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72 Zweideutig.

Dienstmädchen (vor dem Abendessen): „Madam' läßt bitten,
es ist angerichtet!"

Herr (für sich): „Was wird die heut' wieder angerichtet
haben!" _

Pyropulos, der dressirte Drache.

——

iese Geschichte wieder zu erzählen, wird mir nicht leicht,
denn sie greift mir immer gar zu sehr an's Herz, und
ich muß dann jedesmal weinen.

Da es aber sein muß, so wisse, o Leser, daß in der
tiefen Höhle eines dunklen Urwalds ein Drache wohnte mit Namen
Pyropulos, ein Drache, der grauenhaft stark und schrecklich anzu-
sehen war, denn er hatte einen sehr beträchtlichen Schweif und sprühte
schier ununterbrochen Feuer. Dieser Drache nun bewachte seit fünf-
undzwanzig Jahren eine junge Dame, Adelheid von Schnappitz mit

Namen. Von dieser Dame hatte ein junger Mann, Felix Meyer mit
Namen, gehört; sein Herz entglomm in Mitleid, und theils des-
halb, theils aus noch zu berührenden geschäftlichen Gründen beschloß
er, die noch unverehelichte Adelheid zu befreien.

Es war ein schöner Donnerstag-Vormittag, als sich der schreck-
liche Kampf entspann. Aber er war schnell entschieden, denn der
Drache hatte in seiner Weltabgeschiedenheit nicht mit den Fortschritten
der Neuzeit gerechnet; kaum, daß er eine Lohe seiner Rachengluth
auf Herrn Meyer geschleudert, als ihm schon aus dessen Hand der
Inhalt eines Feuerlösch-Extincteurs zwischen das Gebiß flog. Denn
in diesem Artikel (D.R.P. 123 456) reiste Felix Meyer und auf den-
selben hatte er seinen Plan gebaut. So vorzüglich in der That war das
Fabrikat seiner Firma, daß Pyropulos, der in seiner Verblendung

Pyropulos, der dressirte Drache.

nach dem Strahle der Gasspritze schnappte, schier die Glut seines
Gaumens erlöschen fühlte. War es ein Wunder, daß er nunmehr,
auf's Aeußerste bestürzt, jede weitere Vertheidigung auf- und dem
Manne, den er in seiner beschränkten Branchenkenntniß für einen
Gott halten mußte, sein Leben in die Hand gab? Felix Meyer
aber begann, sich durch eine nähere Untersuchung darüber aufzu-
klären, wo der Drache sein Herz hatte, auf daß er ihm das noch
aus seiner Dienstzeit bewahrte Eigenthums-Seitengewehr dort hinein-
stieße.

Hart und gewaltthätig ist des Mannes Sinn, milde aber und
weich ist das Herz der Frauen. Siehe, aus dem Innern der Höhle
erklang jetzt eine holde Stimme: „Haltet ein!" - und mit züchtigem
Schritt heran trat das Fräulein Adelheid. „Hören Sie, mein Herr,"
Hub sie an, „ans die Stimme eines zarten Weibes, ehe Sie diesen
meinen Tyrannen tödten, der übrigens, wie ich der Wahrheit gemäß
bemerken muß, mich doch stets mit der meiner Abkunft, meiner
Jugend und meiner Schönheit schuldigen Ehrfurcht behandelt hat.
Immerhin einige Zeit der Welt entfremdet, Herr Meyer, habe ich
dort nichts mehr, was ich liebe, und so will ich denn Ihre, in diese
ungewöhnliche Form gekleidete Werbung erhören. Vorher aber muß
ich Sie um klare Auskunft darüber ersuchen: sind Sie denn auch in
der Lage, einen Hausstand zu gründen?" Felix Meyer verneinte diese
Frage mit einer ihn ehrenden Offen- und mit großer Entschiedenheit,
bescheiden erklärend, nur Menschenliebe und der Wunsch, die Vor-
züglichkeit des von ihm vertretenen Artikels zu beweisen, hätten ihn
zu seiner That bewegt, nie aber würde er sich erlauben, sein Herz
und Auge so hoch aufzuschlagen. „O bitte," entgegnete darauf, sanft
erröthend, das Fräulein, „ich reiche Ihnen trotzdem die Hand, denn
ich weiß, was ich einem Erretter schulde und werde mich durch nichts
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Pyropulos, der dressirte Drache"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 104.1896, Nr. 2638, S. 72

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