleene so zwischen die ollen Steene so
liege, da fällt mer doch ecgal das alberne Gemähre ein, was de
unser Fremd, der Schneidermeester, vor vier Wuchen über Gescheege**)
un so was an'n Stammtisch ausgebackt hat. „I zu'n Deibel",
meent' 'ch denn aber, „de wärscht 's doch nich in de Beene kriegen?"
Mach' 'ch mer also zerechte un denke: „nu wärschte schlafen."
Wie ich Sie nu aberscht so in'n Thrane daliege, da is mer's
doch balde, als hcert' 'ch von irgendwoher zwelfe schlagen. Un da
fiehl ich ooch schon — nu stell'n Se sich's blos vor, meine Herren!
— fiehl ich ganz deitlich: 's setzt sich was uf mich druf! „Herr
Jeses nee," schrei' ich, „'s scheegt!!" Un denken Se nor, richt'g,
da steht so e' Gerlchen vor mir, das hatte Sie doch gar keeuen
richt'gen Leib, 's war wie aus Glas, un sei Rock war ooch so e'
närrsches dorchsicht'ges Zeix. Wie ich nu aber dasitze un bebbere,
macht's ganz heeflich ene kleene Berbeigung un „entscholdgen Se
gietigst", meent 's, „nämlich: ich hielt Sie for e' Ganabee, — un
weil ich Sie doch so weit geloofen bin, wullt 'ch mer'sch e' bissel
gommode machen!" — „Jeses nee", sage ich: „wer sein Sie denn?"
— „Ich bin Sie nämlich e' Gescheege", meent 's, „aber wie 'ch noch
lebendig war, da war ich Sie Gellner im „weeßen Reßchen" in
Borschdorf bei Leipz'g, wo die guten Aeppel sein, un in Borichdorf,
mei gutes Herrchen, da lieg' 'ch Sie ooch begraben. Säh'n Se, mir
Geister mir derfen nu doch blos von zwelfe bis eensen Nachts aus-
*) peu ä peu. **) Gescheege — Gespenst Echeegen — spuken.
Sprech' ich von Herzeleid,
Sprech' ich von Treu'.
Einsam atu Waldrand noch
Stehet mein Haus,
Balde gibt's drinnen doch
Hochzeit und Schmarls!
Mar Watlrns.
Zarte Andeutung.
Bürgermeister (eines kleinen Städtchens, in welchem
sechs weißgekleidete Jungfrauen den Landesherrn empfangen sollen):
. Und dann, meine Herrn, bitte ich Sie, dafür zu sorgen, daß
die Damen recht weiß gekleidet erscheinen!"
Der arme Dichter!
„Himmel, jetzt war ich
schon beinahe fertig mit inei-
ncm Gedicht: „Unglück-
liche Liebe!" und nun —
erhört sie mich!"
Der Gespenster-Be re in.
Eine schaurige Geschichte aus Sachsen.
eer'n Se, säh'n Se, ja nee — sagte der
Herr Oekonom Paul Schnssig, als es an,
Stammtisch im Gasthaus zum Kaffeeblüm-
chen zu Großenhain wieder 'mal Mitter-
nacht geworden war — also: da war ich
Sie so um Uhrer finfe von Herrnskretschen
fortgemacht. Wie ich nu ns des eene Raub-
schloß komme, wo mer bloß mit de Letter
'nein kann — weeß der Gugguk, da werd
Sie's doch beinahe scho Nacht. Nu, säh'n
Se ja, alles was Recht is, aber hee'rn Se nee: gemiedlich war
Sie das nu g'rade nich. „Ei mei Giugerlitzchen", denk' ich so in
meine Gedanken, „rundenum nischt wie Beeme un Steene: Schuss'g,
wo werschte denn zu Bette machen?" Nu nadierlich, da geht Sie
ooch noch e Gewitter los — un was der ordinäre Mensch war, der
Skatbruder von de Bastei, der war mer doch dags zevor mit meinen
Scherme dorchgcbrennt! „Mach du nor hibsch hier ohm in'n Kahn,
mei Baul", meent 'ch über mich, „nämlich, wenn de een'n hast,
nämlich" — denn ich war Sie doch ganz witz'g geworden, so falsch
war 'ch.
Back' 'ch mer also mei Plaid aus, flätze mer hin, leg' mer
meine Bädeckertasche unner'n Gopp un schimpfe Sie nu so dußemang
so vor mich hin, weil's doch ähm Alles nischt half. Nu, warm
war's je, un so nach Stundener zweee Heerte Sie och der Regen
so bee a bee*) uf. Werd' 'ch Sie also meine Bemmchen mit Galbs-
braten essen un mer derzu 'en kleenen Haftmann uf de Lampe
gießen un noch eenen un denn noch e' baar, denn uf'n Hastmann,
uf'n echten aus Berne, da laß' 'ch nischt kommen, weil mer's doch
ooch oft emal ni hibsch in'n Leibe is. Ferchterlich bin ich nu rm
Geringsten niche, das warn Se mer zugähm. Aber weeß der
Pippich, wie ich da ganz alleene so zwischen die ollen Steene so
liege, da fällt mer doch ecgal das alberne Gemähre ein, was de
unser Fremd, der Schneidermeester, vor vier Wuchen über Gescheege**)
un so was an'n Stammtisch ausgebackt hat. „I zu'n Deibel",
meent' 'ch denn aber, „de wärscht 's doch nich in de Beene kriegen?"
Mach' 'ch mer also zerechte un denke: „nu wärschte schlafen."
Wie ich Sie nu aberscht so in'n Thrane daliege, da is mer's
doch balde, als hcert' 'ch von irgendwoher zwelfe schlagen. Un da
fiehl ich ooch schon — nu stell'n Se sich's blos vor, meine Herren!
— fiehl ich ganz deitlich: 's setzt sich was uf mich druf! „Herr
Jeses nee," schrei' ich, „'s scheegt!!" Un denken Se nor, richt'g,
da steht so e' Gerlchen vor mir, das hatte Sie doch gar keeuen
richt'gen Leib, 's war wie aus Glas, un sei Rock war ooch so e'
närrsches dorchsicht'ges Zeix. Wie ich nu aber dasitze un bebbere,
macht's ganz heeflich ene kleene Berbeigung un „entscholdgen Se
gietigst", meent 's, „nämlich: ich hielt Sie for e' Ganabee, — un
weil ich Sie doch so weit geloofen bin, wullt 'ch mer'sch e' bissel
gommode machen!" — „Jeses nee", sage ich: „wer sein Sie denn?"
— „Ich bin Sie nämlich e' Gescheege", meent 's, „aber wie 'ch noch
lebendig war, da war ich Sie Gellner im „weeßen Reßchen" in
Borschdorf bei Leipz'g, wo die guten Aeppel sein, un in Borichdorf,
mei gutes Herrchen, da lieg' 'ch Sie ooch begraben. Säh'n Se, mir
Geister mir derfen nu doch blos von zwelfe bis eensen Nachts aus-
*) peu ä peu. **) Gescheege — Gespenst Echeegen — spuken.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Jäger-Lied" "Der arme Dichter" "Der Gespenster-Verein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 103.1895, Nr. 2618, S. 118
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg