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Der Gespenster-Verein.

se los schassiren un sagen: „Bitte unterdhänigst, hier is de Gardrobe!"
un se de Leichendiecher abnähm', was bei de Gescheege de Mäntel
sein, un de ganze Gesellschaft werd' sich rund num setzen — g'rade
daß 'ch noch Zeit hatte, daß 'ch gönnte in e' kleenes Kämmerchen nei
kriechen, wo se eenen ni säh'n gönnten. Heer'n Sie, meine Herren,
nu ging Sie's nämlich hoch her! Bier hatten se, Behmsches, Lager
un Eefachs, wenn's ooch bloß Gescheegcbicr aus 'm Borgverließe
werd gewesen sein, un essen dhaten sc ooch, un das sah Sie immer
ganz schauerlich aus, denn weil se doch alle dorchsicht'g war'n, sah
mer doch immer, wie Sie's dorch die ganzen Leite dorchschlumperte
un unten wieder nausfiel. Na, nacher wählten se nu c' Presidenten.
Un der dhat sich denn schcene bedanken un fing an un red'te:
„Meine hochzuverehrenden Ahnwesenden" — säh'n Se, ich weeß noch
ganz g'nan, was er meentc — „der Zweck nns'rcr diesjährigen
Zusammenkunft" — ganz e' scheenes Schriftdeitsch red'te Sic der
Mann — „ist Sie nämlich der: es ist höchste Zeit, daß mir was
für unser'» Stand thun! Denn, meine Herren" — un nu Word er
doch ganz wilde: „'s gloobt Sie je an uns kee Luder mehr!"
I, da schrien se alle: „heert, heert!" un „sehr wahr!", aber was
der Presidente war, der erzählte ene Geschichte, wie er selber neilich
emal gescheegt hätte un ganz scheene un ganz gruslich hätt' er'sch
gemacht, un an'n nächsten Dag, da hätte in's Blättel gestanden:
die Leite sollten sich nich' veralbern lassen, 's wäre nfgehängtc
Wäsche gewesen un der Wind hätte de Unterhosen ufgepnst't. Wie
mei Presidente fert'g is, spricht Sie e' and'rer un noch eener: se
gcnnten's bezeigen, den eenen von sie ('s waren zwee Freinde) hätte
neilich gar e' Nachtwächter von wegen groben Unfug einsperr'n
woll'n, weil er'n for cn Sozialdemekraten gehalten hätte, der de
Nachts Wahlzettel austriege, un'n annern hätte eener en Dopp mit
Gott weeß was iebern Gopp gegossen, weil er gemeent hätte, 's
wulltc wer mit seiner Dochter dechtelmechteln. „Jechen, Jechen",
meente der, „nee, die schlechten Zeiten!" Gar kee Ehrgefiehl mißte
mer mehr in'n Leibe hahm, wenn mer noch eenen hätte, un das
gäme Alles von die verdammtichte Presse, von die Zeitungsschreiber
gäm's, die de gar kee Herze ni hätten fir e' ganzen großen ehren-
wcrthen Stand, der doch merklich dreiunzwanz'g Stunden an'n Tage
von keenen Menschen nischt verlangen dhäte un blos das eene eenzige
lapp'ge Ausgehestindchen in der Nacht e' bisselchen wullte ästimirt
sin! Nu fing aberscht Widder der Presidente an: „Vergessen wir
nicht, meine Herren, eine Klasse von Leiten giebt es noch, die für
uns ein offenes Herze haben, und das, ich sage es mit erhobener
Stimme: das sind hübsche Leite, das sind die Spiritisten! Und
darum sage ich: an die Spiritisten müssen mir Ahnschluß suchen!"

Hurrjechen, da gab's e' Gerumore! „Nu freilich", schrie'» welche,
un „bravo" un „weeß Kneppchen ja!" — aber eener stand uf, der
fuchtelte mit de Arme in de Luft 'rum: das gennt' er nich ver-
knusen, da sollt' er wohl blos derfen scheegen, wenn de so e' lapp'ges
ameriganischtes Medischum sich wollte maus'g machen? Da gäb's
gar kee Gefitze nich; was der Presidente wäre, das wäre so e' Gom-
bromißmann, aber er selber, er wäre e' freies Gescheege, un er
wäre e' d eit sch es Gescheege, un er wollte sei Maul ufthun, wenn's
i h n baßte. Werd Sie doch e' and'rer ganz maliziees wer'n un 'n
ahnfahr'n: „Bis Du nor gut, mei Briederchen: e' heemlicher Rother
biste un blos gegen Alles ufmucken dhuste", un denn meent er: das
wäre 's Maleer, daß de jeder, der de bot wäre, meente, er gennte
ooch scheegen, un denn dhäten se 's, ach du meine Giete, so dumm-
thranig, daß es keenen ni impenirte. Der richt'ge Gespensterbaß,
was Sie so der Grabeston wäre, un 's feirige-Oogen-machen un e'
ordentliches Kettenrasseln un so was, das mißte ähm alles sein'n
Schmiß hah'm: was e' schneid'ges Gescheege wäre, da mißte mer

'vor ausreißen, wenn 's de blos Meff machte. Aber das wullte
ähm Alles gelernt sin, un die jungen Leitchen aus 'm nei'sten Jahr-
hundert gennt cn ähm nischt mehr, un das gäme von die nei-
mod'sche Gewerbefreiheit, un mer mißte blos derfen scheegen, wenn
mer Nachweisen gennte, daß mer'sch gennte, und wie 's de da
Hausirscheine gäbe, so mißten ooch richt'ge Scheegeschcine aus-
gestellt wär'n, daß de de Obrigkeit gennte Ordnung 'nein bringen
un daß de, was richt'ge ausgelernte Gescheege wären, genntcn ze-
sammen ene Innung grinden.

Gott Strambach, nu ging Sie 's Dischkcrireu los, un Hand
uf's Herz, meine Herren: 's dauerte gar ni lange, da worden se
dhätlich. Was de der heemliche Sociale sin sollte, der schreit doch
in eener Tour: „Ich fihle mich nich getroffen, denn ich bin ja gar
nich ans'nl nei'sten Jahrhundert", un denn nimmt er doch glei' seinen
Hut un schmeißt'n den Gonservatifen mit so 'neu Schwuppdich an'n
Gopp, daß Sie den sei nackigter Schädel doch werd runter fallen
un'n Presedenten zwischen de Beene rollen! Abber mei' Gonserva-
tifer hat'n glei' Widder in'er Hand un schmeißt nn mir nischt dir
nischt seinen eeg'uen Gopp seinen Feinde an'n Gopp, daß den seiner
nn nadierlich ooch mit abfliegt, un Sie eener von de beiden Geppe
an de Mauer haut un der and're von e' dritten Gescheege ufgehascht
werd. Ei nu klingelt aber mei' Presidente un werd Sie an de
Standesehre appelliren, un da muß mer nn sagen, da is Sic der
Sociale ooch Ividder verninft'g rin langt sich seinen Gopp un seinen
Hut un setzt erscht sei Hittel ns'n Gopp zercchte, wie's de ihm am
scheensten steht, nn setzt denn seinen Gopp. mitsammt's Hittel ividder
uf un langt ganz gebildet ooch seinem Feinde seinen Gopp Widder
nieder, 's wäre ni schlimm gemeent gewesen, meent er, nn er sollt's
weiter nich für uhngiet'g nähm'n, er wär' ähm Mitglied von'»
Kriegervereine aus'm siebenjährigten Kriege un da gennt ihn das
zu sehre greppen, wenn'n eener wollte als cn Socialen verdächt'gcn.
„Nu ja doch, meine Herren", sagte nu da der Presidente ieber die
ganze Gesellschaft, „was ivull'n m'r nu aber denn nu eejentlich
machen?" Säh'n Se, un da bat Sie nu eener um's Wort, der de
bisher ganz stille vor sich hin geduselt hatte, aber das war Sie im
Grunde nämlich e' ganz helles Geppchen war Sie's, der meente: „Ich
beahntrage die Grindnug enes Vereins zum Schutze der be-
rechtigten Interessen des Gesp cnsterst and es."

Nu horchen Sc emal, meine Herrn: wie Sie der Manu das
gesagt hat, will sich eener ene Zigarre ahnstechen und haut Licht
ans'n Steene — ach du lieber Strohsack, un da sicht er doch mich!
„'s is wer Fremdes hinne", schreit er, „'s is e' Spitzel hinne, mir
sein behorcht, Collegen, mir sein verrathen!" Ei du mei' Dudel-
deichen, un da looft schon die ganze Blase dorchcnander un uf mich
zu nn fuchtelt mer unter de Nase: „Sie gemeener Mensch Sie, Sie
wull'n wohl Schindluder mit uns treiben?" Un nu wär'n se alle
mit de Knochen uf mich los — da schreit doch mei Kellner: „'s is
Eens, meine Herrschaften, 's is Eens!" Nu aber hätten Se füllen
seh'n: eh' daß 'ch de konnte drei zählen, hastenichgeseh'n, war'n se
weg, alle weg, weg wie in en Mauseloch, sag'ch Sie!

Un nu war'sch ooch meischenstille. Ach Guttchen nee, war'ch
Sie da froh, meine Herren! Aberst nu horchen Se: wie ich noch
so sitze un noch immer e' dicht'gen Datterich von die ausgestandene
Angst in de Glieder habe, da klvppt's noch emal an! Un da hum-
pelt Sie doch mei Gescheegekellner ooch schon Widder 'nein, un ganz
hibsch bescheiden is er, un denn meent' er: „Entschold'gen Se sreind-
lichst, mei kntstes Herrchen", meent' er, „hab'ch ni vielleicht in dem
Radau vorhin mei eenes Been vergessen? Richt'g, da hammersch
schon!" Weil's so enge gewesen wäre, sagt' er, hätt' er's derweile
in'n Winkel gestellt, daß er nich so leicht een'n uf die Fieße träte.
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