Bei'm Photographen in Kamerun.
125
®ls Erster kommt der Kritikus —
Theils weil er will, theils weil er muß.
Er sieht von außen harmlos d'rein -
Wie meistens trügt auch hier der Schein!
Denn innerlich trotz alledem
Ist er durchaus nicht angenehm.
Sobald er seine Nase rümpft,
Kann man d'raus schwören, daß er schimpft.
Stoff, Auffassung und Zeichnung paßt
Ihn, nicht bei allen Bildern säst,
Und däucht ihm ein's 'mal gut dabei,
So tadelt er die ander'n zwei;
Ja, wären alle drei samos,
Dann zieht er aus die Farben los.
Nur selten öffnet sich sein Mund —
Doch spricht er was, so sagt er: „Schund!"
Blos von ganz anerkannten Meistern
Läßt sich allein sein Stift begeistern.
Sonst ist ihm, wie es so sein Fug,
Das Beste g'rade schlecht genug.
Von Haus aus wär' er dann und wann
Ja nicht 'mal so ein übler Mann.
Blos daher kommt's, daß er meist tobt,
Weil der nichts gilt, der zu viel lobt!
Kunstausstellungs-Lieder.
Der Enthusiast.
ter Enthusiast schwärmt nur sür
eines —
j Von ander'n Bildern sieht er keines,
! Stürzt achtlos durch die Säle all'
! Und hält erst vor dem Ideal.
| Dort aber steht er ganze Stunden:
Von rechts, links, mitten, oben, unten
j Schaut er sich das Gemälde an,
Sieht neue Wunder immer d'ran,
Lobt's glühend mit den Lobenden,
Und möchte unter tobenden
I Empfindungen Den gleich durchnadeln,
Der's etwa einmal wagt zu tadeln.
Und wen er kennt — wer es auch sei —,
j Den schleppt er mit Gewalt herbei
Und ruft: „Sonst ist ja Alles Dunst!
Hier aber seh'n Sie: Das ist Kunst!"
Liebende.
^^ehr häufig kommen Liebende.
Doch ist d'ran das Betrübende,
Daß sie die Ausstellung benutzen
Blos, um geheim zu rendezvouzen.
Sie schreibt ganz kurz ihm xosts restante:
„Geliebter Emil!
Mit der Tante
Geh' ich am Samstag hin um Drei!
Im Saale XII gewärtig sei!
Beim Bilde „Schaft vor der Burg"
Lass' ich sic steh'n und brenn' ihr durch!" —
Und wirklich — kaum noch, daß die Tante
Ihr Antlitz zu den Schafen wandte,
Ist ihr das Lämmchen schon entfloh'».
Sie ruft nach ihr mit Jammerton
Und sucht danach in allen Räume»,
Indessen Jene, unter Bäumen
Versteckt, vor Liebe lieblos, zaudert
Und süß mit dem Entführer plaudert.
Erst Abends, eh' man schließt das Thor,
Stürzt im Foyer erhitzt sie vor
Und ruft — so macht die Lieb' verrucht:
„Ach, wie Hab' ich mich müd' gesucht!
Nein, Tantchen, hast Du mich erschreckt!
Nun sag', wo hast Du nur gesteckt?"
Der Gönner.
ter Gönner ist ein Mann, der kaust,
Der fördert, unterstützt, entdeckt,
Dem aus dem Sack ein Goldquell traust
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®ls Erster kommt der Kritikus —
Theils weil er will, theils weil er muß.
Er sieht von außen harmlos d'rein -
Wie meistens trügt auch hier der Schein!
Denn innerlich trotz alledem
Ist er durchaus nicht angenehm.
Sobald er seine Nase rümpft,
Kann man d'raus schwören, daß er schimpft.
Stoff, Auffassung und Zeichnung paßt
Ihn, nicht bei allen Bildern säst,
Und däucht ihm ein's 'mal gut dabei,
So tadelt er die ander'n zwei;
Ja, wären alle drei samos,
Dann zieht er aus die Farben los.
Nur selten öffnet sich sein Mund —
Doch spricht er was, so sagt er: „Schund!"
Blos von ganz anerkannten Meistern
Läßt sich allein sein Stift begeistern.
Sonst ist ihm, wie es so sein Fug,
Das Beste g'rade schlecht genug.
Von Haus aus wär' er dann und wann
Ja nicht 'mal so ein übler Mann.
Blos daher kommt's, daß er meist tobt,
Weil der nichts gilt, der zu viel lobt!
Kunstausstellungs-Lieder.
Der Enthusiast.
ter Enthusiast schwärmt nur sür
eines —
j Von ander'n Bildern sieht er keines,
! Stürzt achtlos durch die Säle all'
! Und hält erst vor dem Ideal.
| Dort aber steht er ganze Stunden:
Von rechts, links, mitten, oben, unten
j Schaut er sich das Gemälde an,
Sieht neue Wunder immer d'ran,
Lobt's glühend mit den Lobenden,
Und möchte unter tobenden
I Empfindungen Den gleich durchnadeln,
Der's etwa einmal wagt zu tadeln.
Und wen er kennt — wer es auch sei —,
j Den schleppt er mit Gewalt herbei
Und ruft: „Sonst ist ja Alles Dunst!
Hier aber seh'n Sie: Das ist Kunst!"
Liebende.
^^ehr häufig kommen Liebende.
Doch ist d'ran das Betrübende,
Daß sie die Ausstellung benutzen
Blos, um geheim zu rendezvouzen.
Sie schreibt ganz kurz ihm xosts restante:
„Geliebter Emil!
Mit der Tante
Geh' ich am Samstag hin um Drei!
Im Saale XII gewärtig sei!
Beim Bilde „Schaft vor der Burg"
Lass' ich sic steh'n und brenn' ihr durch!" —
Und wirklich — kaum noch, daß die Tante
Ihr Antlitz zu den Schafen wandte,
Ist ihr das Lämmchen schon entfloh'».
Sie ruft nach ihr mit Jammerton
Und sucht danach in allen Räume»,
Indessen Jene, unter Bäumen
Versteckt, vor Liebe lieblos, zaudert
Und süß mit dem Entführer plaudert.
Erst Abends, eh' man schließt das Thor,
Stürzt im Foyer erhitzt sie vor
Und ruft — so macht die Lieb' verrucht:
„Ach, wie Hab' ich mich müd' gesucht!
Nein, Tantchen, hast Du mich erschreckt!
Nun sag', wo hast Du nur gesteckt?"
Der Gönner.
ter Gönner ist ein Mann, der kaust,
Der fördert, unterstützt, entdeckt,
Dem aus dem Sack ein Goldquell traust
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bei'm Photographen in Kamerun"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1895 - 1895
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 103.1895, Nr. 2618, S. 125
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg