Zeitkinder.
185
Der höchste Grad.
-Wls jüngst im klassischen Griechenland
jrf Gerungen war und wettgerannt,
Errang ein Grieche, wie Jeder weiß,
Der Bauer Luit, den Marathon-Preis.
Wie er dnrch's Ziel lief — der Einzige blos
Brach unermeßlicher Jubel los!
Es schlug sich um ihn das Publikum:
Man herzt' ihn, küßt' ihn, trug ihn herum,
Jeder wollt' ihm zum Angedenken
Was Gutes thun, was Kostbares schenken:
Es regnete Uhren und gold'ne Ketten,
Hüte und Röcke, ja selbst Stiefletten;
Einer verschrieb ihm eine Rente,
Ein And'rer schwur, bis an's Lebensende
Ihn täglich mit Porter zu traktiren,
Ein Dritter: ihn umsonst zu rasiren . . .
Zuletzt noch drängte sich Einer herbei
Umhalst' ihn, drückt' ihn beinah' entzwei
Und rief: „Wenn Sie je Gedichte schreiben —
Ich bin Verleger — ich will sie vertreiben!
Ich nehme sie gratis — Sie zahlen mir
Keinen Pfennig, nur Druck und Papier
Und Reklamespesen — hier meine Hand:
Ich thu' es! Für Sie! Für das Vaterland!"
Da brach noch einmal rings herum
Der Jubel los im Publikum!
Alle wollten den Braven seh'n,
Alle mußten sich eingesteh'n:
In diesem — was auch ein Jeder that —
Erklomm die Begeiferung den höchsten Grad.
Georg Sittlicher.
Affenliebe.
„. . Nun hast Du's für Deinen Hochmuth! Auf
Jedermann hast Du herab gesehen, Niemand war Dir
als Gesellschaft für Deinen Sohn gut genug — jetzt
ist er im Examen durchgefallen!" — „Allerdings
— aber in bester Gesellschaft!"
In Gedanken.
Professorsgattin (zu ihrem Manne): „Hast
Dil dem Herrn Huber schon zu fernem Namenstage
gratulirt?" — Professor: „Nein!.. Warum? .. Ist
denn heute Huber?" -
„. . . Also, Else, Du erhörst mich nicht?! .. . Nun denn,
wenn ich groß sein werde — erschieß' ich mich!"
Gin bis zur Unleserlichkeit
ausgestrichenes Wort interessirt
den Empfänger des Briefes mehr,
als vier Seiten Lesbnres.
Je höher du deine Nase
trägst, um so leichter kann man
dich d'ran herumführen. <s. w.
Welbsttadel ist oft nur ein
verstecktes Selbstlob. ©. w.
Dft geben wir eine Mein-
ung auf, weil wir sie mit einem
Unbedeutenden theilen müssen.
L.
Der schlaue Mo
ps.
1.
185
Der höchste Grad.
-Wls jüngst im klassischen Griechenland
jrf Gerungen war und wettgerannt,
Errang ein Grieche, wie Jeder weiß,
Der Bauer Luit, den Marathon-Preis.
Wie er dnrch's Ziel lief — der Einzige blos
Brach unermeßlicher Jubel los!
Es schlug sich um ihn das Publikum:
Man herzt' ihn, küßt' ihn, trug ihn herum,
Jeder wollt' ihm zum Angedenken
Was Gutes thun, was Kostbares schenken:
Es regnete Uhren und gold'ne Ketten,
Hüte und Röcke, ja selbst Stiefletten;
Einer verschrieb ihm eine Rente,
Ein And'rer schwur, bis an's Lebensende
Ihn täglich mit Porter zu traktiren,
Ein Dritter: ihn umsonst zu rasiren . . .
Zuletzt noch drängte sich Einer herbei
Umhalst' ihn, drückt' ihn beinah' entzwei
Und rief: „Wenn Sie je Gedichte schreiben —
Ich bin Verleger — ich will sie vertreiben!
Ich nehme sie gratis — Sie zahlen mir
Keinen Pfennig, nur Druck und Papier
Und Reklamespesen — hier meine Hand:
Ich thu' es! Für Sie! Für das Vaterland!"
Da brach noch einmal rings herum
Der Jubel los im Publikum!
Alle wollten den Braven seh'n,
Alle mußten sich eingesteh'n:
In diesem — was auch ein Jeder that —
Erklomm die Begeiferung den höchsten Grad.
Georg Sittlicher.
Affenliebe.
„. . Nun hast Du's für Deinen Hochmuth! Auf
Jedermann hast Du herab gesehen, Niemand war Dir
als Gesellschaft für Deinen Sohn gut genug — jetzt
ist er im Examen durchgefallen!" — „Allerdings
— aber in bester Gesellschaft!"
In Gedanken.
Professorsgattin (zu ihrem Manne): „Hast
Dil dem Herrn Huber schon zu fernem Namenstage
gratulirt?" — Professor: „Nein!.. Warum? .. Ist
denn heute Huber?" -
„. . . Also, Else, Du erhörst mich nicht?! .. . Nun denn,
wenn ich groß sein werde — erschieß' ich mich!"
Gin bis zur Unleserlichkeit
ausgestrichenes Wort interessirt
den Empfänger des Briefes mehr,
als vier Seiten Lesbnres.
Je höher du deine Nase
trägst, um so leichter kann man
dich d'ran herumführen. <s. w.
Welbsttadel ist oft nur ein
verstecktes Selbstlob. ©. w.
Dft geben wir eine Mein-
ung auf, weil wir sie mit einem
Unbedeutenden theilen müssen.
L.
Der schlaue Mo
ps.
1.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zeitkinder" "Der schlaue Mops"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 104.1896, Nr. 2650, S. 185
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg