Fliegende Blätter (104.1896 (Nr. 2631-2656))

21.

Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.

S«S1.

Preis des Bandes (26 Nummern) M. ß.70. Bei directem
Bezüge p e r K r e u z b a n d: für Deutschland und Oesterreich
M. 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins M. 8.—
Einzelne Nummer 30 4-

104. Bd.

(Alle Rechte für sämmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)

Das Compagnie-Geschäft.

Räuber (zum Dichter): „Geld oder das Leben!" — Dichter: „Geld Hab' ich
kein's! Wenn Sie mir aber Ihre Erlebnisse erzählen, bring' ich dieselben zu Papier.
Nächste Woche kommen Sie dann zu mir, imb wir theilen das Honorar für den Roman!"

Der verlorene Dichter.
V

§um Geheimrath und Professor
Der Literaturgeschichte
Bracht' ein schwärmerischer Jüngling
Einst unzählige Gedichte.

Weil er Phantasie und Verskunst,

Ernst und Fleiß sein Eigen nenne,
Mbcht' er sich die Frag' erlauben,

Ob er Dichter werden könne.

Der Geheimrath las mit Eifer;

Dann sprach er als weiser Richter:
„Die gewal-tige Leidenschaft noch
Fehlt Dir, Freund, zum rechten Dichter!

Such' ein auserlesenes Mädchen —
Die sind wählerisch und enthaltsam!
Sicher wird sie Dich verschmähen —
Dann erfaßt es Dich gewaltsam!

Dann hast Du das Spiel gewonnen!
„Werthers Leiden" — „Buch der Lieder"
Sind vergessen und die Welt ruft:
„Endlich etwas Neues wieder!""

-Lange sucht' er — endlich fand er.

Doch kaum sprach er noch mit Beben
Ihr von Lieb', lag sie am Hals ihm
Und schrie: „Dein fnr's ganze

Leben!"

Weil er die unselige große
Leidenschaft nun doch nicht hatte,
Wurde er kein Dichter zwar mehr,
Aber ein — beglückter Gatte.

_ K. Lasar

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